Historical Lords & Ladies Band 40
freundliche Mann jetzt?“
„Das weiß ich nicht.“ Dorothy betupfte ihre Augen mit einem Spitzentaschentuch. „Alles ist mein Fehler. Normalerweise bin ich keine Heulsuse, aber ich konnte mich nicht beherrschen …“
„Sie glauben doch nicht ernsthaft, dass er Sie wegen ein paar Tränen verlassen hat?“
„Ja. Nein. Ich weiß nicht …“
„Ein gütiger Himmel bewahre mich in Zukunft vor weinenden Frauen. Schlimm genug, dass ich auf ein hilfloses weibliches Wesen aufpassen muss …“
„Captain, beziehen Sie sich da etwa auf mich?“, unterbrach ihn Helen, die wünschte, ihre Freude über seine Rückkehr nicht so deutlich gezeigt zu haben. „Ich bin weder hilflos, noch muss man auf mich aufpassen. Sie sind sehr grausam zu Miss Carstairs, die sich nicht verteidigen kann.“
„Das muss sie gar nicht, solange andere Leute das für sie tun.“
„Warum sollte ich nicht für sie sprechen dürfen?“
„Weil Sie genügend mit sich selbst zu tun haben. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der so häufig in eine Klemme gerät wie Sie.“ Um seine Gefühle im Zaum zu halten, die leicht außer Kontrolle geraten konnten, rettete er sich in kühle Zurückhaltung. Ein kleines Anzeichen von Schwäche, und er wäre verloren gewesen.
„Sie, Sir, sind so hart und gefühllos, dass Sie echten Kummer nicht erkennen. Wahrscheinlich waren Sie zu lange Soldat. Mir ist schleierhaft, weshalb Sie wiedergekommen sind, wenn Sie uns nicht helfen wollen. Sie könnten inzwischen doch schon halbwegs an Ihrem Ziel angelangt sein.“
„Ja, würden Sie sich das denn wünschen?“
Einerseits hätte Helen es nicht über sich gebracht, mit Ja zu antworten, andererseits ließ ihr Stolz es nicht zu, nein zu sagen. „Handeln Sie, wie es Ihnen beliebt.“
Die beiden waren so mit ihrem Wortwechsel beschäftigt, dass sie beinahe die Ursache vergaßen.
„Da ist er ja“, rief Dorothy plötzlich, verließ das Zimmer, lief den Korridor entlang und auf den Hof hinaus, wo Tom mit einem der Stallknechte sprach.
Helen und Duncan beobachteten, dass sie sich ihm in die Arme warf. Er redete auf sie ein, nahm ihre Hände und küsste eine nach der anderen.
„Wie schön ist doch die Liebe“, stellte der Captain fest. „Ich für mein Teil würde allerdings eine Magenverstimmung vorziehen.“
„Das meinen Sie doch nicht wirklich“, erwiderte Helen.
„Ich pflege nichts zu äußern, was ich nicht auch wirklich meine.“
„Dann sind Sie unglaublich zynisch.“
„Vielleicht habe ich Grund dazu.“
Helen erkannte den schmerzlichen Ausdruck in seinen Augen, versagte es sich aber, Sympathie zu empfinden.
„Falls Ihnen jemand ein Leid zugefügt hat, heißt das noch lange nicht, dass sie die Gefühle anderer Menschen gering schätzen dürfen. Ich jedenfalls freue mich für Miss Carstairs und wünsche ihr viel Glück. Wenn Sie das nicht ebenfalls können, wären Sie besser nicht zurückgekommen. Wir wären auch allein mit der Sache fertig geworden.“
„Ich bin nicht so leicht abzuschütteln, Miss Sadler, und kein solcher Lump, dass ich eine junge Dame ihrem Schicksal überlassen würde, auch wenn sie es verdient hat.“
Wenig später kam das junge Paar Hand in Hand herein. „Alles ist in Ordnung“, versicherte Dorothy. „Tom hat mich nicht verlassen. Er ist nur spazieren gegangen, um darüber nachzudenken, was wir tun sollen.“
„Ein bisschen spät“, murmelte Duncan. „Das Nachdenken hätte viel früher geschehen müssen.“
Tom ignorierte die Bemerkung. „Wir haben beschlossen, nach Derby zu fahren“, verkündete er.
„Ich habe dort eine Tante“, erklärte Dorothy. „Wir werden bei ihr bleiben und Papa schreiben, dass er mich dort abholen kann. Tante Sophia wird uns bestimmt helfen, ihn zu überreden, dass er uns die Heirat erlaubt.“
„Sehr schlau von Ihnen, sich die Familie Ihrer Frau als Verstärkung zu sichern“, sagte Duncan lachend.
Der junge Mann errötete, äußerte aber nichts.
„Das ist eine hervorragende Idee“, meinte Helen. „Bis Derby ist es ja nicht weit.“
„In Meilen gerechnet vielleicht nicht, die Zeit betreffend schon“, sagte Duncan. „Da die Kutsche noch nicht repariert ist, müssen wir noch ein paar Stunden hierbleiben. Wir haben Glück, wenn wir heute Abend Leicester oder sogar Derby erreichen.“
„Dann werde ich jetzt einen Spaziergang unternehmen“, verkündete Helen. „Ich brauche ein bisschen Bewegung.“
„Allein, Prinzessin?“, erkundigte sich Duncan.
„Vielleicht
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