Historical Lords & Ladies Band 38
Beide sind tot. Grausam gestorben. Sie gehen dich nichts an.“
Das Teufelchen hatte Cassie verleitet, etwas zu tun, das sie nicht beabsichtigt gehabt hatte und nun bereute. Sie hatte John verletzt, und nun würde er ihr, wenn sie nicht vorsichtig war, trotz all seiner Versprechungen, wehtun. Was sollte sie sagen? Ich musste etwas über dich in Erfahrung bringen, weil du mir so wenig von dir erzählst. Nein, das ging nicht an. Stattdessen sagte sie, indem sie ihre Stimme ruhig hielt, was schwierig war, denn seine ausdruckslose Miene erschreckte sie: „Alles, was dich betrifft, John, betrifft auch mich. Es tut mir leid, falls ich dich gekränkt habe.“
Die Spannung fiel von ihm ab. Als Reaktion auf seine brutale Offenheit hatte seine junge Gattin sich weder geduckt noch ihn feige um Entschuldigung gebeten, oder war ihm um den Bart gegangen. „Ja, ich glaube, dass es dir leidtut. Es tut mir leid, so geheimnisvoll zu tun, aber das war so lange meine Art, dass ich das nicht ablegen kann. Ich kann nur sagen, dass du akzeptieren musst, dass ich, was dich betrifft, ein unbeschriebenes Blatt bin. Aber ich werde dich stets fair behandeln.“
Das musste genügen. Das Teufelchen verschwand wieder in dem Winkel, aus dem es gelegentlich hervorkam. Glücklicherweise nur gelegentlich, denn für gewöhnlich hatte Cassie sich und es so unter Kontrolle, wie John seine eigenen Dämonen beherrschte. Sie wusste jedoch, dass es, falls sie nicht erdrückt werden wollte, all ihrer Kraft und Entschlossenheit bedurfte, mit jemandem zu leben, der so stark und dominierend wie John war.
Bei der Ankunft in Devereux House kam Stroody zur Begrüßung in die Eingangshalle. Sie hielt die Countess einen Moment in den Armen und rief aus: „Sie sehen gut aus, Kind!“ Ganz so, fand Cassie amüsiert, als sei sie in einem Badeort und nicht in den Flitterwochen gewesen. John schaute sich um, vermutlich nach Mr Dickson, der nicht zur Begrüßung erschienen war. Cassie legte den neuen Hut ab und gestattete Stroody, sie in den Salon zu begleiten, wo der Tee serviert war. Jetzt führte Stroody sich auf, als sei Cassie zum Nordpol und zurück gereist.
Vor der Tür sagte John: „Du musst mich einen Moment entschuldigen. Ich bin gleich wieder da.“
Er ging, wie Cassie annahm, in die Richtung zum Stall weiter. Seit dem Gespräch am vergangenen Abend hatte er sie wie eine Invalidin behandelt. Stroody, die sehr wichtigtuerisch aussah, beugte sich, nachdem Cassie sich gesetzt und eine Tasse Tee entgegengenommen hatte, auf vertrauliche Weise vor.
„Ich befürchte, Ihr Gatte wird Mr Dickson nicht finden. Dieser Mann hat Devereux House am Tag nach Ihrer Hochzeit verlassen und wurde nicht mehr gesehen.“
Es sah Stroody nicht ähnlich, Klatsch zu verbreiten, doch diese Mitteilung war vielleicht eine zu wichtige Neuigkeit, um sie zu verschweigen. Cassie hob nur die Augenbrauen, eine Angewohnheit, die Lady Constantia hatte, wenn sie bekunden wollte, dass sie das, was gesagt worden war, gehört hatte, aber keinen Kommentar dazu abgeben wollte. Diese Angewohnheit fand Cassie nützlich, und außerdem verblüffte sie Stroody damit ein wenig. Miss Strood war gewöhnt, dass sie ihr freimütige Antworten gab und nicht die feine Dame vorspielte.
John kam zurück. Er nahm die ihm von Miss Strood gereichte Tasse entgegen, plauderte höflich über das Wetter und den Zustand des Parks von Devereux House im Vergleich mit dem der Villa in Roehampton und benahm sich genauso höflich nichtssagend wie die Gattin.
Vermutlich wunderte sich Stroody im Stillen, welchen Effekt die Flitterwochen auf Cassie und ihren Mann gehabt haben mochten, weil sie nun so ruhig geworden waren. Falls dem so war, redete sie jedoch nicht darüber. Später, nachdem Cassie sich in ihr Zimmer begeben, Betty ihr aus den Reisekleidern geholfen und ihr ein für den Abend geeignetes Kleid angezogen hatte, setzte sie sich auf das Sofa vor dem Fenster, von dem aus man auf die Wiese sah, wo die Pfauen Rad schlugen.
John kam zu ihr, bereits in bequemer Kleidung. „Dickie ist fort“, sagte er abrupt. Sein Verhalten wirkte etwas verloren.
„Ja, ich weiß. Miss Strood hat es mir gesagt.“
Er ging zum Fenster und starrte auf einen besonderen Pfau, dessen Rad prächtiger war als das der anderen Pfauen. „Dickie musste das nicht tun!“, rief er aus. „Hier ist Platz für ihn. Das weiß er.“
„Vielleicht dachte er, es gäbe hier keinen Platz für ihn.“ Welche Beziehung hatte zwischen beiden
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