Historical Lords & Ladies Band 38
Mylord nichts davon wissen würde, was Mylady vorgeschlagen hatte, und falls Mylady und Mr Maxwell sich entschieden hätten, wahnsinnig zu sein, so ginge ihn das nichts an. „Ich werde Mylord sagen, dass ich nur einem Befehl gehorcht habe“, lauteten seine letzten Worte, ehe er Mylady in Randys Kammer eintreten ließ, die der mit zwei anderen Reitknechten teilte, welche im Augenblick auf dem Hof beschäftigt waren. Dann zeigte er ihr, wo Randys prachtvolle Livree aufgehoben war.
Cassie war ungemein erleichtert, dass Randy eine Jockeykappe tragen sollte, die sie tief in die Stirn ziehen konnte, sodass ihr Gesicht besser verborgen war. Sie zog die Livree an, übte Randys Gang und trottete dann auf den Hof, wo die Karriole bereits stand, poliert und brüniert, sodass sie selbst für den Zaren aller Reußen als Gefährt geeignet gewesen wäre. Die Pferde wurden gestriegelt, und da jeder Stallbursche inzwischen wusste, was Mylady ohne Mylords Wissen und Erlaubnis vorhatte, waren alle neugierigen Blicke auf Cassie gerichtet.
Freds Miene war staunend, genau wie Sims. „Großer Gott, Tante Cassie, in der Livree siehst du genauso aus wie Randy.“ Sim nickte unglücklich.
Sie war nicht sicher, ob das ein Kompliment gewesen war oder nicht. Sie zerrte die Jockeykappe noch tiefer in die Stirn und verzog zum charakteristisch schiefen Lächeln Randys den Mund nach einer Seite. „Es beunruhigt mich nicht, ob du denkst, dass ich wie Randy aussehe, sondern ob mein Mann mich erkennen wird“, erwiderte sie und schaute ängstlich Fred und Sim an.
„Onkel John wird dich nicht erkennen“, versicherte Fred zuversichtlicher, als er sich fühlte. „Er wird nur Randy sehen, weil er den zu sehen erwartet, und in jedem Fall denkt er viel zu sehr an das Wettrennen, um viel Notiz von dir zu nehmen.“
„Aber was passiert, wenn ich mit ihm reden muss?“
„Hör mir gut zu, Tante Cassie“, antwortete Fred freundlich, aber taktlos. „Du weißt, dass du viel redest, doch Randy sagt nicht viel. Er brummt nur, nickt und tippt sich an die Hutkrempe. Der weiß nicht einmal, dass er eine Zunge hat. Tu es ihm gleich, dann wird alles klappen.“
Cassie nickte zustimmend.
„Du wirst ein braves Mädchen sein, Tante Cassie, und schweigsam bleiben, nicht wahr? Und je später Onkel John beim Wettrennen herausfindet, dass du nicht Randy bist, desto besser. Dann wird er weniger geneigt sein, anzuhalten.“ Fred konnte nicht widerstehen. Vor Sim und allen Stallburschen, von denen einige Mylady gern bejubelt hätten, denn sie zeigte nicht nur, dass sie Schneid hatte, sondern es sogar wagte, Mylord zu verschaukeln, neigte er sich vor und küsste sie auf die Wange. „Was für ein gutes Mädchen du bist, Tante Cassie!“, rief er aus. „Onkel John weiß nicht, wie glücklich er sich schätzen kann, dich zu haben.“
Und alles, woran sie denken konnte, als John endlich ankam, zur Wettfahrt bereit, und sein achtlos über sie schweifender Blick nur Randy in der neuen Livree wahrnahm, war, dass sie doch noch am Ende des Wettrennens in Brighton sein würde, noch dazu mit ihm. Was für ein Jux! Sie merkte jedoch bald, dass ihr eine Menge harter Arbeit bevorstand und ebenso viel Aufregung. Sie wurde angewiesen, das zweite Gespann zu halten, während Sim die Leitpferde festhielt und ihr Mann sich auf den Kutschbock schwang.
John war ein wenig verstimmt, weil sie beim Frühstück nicht erschienen war und ihn auch nicht verabschiedet hatte. Es war offenkundig, dass sie ihm die Weigerung, sie nach Brighton reisen zu lassen, um das Ende der Wettfahrt mitzuerleben, noch nicht verziehen hatte. Er hatte keine Ahnung, dass sie es war, die ihm die Reitpeitsche aushändigte, und dann, derweil sie das Signalhorn festhielt, hob Sim sie auf den kleinen Sitz hinter John.
Sogleich brach John zur Westminster Bridge auf, rechtzeitig genug, um beim vorgesehenen Starttermin dort zu sein.
Fred war schon in seiner Karriole vorausgefahren und hatte der überraschten Miss Strood erklärt, er habe ihren Kutscher angewiesen, sie und die Zofe der Tante in der Berline des Onkels nach Brighton zu fahren, und sie solle sicherstellen, dass ihr Gepäck und das der Tante gut im Kutschkasten untergebracht sei.
Aufgeregt hatte sie ausgerufen: „Aber wo ist Ihre Tante? Und weiß Mylord von dem geänderten Plan?“
Fred hatte lässig erwidert: „Kümmern Sie sich nicht darum. Das ist erledigt. Sorgen Sie nur dafür, dass Sie unterwegs sind, bevor mein Onkel den Hof
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