Historical Exklusiv Band 36
hatte. Sie sagte nichts, nickte jedoch.
„Nun gut.“ Die Erleichterung war Charles anzusehen. „Ich denke, Sie und Sally werden selbst eine Lösung finden. Zumindest weiß ich jetzt, wo Sie letzte Nacht gewesen sind. Ich hätte Sie mir auch kaum als Mörder vorstellen können. Dennoch bin ich erleichtert, dass alle Zweifel ausgeräumt sind. Natürlich bin ich äußerst erstaunt, dass … Aber lassen wir das. Was zählt, ist, dass ich mich auf Sie verlassen kann, wenn es darum geht, die Sicherheit von Lady Caldbeck zu gewährleisten.“
„Gewiss, Mylord, Sie können auf mich zählen.“
Charles nickte Hardraw dankbar zu und bedeutete ihm zu gehen. Dann blickte er Catherine fragend an. Sie lächelte verlegen und schüttelte den Kopf. „Das hätte ich nie von Sally gedacht. Sie war immer so ein braves Mädchen. Aber ich vermute …“
„So ist nun einmal die menschliche Natur, Mylady. Und es liegt Gefahr in der Luft, da rückt man eben zusammen.“ Maidstone beugte sich vor und stützte seine Ellbogen auf die Knie. „Meiner Meinung nach ist das gar nicht so schlecht. Wir müssen schließlich bedenken, dass diese Bestie schon drei Frauen ermordet hat. Mistress Sally oder eines der Dienstmädchen könnte das nächste Opfer sein. Schlafen sie alle in getrennten Räumen?“
„Ja.“ Charles stand auf und ging im Zimmer auf und ab. Noch eine Sorge mehr. Wie sollte er es mit den wenigen zuverlässigen Leuten, die er hatte, schaffen, auch noch all diese Frauen zu schützen? „Sie haben alle ihre Zimmer im Dachgeschoss des Seitenflügels.“
„Vielleicht wäre es eine gute Idee, wenn einige Männer für die nächste Zeit auch in den Seitenflügel ziehen würden“, schlug Catherine vor.
Maidstone nickte. „Nun ja, warum nicht.“
Charles blieb stehen und betrachtete die beiden erstaunt. Das war nicht nur lächerlich, sondern auch absurd. „Und wie sieht es hier dann in neun Monaten aus? Soll ich mich etwa nur noch damit beschäftigen, Vaterschaftsstreitigkeiten zu schlichten?“
Maidstone grinste, und selbst Catherine musste kichern. „O Charles. So schlimm wird es schon nicht werden. Wir müssen nur der Natur ihren Lauf lassen.“
„Genau das befürchte ich ja.“
Maidstone brach in schallendes Gelächter aus. „Die Natur verlangt sowieso ihr Recht, Mylord. Da können Sie wenig dagegen tun.“
„Nun gut, wir haben jetzt mit jedem Bewohner des Hauses gesprochen.“ Charles wandte sich an den Constable. „Außer mit Richard, den ich zu seinen Eltern geschickt habe. Was meinen Sie?“
„Es kommt keiner von ihnen infrage. Obwohl natürlich nicht alle ein Alibi haben. Irgendjemand hat sich hier eingeschlichen, Mylord, und zwar höchstwahrscheinlich nicht zum ersten Mal. Und auch nicht zum letzten Mal.“
Charles hatte das Gefühl, kaum noch Luft zu bekommen. „Er will uns demonstrieren, dass er hier kommen und gehen kann, wie es ihm beliebt.“
„Jawohl. Und, um das zu können, muss er sehr verschlagen sein.“
„Harry?“
„Genau, Mylord. Dieser Odd Harry interessiert mich immer mehr. Wie ich gehört habe, taucht er plötzlich aus dem Nichts auf.“
„Ja, und ich zweifle nicht mehr daran, dass er sich jetzt ganz bewusst vor uns versteckt hält. Sonst hätte jemand ein Lebenszeichen von ihm entdecken müssen. Er holt sich nicht einmal mehr etwas zu essen.“
Catherine schauderte. „Kann er hier hereingekommen sein?“
„Er steht sicherlich ganz oben auf der Liste der Verdächtigen. Ich fürchte, er ist mittlerweile geistig verwirrt.“
Charles setzte sich wieder. „Wir müssen ihn finden.“
„Jawohl, er wird es wieder versuchen, und zwar bald. Und wir sollten uns Ihren Richard noch einmal vornehmen.“
„Anscheinend ist Richard verliebt – noch ein galanter Liebhaber, der die Ehre seiner Dame wahren will.“
Charles und Catherine hatten sich auf dem Sofa in Catherines Schlafzimmer niedergelassen, um ihren Schlummertrunk zu nehmen. Catherine klatschte in die Hände. „Wie entzückend.“
„Wer weiß. Ich bin nicht überzeugt, dass sein Vater das auch so sieht. Sie kommt aus dem Dorf.“
„Oje. Sie ist also nicht von vornehmer Herkunft?“
„Nein. Warum müssen sich junge Männer auch immer in unpassende junge Damen verlieben?“ Charles schüttelte verächtlich den Kopf. „Aber ich kenne ja die Antwort nur zu genau. Sie tun es, weil die Mädchen ihnen schöne Augen machen. Mir ist es selbst einmal so ergangen, sehr zum Entsetzen meines Vaters. Heute frage ich mich, was
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