Historical Gold Band 251
doch, was sie dir angetan haben. Was Parford Hope angetan hat. Zum Teufel, auch das, was sie Margaret angetan haben. Sag mir – würdest du einem Dalrymple einen Herzogtitel anvertrauen, mit aller Verantwortung?“
„ Ich habe ihnen verziehen.“
„ Du“, erklärte Ash kategorisch, „begreifst gar nicht richtig, was Hope zugestoßen ist.“
Sein Bruder hinter ihm bewegte sich zur Seite. „Rache ist nicht für uns Sterbliche gedacht, Ash.“
Der Kammerdiener rückte Ashs Kragen zurecht. Was angebracht war, da Ash spürte, wie er ins Rutschen geriet. „Hör auf, mir zu predigen.“ Ashs Stimme klang leise. „Predigten haben wir im Leben wohl schon genug gehört.“
Darauf trat eine längere Pause ein, bis Mark vor den Stuhl trat, auf dem Ash saß, um seinem Bruder in die Augen zu schauen. Der tadelnde Ausdruck in seinem Blick war nicht zu übersehen. „Genug?“, fragte er. „Was meinst du mit genug ?“
„Du wärest beinahe gestorben, weil unsere Mutter sich so sklavisch an tote Worte geklammert hat. Ich ertrage es nicht, dass du dich davon jetzt ebenfalls einkerkern lässt.“
„Einkerkern?“ Mark hatte einen gefährlichen Ton angeschlagen. Doch Ash hatte es satt, dauernd auf die Empfindlichkeiten seines Bruders Rücksicht zu nehmen.
„Ja. Einkerkern. Smite auch. Ihr lebt in asketischer Abstinenz, während euch doch die ganze Welt zu Füßen liegt. Ihr lehnt jeden Vorteil ab, noch bevor er euch überhaupt angeboten wird. Unsere Mutter hat euch vor all den Jahren eingekerkert, und selbst wenn ihr damals entkommen konntet, ist heute keiner von euch so frei, das zu akzeptieren, was euch gehören könnte.“
Mark setzte sich wieder in Bewegung, verschwand aus Ashs Blickfeld und gab den Blick frei auf die kahle Wand.
„Glaubst du wirklich, dass Smite und ich ganz allein in diesem Gefängnis sitzen?“, fragte Mark von der Seite.
„Oh, euch leisten dabei sicher jede Menge Dummköpfe Gesellschaft.“
„Hör dir doch selbst mal zu, dir und deinem Gerede über Rache. ‚Ihr werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen Asche unter euren Füßen werden.‘ Du wirst deinem Namen wirklich gerecht.“
„Nenn mich nicht so“, sagte Ash.
„Wie soll ich dich nicht nennen?“
„So.“
Doch Mark schnaubte nur. „Ach, das meinst du? ‚Ihr werdet die Gottlosen zertreten; denn sie sollen Asche unter euren Füßen werden.‘ So hat unsere Mutter dich taufen lassen, so gern du das auch vergessen möchtest. Und wie fühlt es sich an, den Racheengel zu spielen, Ash?“
Ash ballte die Hände zu Fäusten, und sein Kammerdiener protestierte leise, als er die Schultern hochzog. Es kostete ihn all seine Kraft, sich nicht zusammenzukrümmen, wie ein Säugling zusammenzurollen und auf den Sitz seines Rocks zu pfeifen.
Die Worte beschworen Kindheitserinnerungen herauf, keine davon schön. Der beißende Geruch des Kohlenfeuers, die knochige Hand seiner Mutter auf seinem Handgelenk. Die unendliche Verzweiflung in ihrer Stimme, als sie ihm seinen Namen vorbetete, die ganze Strophe.
Er musste an jene letzten Tage mit Hope denken, an das sichere Bewusstsein, dass er versagt hatte.
„Hör auf“, bat Ash. Ihm war elend zumute.
„Du warst immer so stur. Eine meiner frühsten Erinnerungen …“
„Hör auf“, flehte Ash. Er wollte sich nicht an die abgrundtiefe Verzweiflung erinnern, diese Angst, dass dieses Ding, das an die Stelle ihrer Mutter getreten war, bei dem geringsten Fehler seinerseits ihren Kindern tatsächlich etwas antun könnte.
„Sie war im Irrtum“, sagte Mark sanft. „Später ist sie dann komplett verrückt geworden. Sie sah Dämonen und war fest überzeugt, dass ihr Engelsstimmen ins Ohr flüsterten. Sie hat dir die Rache als Namen gegeben. Willst du dem wirklich nachgeben?“
„Und was ist mit dir?“, krächzte Ash. „Wenn du weißt, dass sie verrückt war – und im Irrtum –, warum hältst du dann immer noch an ihren Überzeugungen fest?“
Mark warf ihm einen ironischen Blick zu. Aber er reagierte nicht auf diese Spitze. Stattdessen setzte er Ash weiter zu. „Bist du das wirklich, Ash? Bist du der Mann, zu dem sie dich gemacht hat?“
Der ältere Bruder schüttelte den Kopf. „Ich bin einfach nur … ich.“
„Ich auch.“ Mark sah zu ihm und sagte sanft: „Ich bin trotz Mutter der, der ich bin, nicht wegen ihr. Ich habe mich frei für das entschieden, was ich für richtig halte, obwohl der Wahn meiner Mutter schon die bloße Vorstellung von Tugendhaftigkeit
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