Historical Exklusiv Band 06
Begegnungen würde diese letzte wohl den größten Einfluss auf sein Leben haben. James zog Sarah fester an sich und begann, ihr von den Plänen zu erzählen, die er für die Zeit nach ihrer Ankunft in England hegte.
"Nein, James! Du kannst die Phoenix unmöglich verkaufen!"
"Ich muss, Sarah. Sie ist als schnelles, gutes Schiff bekannt. Und was noch wichtiger ist, sie steht in dem Ruf, Glück zu bringen. Sie wird genug einbringen, um Kerrick's Keep wieder aufzubauen und daraus ein Heim für dich und die Jungen zu machen."
Sie stützte sich auf einen Ellenbogen. Das Haar fiel ihr lockig über die Schulter.
"Das würdest du tun? Du würdest das Schiff verkaufen, das dein Leben ist, um ein Heim zu schaffen für Abigail und die Jungen?"
"Ich würde es für dich tun, Liebste."
Sie hielt den Atem an. "Für mich?"
"Ja." Lächelnd zog er sie in seine Arme. "Für dich. Nur für dich allein."
Es war keine leidenschaftliche Liebeserklärung. Und er versprach ihr auch kein immer währendes Glück. Aber es wird genügen, dachte Sarah, und eine Woge von Zärtlichkeit stieg in ihr auf und nässte ihre Augen. Es wird genügen.
Das Herz tat ihr weh bei dem Gedanken, dass er das Meer aufgeben wollte und das Schiff, das er so liebte, für sie und ihre Familie. Sie gelobte sich, dass er diese Entscheidung niemals bedauern sollte. Sie würde ein Heim für ihn schaffen, genau wie für Abigail und die Jungen. Ein Zuhause, wie James es niemals gehabt hatte. Sie würde Kerrick's Keep mit Liebe und Lachen erfüllen, mit Sonne und, wie sie hoffte, mit Kindern. Jungen mit dem schwarzen Haar ihres Vaters, Mädchen mit seinem hinreißenden Lächeln.
Sie schmiegte sich an ihn, fest entschlossen. Sie würde dafür sorgen, dass er vergaß, jemals an Deck eines Schiffes gestanden zu haben, jemals den Sturm in seinem Gesicht gefühlt zu haben.
17. Kapitel
Sarah Abernathy, die unverheiratete Tochter eines presbyterianischen Missionars, war an einem heißen Augustnachmittag an Bord der Phoenix geschlichen, um ihren vermissten Vater zu suchen.
Lady Sarah Kerrick, Viscountess Straithe, schritt über die Gangway eines Handelsschiffes und betrat den Kai von Portsmouth, an einem kühlen, regnerischen Morgen im April.
Sie umklammerte James' Arm, als ihre Schuhspitze die rutschigen Pflastersteine berührte. Nach drei Jahren in Indien und beinahe sechs in China, gefolgt von Wochen auf einem kleinen Atoll, dann acht Monaten ermüdender Seereise an Bord verschiedener Schiffe, stand sie nun endlich wieder auf englischem Boden.
Sie hatte erwartet, Freude zu empfinden, darüber, wieder in dem Land ihrer Geburt zu sein. Stattdessen fror sie nur in der kühlen feuchten Luft und unter der Last ihrer Furcht.
"Glaubst du, dein Geschäftsfreund wird eine Nachricht von der Phoenix haben?"
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte sie dieselbe Frage immer wieder gestellt. James antwortete ihr auch jetzt noch genauso geduldig wie jedes Mal.
"Wenn überhaupt jemand über die Phoenix Bescheid wissen kann, dann ist das Bickersford."
Sarah umklammerte fest seinen Arm, als er sie durch die Reihen der Stauer in Segeltuchmänteln führte, die darauf warteten, die Schiffe auszuladen, die mit der Flut hereingekommen waren.
"Wir müssen Harry und Giles sofort eine Nachricht schicken."
"Das werden wir tun, Sarah."
"Ihre Schule liegt nur eine Tagesreise mit der Kutsche von London entfernt. Wir werden sie so bald wie möglich aufsuchen, nicht wahr?"
"Wir werden nach Barrowgate fahren, sobald wir herausgefunden haben, wo Abigail und Charlie sich aufhalten." Er nahm ihre Hand und runzelte die Stirn, als er fühlte, wie kalt sie war. "Unsere erste Aufgabe aber wird sein, dir ein paar wärmere Kleider zu kaufen."
Sarah wollte protestieren, wegen der Verzögerung und der Kosten, aber ihre Zähne klapperten zu sehr. Sie hatte vergessen, wie kühl der englische Nebel sein konnte.
Sie brauchte tatsächlich ein oder zwei Kleider aus warmer Merinowolle, eine Pelisse und solideres Schuhzeug als ihre Escarpins aus Ziegenleder. James hatte darauf bestanden, dass sie die Schuhe und hauchdünne Strümpfe kaufte, als sie in Bombay vor Anker gegangen waren. In den Läden, die den Europäern in diesem sehr internationalen Hafen offen standen, hatten sie auch ein paar Kleider aus feinsten Stoffen erworben, deren Säume – wie schockierend! – oberhalb der Knöchel endeten. Sie fühlte sich unsicher, jedes Mal, wenn sie einen Blick auf die extravaganten Strümpfe unter ihrem
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