Historical Lords & Ladies Band 38
„Sie haben Talent zum Harfenspiel. Daran besteht kein Zweifel.“
Wie die folgenden Wochen bald zeigten, hatte sie der Countess nicht geschmeichelt, denn Cassie begann, das Instrument zu beherrschen.
Trotz der veränderten Lebensumstände behielt Cassie ihre nüchterne Einstellung, die sie sich früher angeeignet hatte, bei.
Gewisse andere Eigenschaften begannen jedoch, sich zu verändern. Nachmittags saß sie mit Stroody im Salon und besah Modezeichnungen, als Mr Maxwell junior hereinkam. Falls er gehofft hatte, den Earl zu sehen, wurde er enttäuscht, denn wie sie ihm mitteilte, war sein Onkel nicht zu Hause. Sie sagte ihm jedoch nicht, dass er sich ein weiteres Mal auf die Suche nach Mr Dickson gemacht hatte, denn das ging Frederick Maxwell nichts an.
Fred hatte ein kleines Nelkensträußchen mitgebracht, das er der Countess überreichte, ehe er sich setzte und in seiner offenen, eifrigen Art, die sich so von der beherrschten des Gatten unterschied, verkündete: „Ich muss sagen, Tante Cassie, du siehst hübscher denn je aus. Die Ehe bekommt dir gut!“ Kaum hatte er das geäußert, wurde er rot, denn das war ganz und gar nicht das, was man zu einer jungen Dame sagte, selbst wenn sie vor Kurzem die Freuden des Ehebettes kennengelernt hatte. „Ich bin sicher, du weißt, was ich meine“, fügte er ein wenig düster hinzu. „Ich versichere dir, dass ich dich nicht kränken wollte.“
Cassie gab vor, ihn nicht gehört zu haben, indem sie einfach ihr Entzücken über die Blumen äußerte, die er mitgebracht hatte, und Stroody bat, dafür zu sorgen, dass sie unverzüglich ins Wasser gestellt wurden.
Sobald Stroody gegangen war, beugte er sich vor und sagte ernsthaft: „Ich hoffe, du bist glücklich, Tante Cassie. Mein Onkel behandelt dich gut?“
„Oh ja“, erwiderte Cassie. „Ich bin so glücklich, wie ich es nur sein kann.“ Sie fragte sich auch, wie Frederick reagieren würde, wüsste er, dass ihr Mann sie nur freundschaftlich berührt hatte. Würde er denken, dass das in die Rubrik „Sie gut behandeln“ fiel?
„Mama dachte, du könntest gelangweilt sein, nachdem du Countess geworden bist“, sagte er schließlich. „Bist du gelangweilt, Tante Cassie?“
„Oh, ganz und gar nicht, Fred. Ich versichere dir, nichts könnte entzückender sein. Im Moment bin ich damit befasst, mir eine vollkommen neue Garderobe zuzulegen, und den Vormittag habe ich damit verbracht, Harfe spielen zu lernen.“
„Harfe, Tante Cassie!“ Diese Neuigkeit bezauberte ihn. „Ich hoffe, du wirst uns etwas vorspielen, wenn du soweit bist.“ Und dann fügte er hinzu: „Ich hatte keine Ahnung, dass du Interesse daran hast, das Harfenspiel zu erlernen.“
„Von allen Dingen ist das genau das, was ich immer tun wollte“, behauptete Cassie. „Und es gibt etwas, Fred, das du für mich tun kannst. Ich weiß, dass du dich mit Hunden sehr gut auskennst. Ich bin entschlossen, einen Hund zu haben. Ich habe immer einen gewollt.“ Schon wieder eine Lüge, aber das war Cassie gleich.
„Solltest du nicht mit Onkel John über den Kauf eines Hundes reden?“
Sie schüttelte den Kopf. „Er sagte, ich solle, da ich jetzt Countess bin, genau das tun, wonach mir der Sinn steht, und ihn nur um Rat fragen, falls ich etwas tun wolle, das zu extravagant sei. Der Kauf eines Hundes fällt nicht unter diese Rubrik, dessen bin ich sicher. Nein, Fred, du musst mich beraten.“
„Ein Pudel“, schlug er vor, „oder eins von diesen lieben kleinen Schoßhündchen.“
„Oh nein!“, protestierte Cassie. „Ganz und gar nicht. Ich will keinen kleinen Hund. Ich stelle mir einen Wolfshund vor. Einen wirklich großen Hund. Stell dir vor, ich gehe mit einem so edlen Tier im Park spazieren!“
Fred schlug alle Vorsicht in den Wind. Eigentlich hatte er fragen wollen: Würde mein Onkel das billigen? doch dann war die Aussicht, mit Cassie im Park spazieren zu gehen oder auszufahren, ausgerechnet von einem Wolfshund begleitet, plötzlich viel aufregender geworden. „Ganz recht, ein Wolfshund sollte es sein, wenn du so etwas haben willst. Ich gestehe, Tante Cassie, ich merke, dass du ein bisschen flotter leben willst. Wolfshunde und Harfen! Gibt es noch etwas, das du haben möchtest und wobei ich dir behilflich sein kann?“
Cassie überlegte. Das würde spaßiger sein, als sie gedacht hatte. Frederick wollte offenbar wie ein Cicisbeo behandelt werden. So nannte man in Italien die galanten Begleiter einer vornehmen verheirateten Dame. „Im
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