HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
erwiderte Heywood kurz. „Kommt her, ich helfe Euch beim Aufsteigen.“
Er legte ihr die Hände um die Taille, und als sich ihre Blicke dabei trafen, schien die Zeit plötzlich rückwärts gelaufen zu sein bis zu jenem Tag, da Heywood in Mayfield Seraphina zum ersten Male auf diese Weise berührt hatte. Es war wieder dasselbe Gefühl des Wiedererkennens und zugleich der Unausweichlichkeit. Seraphina wusste, dass sie zu diesem Manne gehörte, ob sie es nun wollte oder nicht, denn es lang jenseits ihres Einwirkungsvermögens. Und auch Heywood war sich dessen bewusst. Sie erkannte es daran, wie sich seine Augen verdunkelten, wie sich seine Hände fester um ihren Körper schlossen, wie sein Atem sich beschleunigte. Plötzlich wurden ihr die Knie weich, und sie schwankte leise, als er seinen Kopf zu ihr neigte. Verwirrt und ein bisschen verängstigt durch das Verlangen in seinem Blick schloss sie die Augen.
Doch dann wurde die Verzauberung jählings durchbrochen, denn der Earl hob sie mit einem solchen Schwung in den Sattel, dass sie beinahe auf der anderen Seite wieder hinuntergerutscht wäre und ihr ganzes Geschick benötigte, um das Gleichgewicht wiederzuerlangen. Madrigal tanzte aus Protest gegen diese Behandlung erregt hin und her.
„Ich bitte um Verzeihung“, sagte Heywood trocken und beobachtete, wie Seraphina die Zügel ergriff und mit geübter Hand die Stute wieder zur Ruhe brachte. „Ich hatte nicht erwartet, dass Ihr so leicht seid. Ihr solltet mehr essen, damit Ihr nicht mehr so dünn seid.“
„Zum Teufel!“ Nun wurde es Seraphina doch zu viel. „Erst mein Haar, nun meine Figur! Es gibt wohl nichts an mir, was Euch gefällt?“
„Oh, doch“, erwiderte der Earl gedehnt und musterte sie ungeniert von Kopf bis Fuß.
„So, und das wäre?“, fuhr Seraphina ihn an, denn die Art, wie es um seine Mundwinkel zuckte, machte sie misstrauisch.
„Nun, Euer entzückendes, liebenswertes Temperament, Mylady.“ Er lachte und duckte sich im selben Augenblick, denn Seraphina hatte ihre Lederhandschuhe aus dem Gürtel gezogen und ihm wütend an den Kopf geworfen. „Aber wo bleibt Jem, hole ihn der Teufel! Wenn er sich nicht beeilt, werde ich Robin schließlich doch noch zehn Taler schulden.“
„Sie müssen mindestens schon eine Viertelmeile voraus sein“, sagte Seraphina, als sie das Gewirr der Palastgebäude hinter sich gelassen und das offene Land erreicht hatten.
Der Earl lächelte. „Wir mussten ihnen doch eine Chance geben. Diese beiden Pferde hier sind schneller als alle übrigen im ganzen Königreich. Gebt Madrigal den Kopf frei, und Ihr werdet merken, was ich gemeint habe.“
Seraphina folgte seinem Rat und drückte zugleich der Stute leicht die Hacken in die Seite. Sofort flog Madrigal dahin in einem gleichmäßigen, mühelosen Galopp, und ihre Hufe schienen dabei die Erde kaum noch zu berühren. Der Abstand zwischen ihnen und der übrigen Gesellschaft verringerte sich schneller, als Seraphina angenommen hatte. Sie warf einen Blick zur Seite, um sich zu vergewissern, dass der Earl noch neben ihr war. Pavanne hatte sich ihrem Schritttempo angepasst, und Heywood lächelte ihr zu und schien dieselbe Begeisterung zu verspüren.
Als sie keine zwanzig Yards mehr von der Schar der Reiter entfernt waren, warf Robin Dudley einen Blick über die Schulter und spornte im gleichen Augenblick seinen Schwarzen zu größerer Eile an. Seraphina hörte, wie der Earl neben ihr kurz auflachte, und dann schoss Pavanne an ihr vorbei und kam mit jedem Schritt Dudleys schwerem Ross näher. Madrigal kaute unruhig auf dem Gebiss, denn sie wollte ihrer Stallgefährtin folgen. Also gab Seraphina auch ihr den Kopf frei, und sie sprengten auf die Gruppe kostbar gekleideter Höfling zu. Vor ihr jagten der Earl und Robin Dudley Steigbügel an Steigbügel dahin und überschütteten sich mit freundschaftlichen Beleidigungen, während sie um die Führung wetteiferten.
Seraphina hob den Kopf, erkannte die gespaltene Eiche am jenseitigen Waldrand und neigte sich jetzt tief über den Hals des Pferdes. Schnell gewann sie auf diese Weise Boden gegenüber dem Earl und Dudley, deren Pferde zwar ebenso flink waren wie Madrigal, aber eine weitaus größere Last zu tragen hatten, und das Letztere war der einzige Vorteil, den Madrigal brauchte.
„Zehn Engelstaler, Mylords?“, rief Seraphina neckend, als sie dieselbe Höhe wie die beiden Männer erreicht hatte. Dann war sie an ihnen vorüber und hörte lachend, wie sie hinter ihr
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