Historical Lords & Ladies Band 40
Selbstvertrauen aneignen. Ist Tom in der Lage, eine Zofe für Sie einzustellen?“
„Jetzt noch nicht, erst später.“
„Warum warten Sie beide nicht einfach, bis Ihr Vater Sie eingeholt hat? Er wird Ihnen sicher verzeihen. Und wenn er merkt, wie entschlossen Sie sind, Ihren Tom zu heiraten, wird er Ihnen keine Hindernisse mehr in den Weg legen.“
„Glauben Sie das wirklich?“, fragte das Mädchen so voller Eifer, dass Helen hoffte, dass sie recht hatte.
„Aber ja.“ Sie half Dorothy beim Anziehen des Kleides und schloss im Rücken die Knöpfe. „Und jetzt legen Sie sich auf das Bett und ruhen sich aus. Ich gehe schon nach unten.“
„Sie werden mich nicht allein lassen?“
„Nein, aber würde es Sie stören, wenn ich Captain Blair berichte, was Sie mir erzählt haben? Ich bin sicher, dass er diskret ist, und vielleicht weiß er ja Rat.“
„Nehmen Sie ihm das Versprechen ab, nichts weiterzusagen.“
Helen wusste nicht, weshalb sie den Captain vorgeschlagen hatte, außer dass sie ihm vertraute. Sie wollte sich von ihm bestätigen lassen, dass ihr Vorschlag, das junge Paar solle auf Mr Carstairs warten, richtig gewesen war.
Duncan saß allein im Nebenzimmer am Fenster und schaute tief in Gedanken versunken hinaus. „Captain?“
Beim Klang ihrer Stimme zuckte er zusammen. „Miss Sadler, bitte entschuldigen Sie meine Geistesabwesenheit.“
„Bereitet Ihnen die Verzögerung Sorgen?“
„Ja, und noch einiges andere. Sie wollten mich sprechen?“
„Ich komme soeben von Miss …“, Helen stockte, „der jungen Dame, die mit uns reist.“
Er lächelte. „Sie hat sich in eine schlimme Lage gebracht, nicht wahr?“
„Ja. Sie und der junge Mann – er heißt übrigens Tom Thurborn – sind durchgebrannt.“
„Das war von Anfang an offensichtlich.“
„Ich habe das erst bei dem Unfall gemerkt, als sie zugab, dass er nicht ihr Ehemann sei. Sie bedauert inzwischen ihre Torheit und tut mir leid. Ich möchte Sie um Rat fragen.“
„Was hat das Ganze mit mir oder Ihnen zu tun? Die beiden müssen selbst sehen, wie sie zurechtkommen.“
„Aber sie ist völlig hilflos. Ich habe ihr geraten, auf ihren Vater zu warten und ihn um Verzeihung zu bitten.“
„Würden Sie das an ihrer Stelle tun, Miss Sadler?“
„Wenn sie den jungen Mann wirklich haben will.“
„Mir scheint, dass sie nicht weiß, was sie will.“
„Keine junge Dame würde so viel riskieren, wenn sie nicht sehr verliebt wäre …“
„Was bedeutet schon Liebe …“
„Sie sind sehr zynisch. Haben Sie so schlechte Erfahrungen gemacht?“
„Wie steht es mit Ihnen?“
„Wir reden nicht über mich, sondern über Dorothy und Tom. Es muss schrecklich sein, wenn Eltern eine Verbindung zwischen zwei verliebten Menschen verbieten. Kein Wunder, dass die beiden durchgebrannt sind.“
„Würden Sie ebenfalls durchbrennen, Miss Sadler?“ Duncan schaute sie mit seinen dunklen Augen so prüfend an, als ob er ihr Innerstes erforschen wollte. Helen fiel es schwer, seinem Blick standzuhalten. Langsam entwickelte sich das zu einer Art Spiel zwischen ihnen. Er fragte, sie wich seinen Fragen aus, und jeder versuchte, mehr über den anderen zu erfahren. „Müssen Sie so lange nachdenken, bevor Sie sich entscheiden?“, riss er sie aus ihren Gedankengängen.
„Was entscheiden?“
„Ob Sie, wenn Sie verliebt wären, Durchbrennen in Erwägung ziehen würden?“
„Das ist unerheblich.“
Er lachte. „Dabei habe ich genau das von Ihnen gedacht, als ich Sie im Blue Boar sah und hörte, dass Sie nach Glasgow fahren wollten.“
„Sie vergessen, dass ich eine ganz alltägliche Frau bin, die ihren Lebensunterhalt selbst verdienen muss und mit Sicherheit alt genug ist, um in Bezug auf eine Ehe ihre eigenen Entscheidung zu treffen.“
„Wie alt sind Sie? Neunzehn? Zwanzig?“
„Sir, wir reden über Dorothy und Tom und nicht über mich.“
„Ich bitte vielmals um Vergebung“, erwiderte er augenzwinkernd. „Natürlich hätte ich mich daran erinnern sollen, dass man eine Prinzessin nicht nach ihrem Alter fragen darf.“
„Ich bin keine Prinzessin und finde es nicht nett von Ihnen, dass Sie mich verspotten.“
„Nur eine Prinzessin kann sich so überlegen gebärden.“
„Ich habe bisher noch keinen Mann getroffen, der hilfreich und gleich darauf hassenswert ist. Mir kommt es so vor, als ob Sie zwei Männer in einer Person wären.“
Sie hatte es wieder einmal geschafft, das Gespräch von sich ab- und auf ihn hinzulenken.
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