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Historical Lords & Ladies Band 38

Historical Lords & Ladies Band 38

Titel: Historical Lords & Ladies Band 38 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Byrne , Paula Marshall
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    Sie sprang auf und setzte ihre Wanderung fort. Wäre es keine Vernunftehe, dachte sie, würde ich mich nicht so scheußlich fühlen …
    Neben dem Bett hielt sie inne und betrachtete sich im Spiegel des Toilettentisches.
    Wenn ihre Ehe eine Vernunftehe war, warum hatte Nick sie dann so geküsst? Sein Kuss hatte so viel Ähnlichkeit mit einem Freundschaftskuss wie eine milde Sommerbrise mit einem tobenden Sturm. Und warum hatte er weitergemacht?
    Ich darf nicht unfair sein, überlegte sie, schließlich habe ich nicht dagegen protestiert. Hatte Nick nur für einen Moment die Beherrschung verloren? Oder wollte er ihre eheliche Beziehung ändern?
    Ihr Herz fing wieder an zu rasen. Hatte er inzwischen gemerkt, dass Freundschaft nicht genug war? Immerhin war er im besten Mannesalter und hatte, wenn man Lady Wribbonhall glauben durfte, einst leidenschaftlich geliebt. Begehrte er sie wirklich? Wollte er eine echte Ehe? War es möglich …? Konnte es sein, dass er sich vielleicht in sie verliebte – wie sie in ihn verliebt war?
    Sarah stockte der Atem. Sie liebte ihn!
    Sie musterte im Spiegel ihre vor Erstaunen großen Augen. Sie war da, ihre Liebe zu Nick, tief in ihrem Herzen. Schon lange hatte sich entwickelt, darauf gewartet, dass sie es sich eingestand. Wäre sie nicht so ängstlich, so feige gewesen, hätte sie es schon vor Wochen erkannt. Sie hatte sich in einen Mann verliebt, der vielleicht nur ihre Freundschaft wollte.
    Aber wenn sie sich verändert hatte … Konnte er es dann nicht auch? Nick genoss ihre Gesellschaft; er war nett zu ihr, sanft …
    Sarah lehnte seufzend ihre Stirn gegen den Bettpfosten. Ja, unglaublich sanft, als wüsste er, welche Angst sie vor männlicher Leidenschaft hatte. Wie hätte sie sich da nicht in ihn verlieben sollen?
    Einige kurze, erregende Minuten lang hatte er sie begehrt. Bis er sich daran erinnert hatte, wer sie war.
    Dieser Gedanke kam aus dem Nichts und drohte, ihre schwachen Hoffnungen zu zerstören. Nicht einmal die Tatsache, dass Marianne seit mehr als zehn Jahren tot war, linderte den Schmerz in ihrem Herzen. Es ließ sich nicht leugnen: Nick hatte aufgehört, zärtlich zu ihr zu sein. Sie hatte sich ihm an den Hals geworfen, und er hatte aufgehört.
    Sarah stöhnte auf. Ihre Verzweiflung dauerte indes nicht lange. Sie hatte schon Schlimmeres erlebt und überlebt, und zwar nicht durch Tatenlosigkeit.
    Aber was sollte sie tun? Eine Weile saß sie da und ließ die vergangenen Wochen Revue passieren, suchte nach Anhaltspunkten für die Gefühle ihres Mannes. Eines sprach für sie. Nick war ihr Ehemann. Er war ein ganzer Mann, und Männer hatten nun einmal primitive Regungen, denen selbst der beherrschteste manchmal nachgab.
    Sarah blickte in den Spiegel. Sie entdeckte einen nachdenklichen, entschlossenen Ausdruck um ihren Mund, ähnlich dem Julias, als diese sie gezwungen hatte, Lady Ravensdene zu schreiben.
    Gütiger Himmel! Sie würde doch nicht …
    Das konnte sie nicht tun. Sie hatte keine Ahnung, wie man einen Mann verführte. Und außerdem … wie sollte sie Nick jemals wieder unter die Augen treten, ohne von Kopf bis Fuß rot zu werden?
    Sie fürchtete sich immer noch. Daran hatte sich nichts geändert. Sie liebte Nick, sie vertraute ihm, aber die Bilder von Amy waren noch nicht verblasst. Zwar wurden sie jeden Tag etwas schwächer, doch nachts in ihren Träumen tauchten sie wieder auf, sodass sie oft schluchzend und zitternd vor Angst aufwachte.
    Sarah unterdrückte den Impuls, wieder umherzulaufen. Das würde nicht helfen, ihrem Albtraum zu entfliehen. Und solange die Angst sie beherrschte, konnte sie nicht klar denken. Sie musste etwas Ruhiges tun, etwas, das sie davon abhielt, die erregenden Momente in Nicks Armen im Geiste noch einmal zu durchleben. Ob es für Amy auch so gewesen war, bevor alles zerstört wurde, weil sie einen Mann zu weit getrieben hatte?
    Sie versuchte, die düsteren Erinnerungen zu verdrängen. Ihr rastloser Blick fiel durch die offene Tür ihres Ankleidezimmers auf eine der vielen Kisten, die sie vom Gut mitgebracht und noch nicht ausgepackt hatte.
    Ja, das war es. Sie würde mit ihrer Staffelei zum See hinuntergehen und malen. Das würde ihren Kopf von wilden, leidenschaftlichen, grünäugigen Panthern befreien und stattdessen mit Bildern von Bäumen, See und Himmel füllen.
    Ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie bis zu dem Augenblick, als Nick sie so intim berührte, nicht mehr an ihre Schwester gedacht hatte.
    Hastig ergriff sie die

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