Historical Lords & Ladies Band 39
Landleben und wird sich bestimmt nicht bei mir blicken lassen, wenn ich erst nach Delaval übergesiedelt bin.“
„Sie müssen auch andere Bekannte haben. Und einige werden Sie sicherlich besuchen.“
Er seufzte auf. „Wenn ich jetzt behaupte, dass das nicht der Fall ist, werden Sie mich für unnormal halten. Also gebe ich lieber sofort zu, dass ich ein paar Freundschaften pflege.“
„Mylord“, Jemima runzelte die Stirn, „ich wünschte, Sie würden das Ganze etwas ernster nehmen. Ich habe wirklich Angst, dass Ihr Plan nicht aufgeht.“
„Ich bin sicher, dass alles klappt. Niemand außer dem Pastor und meinem Anwalt wird von der Hochzeit erfahren. Von Anfang an werden wir getrennte Wege gehen. Wer sollte da irgendeinen Verdacht schöpfen?“
Sie zögerte noch immer. „Sagten Sie nicht, dass möglicherweise Ihre Verwandten bereits von der Bestimmung im Testament erfahren haben?“
Er zuckte die Schultern. „Inzwischen bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass einfach jeder von einem jungen Earl erwartet, dass er sich möglichst bald verehelicht und für Nachkommen sorgt.“
„Hm …“ Jemima dachte angestrengt nach. Dass sie Selbornes Angebot gerade jetzt erhalten hatte, als sie es am dringendsten brauchte, war ein wichtiger Grund, Ja zu sagen. Doch tatsächlich konnte sie ihre Ängste nicht abschütteln. In Gedanken listete sie noch einmal die Vorteile der vorgeschlagenen Vereinbarung auf. Ihr Vater würde keinen Druck mehr auf sie ausüben können. Sie würde Jim Veale nicht heiraten müssen. Sie würde unabhängig sein. Und vor allem würde sie sich mithilfe der versprochenen finanziellen Abfindung ihren wichtigsten Traum erfüllen können: Seit sie Mrs Montagus Schule besucht hatte, wünschte sie sich, anderen Kindern etwas Ähnliches bieten zu können. Sie würde Musik, Sprachen und vielleicht sogar ein bisschen Mathematik unterrichten.
„Welche Summe werden Sie mir zahlen?“, fragte sie.
Im selben Moment bemerkte sie, wie Selborne sich entspannte. Offenbar hatte er sofort gespürt, dass die Entscheidung gefallen war. Er nannte ihr eine Zahl, die bewirkte, dass Jemima die Augen aufriss. Rasch senkte sie den Blick. „Das ist sehr großzügig von Ihnen. Haben Sie dabei auch bedacht, dass Sie zusätzlich versprochen haben, eine Wohnung für mich zu mieten? Vielleicht dürfte ich darum bitten, ein kleines Haus zu bekommen? Am liebsten in Twickenham.“
Er sah nicht gekränkt, sondern amüsiert drein. „Man könnte meinen, dass ich mit meiner zukünftigen Mätresse verhandele und nicht mit meiner Braut.“
Seine Bemerkung ließ merkwürdige Bilder vor Jemimas innerem Auge entstehen. Ein hübsches Schlafzimmer, ein großes Bett, zerwühlte Laken, eine zärtliche Hand auf … Eine Hitzewelle überlief sie, und ihr Herz schlug plötzlich schneller. Himmel, es war wirklich nicht die richtige Zeit, an so etwas zu denken!
„Verzeihen Sie meine offenen Worte“, sagte sie, wobei sie hoffte, ihre Stimme würde nichts von ihrer Verwirrung verraten. „Ich habe viel Schlimmes gesehen und möchte mich absichern.“
„Natürlich.“ Er lächelte ihr zu. „Miss Jewell, bitte vertrauen Sie mir. Ich werde mich um alles kümmern.“
Sie holte tief Luft. „Es wäre schön, wenn mir auch eine kleine Kutsche zur Verfügung stünde.“
„Eine kleine?“ Seine Augen hatten jetzt einen anderen Ausdruck angenommen, wachsam, vielleicht sogar ein wenig misstrauisch. „Sie wünschen sich keinen Vierspänner?“
„Oh, Sie machen sich über mich lustig!“, rief sie vorwurfsvoll aus. „Ich bin nicht gierig, und das wissen Sie!“
„In der Tat“, bestätigte er. „Einen Einspänner also? Gut. Ich werde meinem Anwalt die entsprechenden Anweisungen geben.“
„Dann haben wir also einen Vertrag geschlossen?“, vergewisserte Jemima sich.
Robert nickte. „Ich werde eine Speziallizenz besorgen, damit wir baldmöglichst vor den Altar treten können. Sie sind doch alt genug, um ohne die Einwilligung Ihrer Eltern zu heiraten?“
„Ich bin einundzwanzig. Und wie alt sind Sie?“
„Sechsundzwanzig.“
Sie legte den Kopf schief und musterte ihn nachdenklich. „Ich hätte Sie für älter gehalten. Es muss an Ihren Augen und an diesen Linien in Ihrem Gesicht liegen. Die vermitteln den Eindruck, dass Sie viel erlebt haben.“
Es gelang ihm, sein Erstaunen zu verbergen. Er hatte nicht erwartet, dass Miss Jewell eine so aufmerksame Beobachterin war und eine so gute Menschenkenntnis besaß. Leichthin sagte
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