Historical Lords & Ladies Band 39
er: „Im Krieg sieht man gelegentlich Dinge, über die man lieber nicht spricht.“
„Kommen wir also noch einmal kurz auf unsere Abmachung zurück. Werde ich dazu etwas Schriftliches erhalten?“
„Selbstverständlich. Wir werden einen Ehevertrag abschließen. Bitte machen Sie sich keine unnötigen Sorgen. Ich würde Sie niemals betrügen.“
Einen Moment lang schaute er sie so an, dass sie fast damit rechnete, einen Kuss von ihm zu bekommen. Schmetterlinge begannen in ihrem Bauch zu tanzen. Doch dann streckte Selborne ihr nur die Hand hin. Sie besiegelten ihr Abkommen mit einem festen Händedruck.
Die Berührung, so geschäftsmäßig sie auch war, bewirkte, dass es Jemima heiß den Rücken hinunterlief. Sie versuchte, Robert ihre Finger zu entziehen. Doch er ließ sie nicht los.
„Ich kenne Ihren Vornamen nicht“, stellte er fest.
„Oh …“ So viel war zwischen ihnen geschehen, und es war beinahe unvorstellbar, dass sie so einfache Informationen nicht ausgetauscht hatten. Jemima hob den Kopf und sah ihrem Bräutigam – denn das war er ja nun wohl – tief in die Augen. Sie waren braun mit winzigen grünen Flecken, und sie hatten einen warmen, beinahe zärtlichen Ausdruck. „Ich heiße Jemima Mary Jewell. Ist das für die Speziallizenz wichtig?“
„Ja. Aber deshalb habe ich nicht gefragt. Ich wollte es für mich wissen. Jemima Mary, das gefällt mir. Ich heiße Robert, aber das ist Ihnen ja bekannt.“
„Nur Robert?“
„Nein. Robert Guy Lucius Cavendish Selborne.“
Sie biss sich auf die Lippen, um nicht laut herauszulachen. „Kein Wunder, dass Sie sich für Robert als Rufnamen entschieden haben.“
Sie schauten einander an, und einen Moment lang vergaßen sie alles um sich her. Dann fragte Jemima: „Würden Sie mir verraten, warum Sie gerade mich gebeten haben, Ihre Frau zu werden? Ich meine, Sie haben bereits erwähnt, dass keine der auf dieser Hochzeit anwesenden Damen Ihnen gefällt. Aber trotzdem hätten Sie diese Abmachung nicht mit mir schließen müssen.“
Er zuckte die Schultern und schwieg.
Oh Gott, er hatte sich für sie entschieden, weil er glaubte, sie kaufen zu können. Und nun wollte er sie nicht beleidigen und nannte deshalb diesen Grund nicht. Jemima wünschte, sie hätte die Frage nie gestellt.
„Ich habe mich an Sie gewandt, weil ich glaubte, dass ich Sie vielleicht würde überzeugen können.“ Robert lächelte. „Und ich bin sehr froh, dass es mir gelungen ist.“
Zögernd erwiderte sie sein Lächeln. Er hatte ihr eine sehr diplomatische Antwort gegeben.
Jetzt wies er auf den Brautschleier, der ihm schon zu Beginn ihres Gesprächs aufgefallen war. „Ich hoffe, ich habe Sie wirklich überzeugt. Sie werden doch Ihre Meinung nicht noch einmal ändern?“
„Ganz bestimmt nicht!“ Damit war ihre Unterredung beendet. Jemima erhob sich, um Lord Selborne zur Tür zu begleiten. Er bedeutete ihr mit einer Geste, dass das nicht nötig sei. „Bitte machen Sie sich keine Mühe. Nach allem, was Sie in den letzten Tagen erlebt haben, sollten Sie sich ausruhen und erholen.“
Sein Blick ruhte auf ihrer Schulter. Das Kleid verbarg den blauen Fleck, den der Schlag mit der Gürtelschnalle ihr zugefügt hatte. Dennoch hob Jemima unsicher die Hand und zupfte an dem geblümten Stoff.
„Haben Sie noch Schmerzen?“
„Nein“, log sie. Ein Schauer überlief sie, und sie begann leicht zu zittern. Das allerdings kam weder von den Schmerzen noch vom Lügen. Es war die zärtliche Besorgnis, die sie in Roberts Augen las, die sie so erschütterte. Diese Art von Anteilnahme kannte sie nicht. Niemand sonst brachte ihr solches Mitgefühl entgegen. Jack war ein guter Bruder, der sie zu schützen suchte, wann immer ihm das möglich war. Sie war ihm dankbar dafür. Aber Robert Selbornes Wärme berührte ihr Herz.
„Vielleicht möchten Sie jetzt gleich mitkommen?“, fragte er sanft. „Ich könnte Sie in einem Hotel unterbringen oder …“
„Nein“, unterbrach sie ihn. „Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber es ist vollkommen unnötig. Mein Vater hat sich längst wieder beruhigt.“
„Trotzdem möchte ich Ihnen meine Adresse aufschreiben. Bitte kommen Sie zu mir, wenn …“ Er holte eine Visitenkarte aus der Rocktasche, bat Miss Jewell um Tinte und Feder und schrieb etwas auf die Rückseite der Karte.
Aus irgendeinem Grund, den sie selbst nicht verstand, war Jemima den Tränen nahe. „Danke“, murmelte sie.
Er drückte ihr einen Kuss auf die Wange. Und diesmal
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