Historical Lords & Ladies Band 38
Stifte. Sie wollte nicht daran denken. Nicht jetzt. Sie war zu verwirrt. Es gab zu viele Dinge, von denen sie keine Ahnung hatte. Über Nick, seine Absichten, seine Gefühle … Ihre eigene Liebe war noch zu neu, zu leicht verwundbar.
Sie brauchte Zeit, um ihren Seelenfrieden wiederzufinden. Erst dann konnte sie über Vernunftehen nachdenken und darüber, was Nick gemeint hatte, als er um sie anhielt. Und sie würde überlegen, was zu tun war, falls die Antwort nicht ihren Wünschen entsprach.
Es war nichts Ungewöhnliches an den Spuren jenseits des Sees. Kein Hinweis, der helfen würde, das Pferd zu identifizieren oder ihm zu folgen. Nick gelangte zu dem Schluss, den Nachmittag unnütz vertan zu haben, als er und Figgins von ihrem Ausflug durch den Wald nördlich von Comberford zurückkamen.
Sie waren über Land geritten, ohne weitere Anzeichen dafür zu finden, dass ein Reiter das Haus beobachtet hatte. Wer auch immer es gewesen sein mochte, er hatte es im Schutz der Dunkelheit getan und war sicherheitshalber in einiger Entfernung untergetaucht, an einem Ort, an dem ein Fremder kein Aufsehen erregte.
Nick konnte sich des Gefühls nicht erwehren, etwas Wesentliches übersehen zu haben. Aber zunächst musste er Sarah finden und einiges richtigstellen. Nach einer kurzen Bemerkung zu Figgins ging er zum Haus. Er hätte Sarah nicht allein lassen dürfen. Der Gedanke an sie und ihre Verwirrung hatte ihn den ganzen Nachmittag verfolgt.
Sie hatte ihn nicht einmal ansehen können. Er hätte ihr folgen müssen, sie trotz ihres Protestes in die Arme nehmen und ihr die Wahrheit gestehen sollen – dass er nämlich von Anfang an eine richtige Ehe mit ihr hatte führen wollen.
Genau das werde ich jetzt tun, nahm Nick sich vor und eilte die Stufen zum Haupteingang hinauf. Er riss die Tür auf und durchquerte die Halle. Sobald sie ihm seine Täuschung verziehen hatte – er wollte sie nicht eher gehen lassen –, würde er noch einmal von vorn anfangen, sie zu verführen.
Seine Pläne erlitten einen kleinen Rückschlag, als er entdeckte, dass Sarah nicht in ihrem Schlafzimmer war. Aber sie war dort gewesen. Eine leere Kiste stand mitten im Raum.
Nick ging zum Fenster und schaute hinaus. Sarah saß am See an einer Staffelei und malte.
Malte! Als wäre nichts passiert!
Wut, Frustration und Verlangen beherrschten ihn sekundenlang beim Anblick der friedlichen Szenerie. Dann machte er kehrt und lief den Weg zurück, den er gekommen war. Auf der Treppe begegnete ihm Winwick. Der Butler wich erschrocken vor ihm zurück. Nick nahm kaum Notiz von ihm. Er eilte durch die Halle, riss die Tür zur Bibliothek auf und ging zur Terrassentür, die in den Garten führte.
Er hatte kaum die Terrasse betreten, als der Schuss ertönte.
13. KAPITEL
D er Schuss kam aus dem nahe gelegenen Wald. Sarah wollte gerade den Stift weglegen, als sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm. Dann wurde sie auch schon vom Hocker zu Boden gerissen.
„Nick!“, stieß sie atemlos hervor, als sie ihren Angreifer erkannte, der sich schützend über sie warf.
„Bist du in Ordnung?“, fragte er leise.
„Nun, das war ich, bis …“
„Pst.“ Er legte ihr die Hand auf den Mund und hob lauschend den Kopf.
Seine Warnung war überflüssig. Sarah war unfähig weiterzusprechen, denn sein Gewicht löste in ihr ein überwältigendes Gefühl aus. Sie spannte die Muskeln, als jemand von den Ställen herübergerannt kam.
„Ganz ruhig“, murmelte Nick, „es ist Figgins. Bleib unten und rühr dich nicht von der Stelle, bis ich zurück bin.“
„Aber …“
„Bleib liegen!“, wiederholte er mit Nachdruck. Dann war er weg.
Sarah betrachtete die tief hängenden grauen Wolken und fragte sich, ob sie alles nur geträumt hatte. Eilige Schritte und besorgte Stimmen bestätigten ihr, dass sie wach war.
„Mylady! Was ist passiert? Wir hörten einen Schuss, und Figgins stürmte los …“
„Mir geht es gut, Peake. Warum kommen alle aus dem Haus gerannt? Sogar Winwick. Sind denn alle verrückt geworden … Autsch!“ Sarah richtete sich behutsam auf und rieb sich das lädierte Knie.
„Verdammt, Sarah …“
Sie blickte über die Schulter und sah Nick aus dem Wald auf sie zulaufen. Sein Gesicht glich einer Maske. Plötzlich dämmerte ihr, was dieser Schuss zu bedeuten hatte.
Sie sprang auf und eilte ihm entgegen. „Nick! Du lebst.“
Er packte sie bei den Schultern. „Natürlich lebe ich noch, du kleine Närrin. Ich habe dir doch gesagt, du
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