Historical Lords & Ladies Band 39
Hitchin und mich entschuldigen müssen, Miss Mannering. Miss Hitchin muss zu ihrer Mutter zurück, die sich sonst bestimmt Sorgen um sie macht. Auf Wiedersehen.“
Verdutzt schaute Philip dem Freund und dessen Begleiterin hinterher und sagte staunend: „Ich hätte nicht gedacht, dass Frederick sich so exponieren würde. Der Ärmste!“
„Wieso bedauerst du ihn?“, wunderte sich Antonia.
„Weil er durch den Spaziergang mit Miss Hitchin im Park zeigt, dass er in sie verliebt ist.“
„Du promenierst doch auch mit mir im Park“, erwiderte Antonia schmunzelnd.
„Ganz recht. Sie ist jedoch noch sehr jung. Bei dir ist das etwas anderes. Es kann niemanden überraschen, dass jemand in dich verliebt ist.“
Gegen Ende des Balles bei Lord und Lady Darcy sagte Philip: „Es wird Zeit für die Heimfahrt, Miss Antonia. Ich befürchte jedoch, dass ich meine Stiefmutter mit sanftem Nachdruck dazu bewegen muss, das angeregte Gespräch mit Lady Ticehurst zu beenden. Es behagt mir nicht, dass die beiden derart die Köpfe zusammenstecken. Ich habe das Gefühl, dass sie sich in Miss Dallings Belange mischt.“
Antonia furchte die Stirn und hatte, sobald man sich den beiden Damen näherte, den Eindruck, dass Philip sich nicht täuschte.
„Ein junges Mädchen sollte stets auf den Rat älterer Leute hören, wenn es um ihre Verheiratung geht“, sagte Meave nachdrücklich. „Catriona wird zugegeben müssen, dass es dann vor allem auf die Vermögenslage ankommt.“
Henrietta nickte.
Die Miene der Tante ließ indes darauf schließen, dass sie die einseitige Ansicht der Countess of Ticehurst nicht uneingeschränkt teilte.
Charmant bewog Philip sie dazu, die Heimfahrt anzutreten, verabschiedete sich von Lady Ticehurst und begleitete die Stiefmutter und ihre Nichte zur Tür des Ballsaales, wo Geoffrey wartete. Man verabschiedete sich von den Gastgebern, begab sich zur wartenden Equipage und stieg ein. Einen Moment später rollte die Karosse an.
Antonia war sehr mit sich zufrieden. Inzwischen wusste sie, wie sie sich als Philips zukünftige Gemahlin zu benehmen hatte. Dank seiner Unterstützung hatte sie bewiesen, dass sie sich im ton bewegen konnte, ohne einen Fauxpas zu begehen. Nun war sie überzeugt, dass sie ihm die Gattin sein konnte, die er sich wünschte, brauchte und verdient hatte. Sein Beistand war diskret gewesen und hatte nie den Rahmen des Schicklichen gesprengt, jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit.
Sein Betragen, wenn man in privater Umgebung gewesen war, hatte jedoch nicht Antonias Vorstellung von einer konventionellen Beziehung entsprochen. Das war erst der Fall gewesen, als sie begriffen hatte, dass Philip sich nach ihr sehnte. Jedes Mal, wenn sie ihm in die Augen gesehen hatte, war sein Verlangen unverkennbar gewesen. Schließlich hatte sie es als für ihn unverzichtbaren Teil des Interesses, das er an ihr nahm, akzeptiert und sich gesagt, sie sei kein junges Mädchen mehr, sondern eine erwachsene Frau.
Indes war sie nicht so einfältig, Lust mit Liebe gleichzusetzen. Auch seine Bemerkung, es könne niemanden überraschen, wenn jemand in sie verliebt sei, war nicht als Liebeserklärung zu verstehen gewesen. Es war lediglich eine Bestätigung dafür gewesen, dass er sie mochte und ihre Nähe suchte. Allerdings hatte diese Äußerung sie überrascht, da sie im Hinblick auf seinen Ruf als Lebemann der Ansicht war, es gäbe genügend Frauen, die einen wichtigeren Platz in seinem Leben einnähmen als sie. Vielleicht besserte er sich, und möglicherweise war sie der Grund für seine veränderte Lebensauffassung.
Nach der Ankunft folgte sie der Tante in die Bel Etage, wünschte ihr und dem Bruder eine gute Nacht und ging, um wie üblich mit Philip noch ein wenig zu reden, in die Bibliothek. Sogleich fiel ihr Blick auf die eine Woche zuvor vor dem Kamin platzierte Veilleuse. An jenem Abend hatte Philip sie dazu verleitet, sich dort niederzulassen, und sie dann in die Arme genommen. Aber sie hatte sich gesagt, es sei nicht unschicklich, wenn ein verlobtes Paar sich küsste.
Philip gesellte sich zu ihr und äußerte lächelnd: „Seit einiger Zeit scheinst du dich im ton sehr wohl zu fühlen. Ich habe stets gesagt, dass du eine gelehrige Schülerin bist.“
Antonia setzte sich auf das Sofa, lehnte sich zurück und erwiderte: „Nun, ich hatte einen ausgezeichneten Lehrer, nicht wahr? Die Sache wäre mir längst nicht so leichtgefallen, hätte ich mich allein den Wölfen stellen müssen.“
Philip
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