HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Vorübergehen gestreift hatten oder ihre Finger sich berührten, wenn sie gleichzeitig nach den Süßigkeiten in der großen Schale griffen.
„Ich wollte schon lange einmal mit Euch sprechen.“ Heywoods Lippen waren so nahe an ihrem Ohr, dass Seraphina ein Schauer überlief, als sie seinen warmen Atem auf ihrer Haut spürte.
„Worüber?“
„Über Eure Zukunft.“
„Meine Zukunft?“ Ihr Herzschlag schien zu stocken. „Was habt Ihr mit meiner Zukunft zu tun?“
„Sehr viel.“ Als Seraphina den Kopf wandte, blickte Heywood sie eindringlich an. „Ihr habt zwar keinen Zweifel daran gelassen, dass Euch meine Werbung nicht genehm ist, doch Ihr solltet noch einmal darüber nachdenken. Ich biete Euch nicht nur meinen Namen an, sondern auch meinen Schutz.“
„Die Fesseln und die Ketten der Ehe! Warum sollte mir der Sinn danach stehen?“, erwiderte Seraphina bissig und senkte den Blick auf ihre Finger, die unaufhörlich die glänzende Seide ihres Gewandes glattstrichen.
„Ich glaube, das wisst Ihr. Zweifellos habt Ihr in Betracht gezogen …“
„Was?“ Wieder hob Seraphina den Kopf, um den Earl anzublicken.
„Glaubt Ihr wirklich, dass es damit getan ist, wenn Ihr mich abweist?“ Heywood seufzte ungeduldig. „Es werden andere kommen, deren Werbung nicht so höflich sein wird wie die meine.“
„Dann wird es noch leichter sein, sie abzuweisen, als bei Euch …“ Entsetzt über dieses Eingeständnis unterbrach sich Seraphina. „Ich meinte natürlich nicht …“
„Zum Teufel!“, fuhr der Earl barsch dazwischen. „Ihr werdet diese Bewerber nicht abweisen können, und Ihr wisst das auch.“
„Ich habe keine Ahnung, worüber Ihr sprecht.“ Seraphinas Stimme war rau vor Erleichterung. Gott sei Dank! Er hatte ihren verräterischen Ausrutscher nicht bemerkt!
„Ihr müsst wissen …“, begann Heywood eindringlich, hielt dann aber inne, als er ihre Verwirrung bemerkte. „Wenn Ihr nicht einwilligt, dann …“
„Was dann?“, flüsterte Seraphina ihm mit wachsender Erregung zu.
„Dann fange ich an zu glauben, dass ich der größte Narr in der ganzen Christenheit bin“, erwiderte der Earl ruhig.
Seraphina schwieg. Ihre Kopflosigkeit schwand unter der Wärme seiner Stimme – einer Wärme, die neu für sie war und ihr die Tränen aufsteigen ließ bei dem plötzlichen Wunsch, noch einmal vor vorn beginnen zu können, um … was? Um seine Frau werden zu dürfen? Erschrocken über ihre eigene Schwachheit und Unvernunft wandte sie sich ab. Heywood hielt sie für eine Dirne und verachtete sie deshalb! Er verachtete sie, genauso wie Edmund … das musste sie sich um jeden Preis immer wieder vor Augen halten.
„Seraphina.“ Die ungeduldige Stimme ihrer Mutter riss sie aus ihren Gedanken, und sie bemerkte plötzlich, dass das Gespräch der anderen ins Stocken geraten war. „Seitdem der Earl bei uns ist, hast du noch nicht einmal musiziert. Nimm deine Laute! Ich würde gern ein Lied hören.“
„Muss das sein?“, entgegnete Seraphina widerwillig. Sie fühlte sich erschöpft und unsicher. „Außerdem spiele ich immer schlecht vor … Fremden.“ Mit Bedacht hatte sie dieses letzte Wort gewählt.
„Unsinn!“, verwies Lady Katherine ihre Tochter. „Du kannst Mylord Heywood wohl kaum als einen Fremden bezeichnen.“
„Das hoffe ich auch“, pflichtete der Earl ungezwungen bei. „Wollt Ihr uns diese Bitte nicht erfüllen, Mylady? Ich kann mir nicht viele Dinge vorstellen, die ich Euerm Gesang vorziehen würde.“
„Das könnt Ihr wirklich nicht?“ Seraphina bereute ihre boshafte Bemerkung, kaum dass sie ausgesprochen war.
„Allerdings …“ Der Earl verzog den Mund zu einem humorlosen Lächeln. „Es ist wohl kaum Ort und Zeit, um auf eine solche Frage näher einzugehen.“
Da hast du es, sagte sich Seraphina zornig, er spricht zu dir wie zu einer Kurtisane, und du träumst davon, mit ihm ein neues Leben zu beginnen. Mit roten Wangen wandte sie sich hastig um und griff nach dem Instrument. „Ich kann das Spielplättchen nicht finden“, sagte sie einen Augenblick später nach einem flüchtigen Suchen zwischen den Kissen. „Vielleicht würde es der Earl vorziehen, Karten zu spielen oder Schach …“
„Es wird im Innern des Instrumentes sein“, unterbrach Lady Katherine energisch diese Vorschläge.
Mit einem ergebenen Seufzer drehte Seraphina die Laute um und schüttelte sie kräftig. Es klapperte innen, und kurz darauf fiel das geschnitzte Elfenbeinplättchen auf den
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