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HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

HISTORICAL EXCLUSIV Band 23

Titel: HISTORICAL EXCLUSIV Band 23 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARIE-LOUISE HALL LAURIE GRANT
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bisschen den Teufel im Leib haben, als von solchen, die zu sehr den Heiligen spielen.“
    „Oh, das geht mir genauso“, erwiderte Seraphina aus vollem Herzen und dachte dabei an Edmunds kalte, leidenschaftslose Frömmigkeit. Doch dann schrie sie entsetzt auf, denn mit einem Knall wie ein Pistolenschuss war der Ast unter Heywoods Füßen abgebrochen und senkte sich nach unten. Sie schloss die Augen. Jetzt war Heywoods Schicksal besiegelt, und das konnte sie nicht mit ansehen. Wie aus großer Ferne hörte sie Schreie und das Geräusch, wenn er auf einen Ast aufschlug. Seraphina fiel mit ihm in eine dunkle, bodenlose Leere. Kleine Zweige und Blätter rieselten ihr über den Kopf, aber sie öffnete die Augen nicht. Wenn sie nichts von dem Schrecklichen sah, dann existierte es auch nicht wirklich. Bei dem letzten dumpfen Aufprall auf den Waldboden schrak sie zusammen.
    Irgendjemand ergriff ihre Hand und drückte sie fest. „Es ist alles in Ordnung. Es war nur der Ast.“
    Mary Sydneys zitternde Stimme durchbrach die Benommenheit in Seraphinas Kopf. „Er ist nicht abgestürzt. Robin kommt ihm zu Hilfe.“
    Langsam öffnete Seraphina die Augen und blickte in die Höhe. Der Earl war tatsächlich nicht abgestürzt. Noch nicht. Er hing an seinen beiden Händen an einem Ast unmittelbar über seinem Kopf. Dieser Ast jedoch bog sich, langsam und unausweichlich. Die Höflinge verharrten entsetzt in absoluter Stille, in der man das Knarren des überlasteten Astes vernehmen konnte. Er würde auch zerbrechen! Aufgeregt hielt Seraphina nach Robin Dudley Ausschau. Noch war er einige Fuß entfernt, tastete sich an dem rauen Stamm entlang, während der Earl Spanne um Spanne mit den Händen zu dem dickeren Ende des Astes hangelte, der bei jeder Verlagerung seines Gewichtes lauter zu knacken begann.
    Mary Sydney umklammerte ihre Hände, und Seraphina wusste, dass sie dasselbe dachte wie sie. Robin Dudley würde Heywood nicht mehr zur rechten Zeit erreichen. Entweder der Ast würde brechen, oder sein Griff würde erlahmen. Sie starrte auf Robin. Warum nur blieb er stehen, eng an den Stamm geklammert? Warum bewegte er sich nicht schneller? Plötzlich erkannte sie, was er vorhatte, als er die Hand hoch über den Kopf erhob und nach Heywoods Fuß tastete. Der Earl setzte den Fuß auf die Hand des Freundes, ließ den Ast mit einer Hand los und ergriff mit ihr einen kräftigen Zweig unmittelbar über Robins Kopf. Mit einer für die Zuschauer quälenden Langsamkeit gelang es ihm, den anderen Fuß auf Dudleys Kopf zu setzen, dann den ersten von der Hand auf die Schulter. So benutzte er den Freund als lebendige Leiter, bis er sicher neben ihm in einer dicken Gabelung der knorrigen Astarme der alten Eiche stand. Einen Augenblick später begannen die beiden den Abstieg und kletterten mit derselben Leichtigkeit, mit der sie kurz zuvor hinaufgestiegen waren, wieder hinab.
    Die atemlose Stille unter den Höflingen wurde durch einen plötzlichen Ausbruch von Gelächter und Geschnatter beendet, nachdem sich die Spannung der letzten Minuten gelöst hatte. Einige der Männer liefen zum Fuß des Baumes, um die beiden waghalsigen Kletterer in Empfang zu nehmen.
    Mary Sydney ließ Seraphinas Hand los und bekreuzigte sich nach altem Brauch. „Ich möchte ihnen am liebsten ein paar hinter die Ohren geben!“, murmelte sie wütend. „Sie sind nun wirklich zu alt für solche dummen Spiele.“
    Seraphina nickte schweigend, immer noch wie betäubt von Angst, einer Angst, die sie nicht verließ, bis sie sah, wie der Earl leichtfüßig vom letzten Ast der Eiche hinabsprang, dicht gefolgt von Robert Dudley. Sofort wurden die beiden von einer Schar Höflinge umringt, sodass sie nur noch den dunklen Haarschopf des Earls entdecken konnte.
    „Seraphina! Ich habe mir doch gleich gedacht, dass du es sein musstest, die an uns vorüberritt. Hast du mich nicht gesehen? Oder gehst du mir aus dem Weg? Ich fange langsam an, das zu glauben.“ Beim Klang der bekannten Stimme drehte sich Seraphina im Sattel um und erblickte Grace auf einem ältlichen Wallach mit sanften Augen. Die Sonne vergoldete ihr adrett in einem Netz zusammengehaltenes Haar, und sie sah in ihrem schlichten grauen Samtgewand beinahe überirdisch schön aus.
    „Aber ich gehe dir doch nicht aus dem Weg.“ Seraphina lächelte etwas schuldbewusst, denn sie hatte es in den letzten Tagen tatsächlich vermieden, mit Grace zusammenzutreffen, weil sie es einfach nicht ertragen konnte, mit anzusehen, wie der Earl

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