HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
Hände wurden zudringlicher.
„Was zum Teufel ist in dich gefahren, Richard?“ Dudley rief einem Ritter, den Heywood um ein Haar umgerissen hätte, hastig ein paar entschuldigende Worte zu. „Sie sind doch nur hinter den Strumpfbändern her und hinter den Rosetten. Es ist alles nur Spaß.“
„Sieht sie aus, als ob sie es spaßig findet!“, knurrte der Earl. „Hilf mir um Himmelswillen, sie aus diesem Durcheinander zu befreien!“
Dudley blickte ihn verwundert an, folgte ihm aber eilig.
Seraphina war kreidebleich und hing halb ohnmächtig, schlaff wie eine Stoffpuppe, auf den Schultern der beiden Höflinge. Ihr Gewand war an einer Seite über die Achsel gerutscht, da einer der Männer dort eine Bandschleife abgerissen hatte.
„Lasst sie los!“, brüllte der Earl, als er bei Langham und seinem Begleiter angekommen war. „Wird’s bald!“
Die beiden waren zu berauscht, um die Gefahr zu wittern. „Gebt uns noch eine Chance, Heywood. Mit Eurer ersten Frau wart Ihr großzügiger.“ Langham grinste entzückt über seinen vermeintlich schlauen Witz. Die anderen lachten zustimmend.
Der Earl und Dudley schlugen im selben Augenblick zu. Man hörte das charakteristische Krachen von Fäusten auf Unterkiefer, und die zwei Galane gingen stöhnend zu Boden.
„Richard …“
Heywood fing Seraphina im letzten Moment in seinen geöffneten Armen auf.
„Es ist ja alles gut“, murmelte er, während er an den verwirrten Höflingen vorüberschritt. „Ich halte Euch fest.“
Seraphina schloss die Augen und lehnte ihren Kopf an seine Schulter. Die schwere Goldstickerei auf seinem Wams kratzte ihre Wangen, doch es störte sie nicht. Seine Arme hielten sie umfangen. Sie war in Sicherheit.
„Du wirst Unterstützung brauchen, Richard“, sagte Dudley, der ihm nachgeeilt war, halblaut. „Es wird viel Gerede geben. Langham ist immerhin der Sohn eines Herzogs.“
„Von mir aus kann er der Sohn eines Monarchen sein!“, brummte der Earl. „Aber was die Unterstützung anbelangt, magst du recht haben. Kannst du mir deine Schwester herbeischaffen? Sie muss Seraphina helfen. Wirst du das für mich übernehmen?“
„Ihr braucht keine Angst zu haben, dass Mary plaudern wird. Sie ist keine Klatschbase“, sagte der Earl ruhig, als er die Tür des komfortablen Gemaches schloss, das die Königin ihnen als Hochzeitsgeschenk zugewiesen hatte, und die Tür verriegelte.
„Gewiss“, murmelte Seraphina teilnahmslos, während sie den Rand des seidenen Lakens zwischen den Fingern glattstrich und in den nachtblauen Himmel aus Samt über ihrem Bett starrte. Marys Erschrecken war unübersehbar gewesen, als sie Seraphina aus dem Gewand geholfen und sie in das Brautbett geleitet hatte, aber sie hatte keine einzige Frage gestellt. „Es tut mir leid … dass ich eine solche Szene gemacht habe. Ich wusste gar nicht, was mit mir geschah. Es war, als wenn …“
„Macht Euch keine Gedanken. Bei dem nächsten Skandal ist alles vergessen“, unterbrach sie der Earl freundlich, ging zu einem niedrigen Tisch neben dem lodernden Holzfeuer im Kamin und goss einen Becher Wein ein. „Wenn ich besser auf Euch achtgegeben hätte, wären die Dinge nicht so aus der Hand geglitten.“ Er setzte sich auf den Bettrand und hielt ihr den Becher hin. „Möchtet Ihr etwas Wein?“
„Nein, danke.“ Der Mund war ihr trocken geworden bei dem Anblick seiner nackten Brust unter dem losen Mantel aus golddurchwirktem Brokat. Trotz allem, was sie von Grace erfahren hatte, war der Wunsch, die Wärme seiner Haut zu spüren, fast übermächtig in ihr. „Ich habe bereits mehr als genug getrunken.“
„Allerdings“, stimmte der Earl mit einem kleinen Lächeln zu, lehnte sich gegen die Polster und nippte an dem Wein. „Warum wollt Ihr nicht ein bisschen schlafen? Ihr werdet Euch dann morgen viel besser fühlen.“
„Schlafen …“, wiederholte Seraphina langsam. „Ja, kommt Ihr denn nicht in mein Bett?“
„Ich glaube, es ist besser, wenn ich es nicht tue“, erwiderte Heywood, ohne sie anzusehen. „Vielleicht wenn wir uns etwas näher kennen …“ Er unterbrach sich, als sein Blick auf ihr Haar fiel, das auf den Kissen ausgebreitet war. „Was hat sich zwischen Euch und Sherard abgespielt?“
„Es überrascht mich, dass Euch Mistress Morrison nicht darüber aufgeklärt hat“, entgegnete Seraphina verbittert. „Hat sie Euch nicht berichtet, was für eine tiefe Enttäuschung ich für meinen verstorbenen Gemahl gewesen bin?“
„Ihr habt Euch ihm
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