Historical Lords & Ladies Band 40
„Das haben Sie sich selbst zuzuschreiben, weil Sie sich so geheimnisvoll geben.“
„Warum sollte ich Ihre Neugier befriedigen? Denn es handelt sich lediglich um billige Neugier. Wenn Sie eine Frau wären, würde ich Sie als Klatschtante einstufen.“
„Aber ich bin keine Frau, sondern ein Mann, der sich gern um die Schwachen und Verletzlichen kümmert.“
„Ich bin weder schwach noch verletzlich.“
Er lachte laut und warf den Kopf zurück. Wieder ernst geworden, fuhr er fort: „Und Sie glauben, dass das auf Miss Carstairs zutrifft. Was also soll ich tun?“
„Sprechen Sie mit Mr Thurborn und finden Sie heraus, welche Absichten er hat.“
„Das dürfte der Vater der jungen Dame bereits getan haben, ohne befriedigende Antworten zu erhalten.“
„Sie könnten darauf hinweisen, wie sehr sich diese Eskapade auf Dorothy auswirkt, und versuchen, eine Lösung zu finden.“
„Wo ist der junge Mann?“
„Vor fünf Minuten war er noch im Hof.“
Duncan seufzte tief und stand auf. „Warten Sie hier auf mich. Wir reden später weiter.“
Der junge Mann schlenderte über den Hof und kickte mit dem Fuß kleine Steinchen vor sich her. Er blickte hoch, als Duncan sich näherte. „Hallo, Captain, eine verdammt lästige Angelegenheit, nicht wahr?“
„Ja, aber wohl mehr für Sie als für mich. Man hat mir berichtet, dass Sie erwarten, verfolgt zu werden.“
„Woher wissen Sie das?“
„Miss Carstairs hat sich Miss Sadler anvertraut, die es wiederum mir erzählt hat.“
„Es ist nicht Ihre Angelegenheit, Sir.“
„Sie haben recht“, stimmte Duncan lächelnd zu. „Doch leider hat Miss Sadler es zu ihrer Angelegenheit erklärt, sodass ich unvermeidlich darin verwickelt werde.“
„Ich weiß wirklich nicht, weshalb Dorrie darüber gesprochen hat.“
„Sind Sie blind? Haben Sie von Miss Carstairs Ängsten denn nichts bemerkt?“
„Natürlich habe ich das bemerkt. Der Unfall und die Verzögerung … Sobald wir unterwegs sind, ist mit Dorrie wieder alles in Ordnung.“
„Dann sind Sie also fest entschlossen, die Sache zu Ende zu bringen?“
„Gütiger Himmel, Captain, Sie glauben doch nicht etwa, dass ich sie sitzen lassen würde?“
„Sie scheint es zu glauben.“
„Aber ich habe ihr nicht den geringsten Anlass gegeben, an mir zu zweifeln. Sie bedeutet mir alles.“
„Und trotzdem haben Sie sie von ihren Eltern weggeholt und ihr eine Prüfung auferlegt, die ein stärkeres Herz …“
„Miss Sadler wird gut mit allem fertig.“
Duncan lächelte. „Ja, aber nicht alle junge Damen sind so praktisch veranlagt wie Miss Sadler. Mit ihr dürfen Sie Miss Carstairs nicht vergleichen.“
„Und wie hätte ich mich anders verhalten sollen? Ihr Vater wollte mich nicht haben, obwohl ich nicht so mittellos bin, wie er denkt. Ich stamme aus einer guten Familie – Farmer, die vor einem halben Jahrhundert nach Kanada ausgewandert sind und sich dort etwas aufgebaut haben. Außerdem habe ich in Berkshire einen kleinen Landsitz geerbt und beabsichtige nicht, meine Liebste zu entwurzeln, wenn sie das nicht wünscht.“
„Im Augenblick wünscht sie sich wohl nur, sicher wieder zu Hause zu sein. Wäre das möglich, oder gibt es einen Grund, dass sie nicht unverheiratet zurückkehren kann?“
„Wie bitte?“ Er wirkte verwirrt. „Oh, Sie meinen … Nein, Captain, sie ist noch unschuldig.“
„Bringen Sie sie zurück und sprechen noch einmal mit ihrem Vater. Vielleicht wird er jetzt nachgeben.“
„Das bezweifle ich.“
„Dann versichern Sie sich der Hilfe ihrer Mutter. Frauen zeigen für Herzensangelegenheiten mehr Verständnis als Männer. Machen Sie Mrs Carstairs zu Ihrem Anwalt.“
„Falls das Dorries Wunsch ist, will ich es aus ihrem eigenen Mund hören.“
„Ich schicke sie Ihnen.“
Duncan ging wieder ins Haus und überließ es Tom, über alles nachzudenken. Ob der junge Mann sich das Gesagte zu Herzen nehmen würde, wusste er allerdings nicht. Helen saß noch da, wo er sie verlassen hatte – eine zierliche Gestalt, die auch in schwarzer Kleidung nicht trübsinnig wirkte. Sie runzelte die Stirn und kräuselte ein wenig die Lippen. Einen flüchtigen Augenblick lang überlegte er, wie es wohl sein würde, sie zu küssen. Hinter sich hörte er, dass die Tür geöffnet wurde und Miss Carstairs hereinkam.
„Länger konnte ich nicht liegen bleiben“, erklärte sie und setzte sich neben Helen. „Ich hätte Ihnen nicht die ganze Geschichte erzählen und mich beklagen sollen. Unser
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