Historical Lords & Ladies Band 39
und dem dunklen Haar sah er überaus attraktiv aus. Kein Wunder, dass die Schankmädchen sich auf ihn stürzten und dass ihr eigenes dummes Herz schneller schlug, wenn sie ihn betrachtete.
„Lassen Sie uns noch kurz besprechen, wie es nach der Trauung weitergeht“, schlug Robert vor.
4. KAPITEL
D ie Informationen waren rasch ausgetauscht. Nach der Trauung würde das junge Paar Roberts Anwalt aufsuchen. Und anschließend würde Jemima, dann Countess of Selborne, direkt ihr Haus in Twickenham beziehen können.
„Ich hoffe“, sagte ihr zukünftiger Gatte, „dass Ihr Bruder sich ein wenig um Sie kümmern wird, damit Sie nicht ganz allein in der Welt stehen. Einsamkeit kann manchmal schwer zu ertragen sein … Natürlich können Sie sich auch jederzeit an Churchward wenden, wenn irgendwelche Probleme auftauchen sollten.“
„Jack wird mich nicht im Stich lassen“, versicherte Jemima. Ihr Gewissen regte sich, weil sie Robert nicht mitgeteilt hatte, dass sie beabsichtigte, eine Schule zu eröffnen. Als Schulleiterin würde sie bestimmt nicht übermäßig einsam sein. Andererseits würde sie ihre Pläne wohl erst einige Zeit nach der Eheschließung in die Tat umsetzen können. Anfangs würde sie, um nicht unnötige Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, recht zurückgezogen leben müssen.
„Wird Ihnen die Zeit in Twickenham nicht lang werden?“, erkundigte Robert sich. „Was wollen Sie tun?“
Himmel, konnte er etwa Gedanken lesen? Sie schluckte. „Ich dachte, es sei typisch für eine Dame, nichts zu tun .“
Lachend griff er nach ihrer Hand und drückte sie kurz.
Sie schluckte erneut. Seine Finger hatten sich warm angefühlt, die Berührung war sanft und doch kräftig gewesen.
„Wollen Sie mir nicht die Wahrheit sagen, Jemima? Sie machen auf mich nicht den Eindruck einer Frau, die glücklich damit wäre, dem Müßiggang zu frönen. Ich bin sicher, dass Sie irgendetwas vorhaben.“
Sie schauten einander an.
„Also gut, ich muss es Ihnen wohl anvertrauen: Ich beabsichtige, eine Schule zu eröffnen.“ Sie bemerkte seinen Gesichtsausdruck und fuhr rasch fort: „Keine Sorge, ich werde nicht unter meinem eigenen Namen auftreten. Niemand wird wissen, dass Ihre Gattin etwas mit diesem Vorhaben zu tun hat. Das ist übrigens auch in meinem Interesse. Die Bewohner von Twickenham besitzen eine gesunde Skepsis gegenüber Fremden, die nicht für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Ich möchte nicht riskieren, mir das Missfallen meiner Nachbarn zuzuziehen.“
„Ich verstehe nicht recht …“
Sie hob die Brauen. „Was würden Sie glauben, wenn eine alleinstehende junge Frau plötzlich in ein Haus einzieht und dort offenbar ohne finanzielle Sorgen lebt, obwohl sie offensichtlich keiner ehrbaren Tätigkeit nachgeht?“
„Oh … Sie meinen, Ihre Nachbarn würden Sie für die Mätresse eines wohlhabenden Mannes halten?“
„Oder für eine reiche Witwe, die es auf die Tugend der Ehemänner anderer Frauen abgesehen hat. Deshalb halte ich es für besser, Kindern Unterricht zu erteilen. Ich denke, dass ich eine recht gute Lehrerin abgeben werde. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen.“
„Würde das denn etwas ändern?“
„Natürlich! Finanziell sitzen Sie am längeren Hebel.“
Sein Lachen klang bitter. „Ist das alles, was Ihnen Sorgen macht?“
Sie errötete. Bestimmt hielt er sie jetzt für geldgierig. Aber waren sie sich nicht von Anfang an darüber einig gewesen, dass Gefühle in ihrem Arrangement keinen Platz hatten? „Es wäre mir zweifellos unangenehm, Sie enttäuschen zu müssen, da Sie sich mir gegenüber als so großzügig erweisen“, gab sie zögernd zu. „Andererseits wissen wir beide, dass wir nichts weiter als eine geschäftliche Vereinbarung geschlossen haben, nicht wahr?“
Zu ihrer Überraschung strich er ihr mit den Fingern leicht übers Haar. „Haben Sie nie davon geträumt, aus Liebe zu heiraten, Miss Jewell?“
Sie wich seinem forschenden und gleichzeitig irgendwie zärtlichen Blick aus. „Nach meinen Erfahrungen passen Liebe und Ehe nicht gerade gut zusammen. Bei der Planung von Eheschließungen geht es in meinen Kreisen – genau wie in Ihren – meist darum, sich materielle oder gesellschaftliche Vorteile zu sichern.“
„Dann waren Sie nie in den Mann verliebt, mit dem Sie sich eigentlich vermählen sollten?“
„Jim?“ Sie hatte ihn fast vergessen. „Nein, er ist ein netter Kerl. Aber Liebe war auf beiden Seiten nicht im Spiel.“
Robert runzelte die Stirn.
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