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Historical Lords & Ladies Band 38

Historical Lords & Ladies Band 38

Titel: Historical Lords & Ladies Band 38 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Paula Marshall
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spät. Warum war er geblieben?
    „Fühlst du dich jetzt besser?“, fragte er und beugte sich über sie.
    Sie nickte stumm. Es war himmlisch, von seinen Armen gehalten zu werden.
    „Du hast von deiner Schwester geträumt, nicht wahr? Erzähl mir davon!“, bat er.
    „Ich … kann nicht.“
    „Doch, du kannst.“ Seine Stimme klang sanft, überzeugend. „Erzähl, dann wirst du dich besser fühlen. Solange du es verdrängst, kannst du nicht frei sein, um …“ Er zögerte und strich ihr erneut durchs Haar. „Dann kannst du nicht frei sein.“
    Sie überlegte. „So habe ich das noch nie betrachtet. Man hat mir immer wieder gesagt, ich solle es vergessen …“ Tränen traten ihr in die Augen. „Aber es hat nicht funktioniert.“
    „Erzähl mir, was mit Amy passiert ist, wie es angefangen hat.“
    „Wir waren am Strand“, begann sie unsicher.
    „Wir?“, fragte er scharf. „Du warst dabei?“
    Sie nickte. „Ja. Ein Sturm zog auf, wie an dem Tag unserer ersten Begegnung, also beeilten wir uns. Es wurde allmählich dunkel. Hätte sich der Mann, der am Wegrand stand, nicht bewegt, hätte ich ihn nicht bemerkt und wäre vorbeigelaufen.“
    „Der Knecht?“
    „Nein.“ Sarah holte Luft. „Aber er war da. Als Amy ‚Hal, was tust du da?‘ rief, wusste ich nicht, was sie meinte. Dann erhielt ich einen Schlag auf den Kopf und fiel hin.“
    „An mehr erinnerst du dich nicht?“, fragte er, als sie schwieg. „Nur an den Knecht und einen anderen Mann?“
    Sie zitterte. „Nein. Ich … Ich …“
    „Beruhige dich, mein Schatz. Es ist gut.“ Gott, wie er das hasste. Er hielt sie fest und küsste ihre Schläfe. „Das ist lange vorbei. Sie können dir nichts mehr tun.“
    „Ich weiß.“ Sie klammerte sich an ihn. „Es war Amy.“ Ihre Stimme klang gebrochen. „Krane hat ihr wehgetan.“
    „Hal Krane? War das der Knecht?“
    „Ja. Sie schrie, er habe mich getötet, und er rief, sie solle still sein. Dann … wurde es schlimmer. Geräusche … furchtbare Geräusche … Er verfluchte sie, sagte, sie habe einen Narren aus ihm gemacht. Er wolle sich jetzt nehmen, was ihm zustand. Ich wollte ihr helfen, konnte mich jedoch nicht bewegen, konnte nichts erkennen.“
    Tränen rannen über ihre Wangen. „Es war wie ein böser Traum. Ich dachte, ich hätte geschlafen und mir alles nur eingebildet. Als ich wieder aufwachte … es muss sehr viel später gewesen sein … hörte ich nichts als Stille – und seinen Atem.“
    „Und der andere Mann sah untätig zu?“
    Seine Stimme holte sie in die Wirklichkeit zurück. „Ich weiß es nicht.“ Sie wandte ihren Blick ab und starrte auf die glühenden Holzscheite. „Ich konnte nichts sehen. Mir war schwarz vor Augen. Aber seine Stimme habe ich gehört, eine eiskalte Stimme, die ich nie vergessen werde. Er war ärgerlich, nannte Krane einen unbeherrschten Narren und befahl ihm, mich zu töten …“ Sie verstummte, als er einen heiseren Laut ausstieß. „Was ist?“
    „Nichts, Kleines, erzähl weiter.“
    Sarah schüttelte ihren Kopf. „An mehr kann ich mich nicht erinnern. Bis dann Onkel Jasper meinen Namen rief. Es regnete. Viele Leute waren da. Ich verstand nicht, warum. Irgendjemand drehte mich um … Ach, Nick, ich habe Amy gesehen …“ Sie schluchzte auf. „Als ich dann wieder aufwachte, war es helllichter Tag, und ich lag in meinem Bett. Onkel Jasper berichtete mir später, dass man Cranes Leiche gefunden habe und ich das Ganze vergessen solle. Ich versuchte, es ihm zu erklären, aber …“ Sie sah ihn gequält an. „Nick, glaubst du, dass da noch ein anderer Mann war?“
    Er blickte sie stirnrunzelnd an. „Natürlich. Dein Onkel nicht?“
    „Alle sagten, ich sei verwirrt, und Dr. Salcott meinte, ich hätte fantasiert. Doch das habe ich bestimmt nicht“, wisperte sie mit Nachdruck. „Sie wollten nicht auf mich hören, nicht einmal darüber reden. Sie hielten es für ein Wunder, dass ich überlebt hatte. Es war kein Wunder, denn ich war schuld an ihrem Tod. Ich … ich hätte es verhindern müssen.“
    Es hatte keinen Sinn, ihr zu widersprechen. Nur die Zeit und die Erkenntnis, dass sie physisch gar nicht in der Lage gewesen wäre, ihrer Schwester zu helfen, konnten ihre Schuldgefühle verringern.
    Er fluchte im Stillen bei dem Gedanken, wie sehr sie gelitten haben musste. Erst hatte sie miterleben müssen, wie ihre Schwester geschändet und anschließend getötet wurde, hatte um ihr eigenes Leben bangen müssen, und dann hatte man ihr nicht einmal

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