HISTORICAL EXCLUSIV Band 23
seinen Armen arretiert. Es spielte auch keine Rolle, wenn sie unschuldig wäre, hatte Cecil erklärt. Eine Kerkerhaft, vielleicht sogar eine Hinrichtung könnte andere Verschwörer zu überhasteten Aktionen treiben, bei denen sie Fehler begehen würden. Sieben Tage. Und bis jetzt hatte er keine greifbaren Beweise, um Seraphina zu retten …
11. KAPITEL
Seraphina nahm den hübschen Fächer, der an einer goldenen Kette an ihrer Taille hing, und fächelte sich Luft zu. Es war schwül und dumpf in dem holzgetäfelten Raum, und die Luft war angefüllt von dem Geruch nach Parfüm, brennenden Kerzen und Schweiß. Nicht alle Höflinge schienen die Vorliebe der Königin für ein warmes Bad zu teilen.
In der Mitte des Kreise von schwatzenden und drängenden Menschen hatte sich eine Gruppe von Tänzern zu einer Pavanne aufgestellt, angeführt von der Königin in einem purpurroten Samtgewand und Robert Dudley. Die Damen und Herren des Hofes waren in solche Mengen von Seide, Samt, Satin und Spitzen eingehüllt, das sie ausgereicht hätten, halb England damit zu bedecken, und einige von ihnen waren über und über mit Juwelen beladen. Seraphina wunderte sich insgeheim, dass sie sich mit dieser Last überhaupt auf den Beinen halten konnten. Der ganze Raum kam ihr ohnehin vor wie ein überfüllter Schmuckkasten.
Selbst die rot und grün gestrichene Holztäfelung an den Wänden war mit vergoldeten Verzierungen geschmückt, die im Licht der vielen Kerzen und im Schein der riesigen Feuer in den beiden marmornen Kaminen an den Schmalseiten gleißten und funkelten. Seraphina hob den Blick zu dem großen Fries, der al fresco auf die Wände oberhalb der Täfelung gemalt worden war. Ritter, Jungfrauen und Einhörner spielten dort miteinander in einer sommerlichen Waldlandschaft. Grün, kühl und friedlich wirkten diese Bilder, und Seraphina wünschte sich, auch an einem solchen Ort sein zu können, anstatt im Blickfeld Hunderter amüsierter oder spöttischer Augenpaare in dieser überfüllten Juwelenschatulle ausharren zu müssen.
Seufzend begann sie, die Vögel in einem der Bilder zu zählen, dann die Rosen in dem nächsten, um ihre Gedanken von der Tatsache abzulenken, dass der Earl das Brautbett noch vor der Morgendämmerung verlassen und sie ihn den ganzen Tag kaum zu Gesicht bekommen hatte. Jetzt tanzte er wieder mit Grace anstatt mit ihr. Nur eine Galliarde, hatte er gesagt, als er Grace zum Tanzen führte. Eine! Es war jetzt mindestens schon die dritte!
„Ein schöner Anblick. Es lohnt sich, ihn zu genießen.“
Seraphina fuhr zusammen, als plötzlich neben ihr Sir John Malgreaves Stimme ertönte. Schon mehrere Male hatte sie während des heutigen Tages bemerkt, dass er sie mit befremdlicher Eindringlichkeit ansah.
„Ja gewiss, Sir John“, erwiderte sie mit dem Mindestmaß an gebotener Höflichkeit. Sie war absolut nicht in der Stimmung, um sich mit einem Fremden zu unterhalten.
„Ich komme gern hierher und schaue mir die Fresken an, wenn der Raum leer ist. Sie erinnern mich so an die Wälder meiner Heimat“, fuhr Sir John Malgreave mit der bedächtigen Sprechweise der Leute aus Devonshire fort.
„Sind Eure Wälder denn auch voller Einhörner und schöner Jungfrauen?“, fragte Seraphina mit einem etwas gezwungenen Lächeln.
„Oh, nein.“ Sir John erwiderte schüchtern Seraphinas Lächeln. „Der Wald ist vor allem der Bereich meiner Gemahlin. Sie geht dort gern spazieren. Einhörner würde sie ja vielleicht noch dulden, aber bei den Jungfrauen habe ich doch erhebliche Zweifel.“
„Das glaube ich auch“, stimmte Seraphina etwas freundlicher zu. Malgreaves offenkundige Zuneigung zu seiner Gemahlin hatte ihre Sympathie für ihn geweckt. „Lady Malgreave ist nicht mit Euch nach Whitehall gekommen?“
„Nein. Wir erwarten im nächsten Monat unser erstes Kind. Außerdem würde es Nell hier bestimmt nicht gefallen.“
„Nun, Euch scheint es auch nicht besonders zu behagen, nicht wahr?“ Seraphina konnte diese Bemerkung nicht unterdrücken, als sie bemerkte, wie angespannt Sir John aussah.
„In der Tat.“ Er rieb sich über seinen Bartflaum und sah Seraphina nachdenklich an. „Ich wünschte, ich hätte Devon nie verlassen. Nichts wäre mir lieber, als wenn die Königin mich endlich wieder nach Hause zurückkehren ließe. Und deshalb … möchte ich Euch um Eure Hilfe bitten …“
„Um meine Hilfe?“ Seraphina war entgeistert. Es war doch für jedermann erkennbar, dass ihr Einfluss auf ihren Ehegemahl und
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