Historical Lords & Ladies Band 39
vertrieben habe, werde ich seine Stelle einnehmen.“
Antonia machte große Augen.
Geoffrey begann zu spielen, und Philip legte ihr die Hand auf die Hüfte. Dann ergriff er ihre linke Hand, nahm die vorgeschriebene Haltung ein und erklärte: „Ich versichere Ihnen, Madam, dass ich ein ebenso guter Instrukteur bin wie Monsieur Gaverivière. Ich tanze Walzer seit …“ Er hielt inne, furchte die Stirn und äußerte, die Brauen hochziehend: „Länger, als ich mich erinnern kann.“
Antonia straffte sich, als er sie zu unterweisen begann. Wie immer, wenn sie mit ihm zusammen war, hatte sie Herzklopfen. Sie wusste nicht, ob es ein guter Einfall von ihm war, sie unterrichten zu wollen, doch sein strenger Blick veranlasste sie, sich nicht gegen ihn aufzulehnen. Sie bemühte sich, auf ihre Schritte zu achten und ihm nicht auf die Füße zu treten.
„Entspannen Sie sich“, riet er ihr. „Lassen Sie sich einfach von mir führen.“
„Da Sie soeben auf sehr bestimmende Art Monsieur Gaverivière, der die besten Empfehlungen hatte, entlassen haben, werden Sie sich nun mit den Konsequenzen abfinden müssen“, erwiderte sie kühl. Plötzlich wurde ihr die ungewöhnliche Situation bewusst. Philip hatte den Tanzlehrer aus einem Impuls fortgeschickt, eine Reaktion, die nicht seinem Wesen entsprach.
„Wer hat ihn Ihnen empfohlen?“, erkundigte er sich stirnrunzelnd.
„Lady Castleton“, antwortete sie leichthin. „Meine Tante erwähnte, Lady Castleton und ihre Tochter seien des Lobes voll über ihn.“
„Die beiden scheinen einen ausgesprochenen Hang zu Speichelleckern zu haben“, bemerkte Philip boshaft. „Sir Miles tut mir leid.“
„Ich hatte mich bereits gefragt, wie sie Monsieur Gaverivière ertragen konnten“, erwiderte Antonia naserümpfend. „Ich fand ihn schleimig.“
„Ich lege Wert darauf“, sagte Philip gedämpft, „dass Sie sich in Zukunft nicht mehr mit Männern seines Schlages abgeben. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?“
„Wie soll ich verhindern, dass …“
„Es ist unnötig, sie überhaupt zur Kenntnis zu nehmen oder gar mit ihnen einige Worte zu wechseln“, unterbrach Philip ungehalten. „Sollten Sie in Zukunft von solchen Kreaturen belästigt werden, verweisen Sie sie bitte an mich. Nein, das war nicht richtig formuliert. Ich bestehe darauf, dass Sie sie an mich verweisen.“
„Wirklich?“
„Ja! Sollten Sie das unterlassen, können Sie mich nicht dafür verantwortlich machen, wie ich mich dann verhalten werde.“
„Monsieur Gaverivière war doch nur mein Tanzlehrer“, sagte Antonia belustigt.
„Seinetwegen war ich nicht beunruhigt“, erwiderte Philip kühl. „Übrigens tanzen Sie recht gut.“
Erstaunt schaute Antonia ihn an und hatte Mühe, nicht aus dem Takt zu geraten. Unvermittelt fiel ihr auf, dass sie, abgelenkt durch die Unterhaltung, vergessen hatte, den Takt mitzuzählen und auf die Schritte zu achten. Sie unterließ es auch weiterhin, wurde von Philip mit sicherer Hand geführt und genoss es, sich der beschwingten Musik und dem wundervollen Gefühl hinzugeben, mit ihm zu tanzen. „Ich muss Ihnen das Kompliment machen“, äußerte sie lächelnd, „dass Sie ein weitaus besserer Lehrmeister sind als Monsieur Gaverivière.“
„Danke.“
„Ich muss mich bei Ihnen bedanken, nicht nur dafür, dass Sie mich unterrichten, sondern auch für das Réticule.“ Es war das letzte Geschenk von vielen, die er ihr bereits gemacht hatte. Seit er ihr den Sonnenschirm überreicht hatte, war kein Tag vergangen, an dem sie nicht eine kleine Gabe in ihrem Boudoir vorgefunden hatte, ein Paar feine Handschuhe, eine seidene Bayadère, einen entzückenden Florentiner. An diesem Morgen hatte sie das einige Tage zuvor in einer Auslage der Bond Street bewunderte Réticule auf ihrem Frisiertisch vorgefunden. „Es passt wunderbar zu meinem neuen gelben Seidenkleid“, sagte sie begeistert. „Ich werde es zum nächsten Ball mitnehmen.“
Philip freute sich, dass es ihr gefiel. „Ach, es ist nur eine unbedeutende Aufmerksamkeit“, erwiderte er leichthin. „Aber ich bin froh, dass sie Gnade vor Ihren Augen gefunden hat.“ Im Moment musste er sich noch mit solchen Kleinigkeiten begnügen. Müsste er sich keine Beschränkungen auferlegen, würde er Antonia mit Juwelen, Pelzen und anderen Kostbarkeiten überhäufen, um ihr seine Zuneigung zu beweisen. Solange sie indes darauf bestand, die Verlobung erst später offiziell bekannt zu geben, musste er sich mit kleinen
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