Historical Lords & Ladies Band 40
hier.“
Helen legte Messer und Gabel weg. „Bitte entschuldigen Sie mich. Ich muss noch meine Rechnung bezahlen.“
Duncan stand auf und verbeugte sich leicht, bevor er sich wieder in seine Zeitung vertiefte.
„Jemand hier mit dem Ziel Carlisle?“, ertönte eine Stimme von der Tür her. Auf der Schwelle stand ein Kutscher, der sich in einen schweren Mantel mit mehreren Capes gehüllt und den Hut bis tief in die Stirn gezogen hatte – ein Beweis, dass draußen schlechtes Wetter herrschte. „Die Kutsche ist abfahrtbereit.“
Duncan erhob sich eilig, um Miss Sadler zu suchen. Sie saß bereits im Wageninneren, außer ihr noch ein dicker Mann mit gelber Weste, karierten Hosen und einem voluminösen Krawattentuch, ein dünner Mann mit einer Warze auf der Nase, eine Frau in Witwenkleidung und ein Junge von ungefähr zwölf Jahren, offensichtlich ihr Sohn. Duncan nahm ebenfalls Platz, die Knechte traten von den Pferden zurück, und die Kutsche setzte sich in Bewegung.
Helen, die tief in Gedanken versunken war, schwieg. Das Feuer in ihren Augen war verschwunden, sodass sie plötzlich sehr verletzlich wirkte. Jetzt hätte er sie am liebsten in die Arme genommen, ihr versichert, dass alles gut werden und er sie immer beschützen würde.
„Hartley“, stellte sich der Mann in der gelben Weste vor und bot Duncan die Hand. „Ich bin im Baumwollgeschäft, importiere das Zeug aus Amerika und besuche die hiesigen Spinnereien.“
„Captain Duncan Blair von den Husaren des Prince of Wales“, erwiderte Duncan und schüttelte seine Hand. „Ich habe Urlaub und fahre nach Hause.“
„Wohin, Captain?“, fragte die Witwe.
„Nach Schottland, Madam.“
„Dann reisen wir bis Lancaster zusammen.“ Sie beugte sich vor und lächelte Helen an. „Mein Name ist Mrs Goodman.“
„Und ich bin Helen Sadler.“ Allmählich wurde ihr das Lügen zur zweiten Natur.
„Dann sind Sie also nicht …“ Ihr Blick flog zwischen Helen und Duncan hin und her. „Ich dachte …“
„Leider nicht“, sagte Duncan lächelnd.
„Bitte entschuldigen Sie.“ An Helen gerichtet, sagte sie: „Ich wollte um alles in der Welt nicht …“
„Machen Sie sich deshalb keine Gedanken“, bat Helen. „Da ich unglücklicherweise gezwungen bin, allein zu reisen, freue ich mich über angenehme Gesellschaft.“
Mrs Goodman stieß ihren Sohn in die Rippen. „Sag Guten Tag zu Miss Sadler, Robert.“
Er gehorchte mit einem Murmeln.
„Freut mich, dich kennenzulernen, Robert“, meinte Helen freundlich.
„Sie haben offenbar ebenfalls kürzlich einen Verlust erlitten“, fuhr Mrs Goodman mit einem Blick auf Helens schwarze Kleidung fort.
„Ja, mein Vater ist vor zwei Monaten gestorben.“
„Ihr Vater?“, wiederholte Duncan. „Und ich dachte … Warum haben Sie mir das nicht erzählt?“
„Hätte das einen Unterschied gemacht?“
„Aber ja. Darf ich Ihnen mein Beileid aussprechen?“
„Vielen Dank.“
„Fahren Sie auch nach Schottland?“, erkundigte sich Mrs Goodman.
„Ja, nach Killearn.“
Wie viele Überraschungen hält sie eigentlich noch für mich bereit, dachte Duncan. Killearn war sein Heimatort. Im Geiste ging er die Familien durch, die er kannte, und überlegte, wer vielleicht eine Gouvernante oder Gesellschafterin benötigte, kam aber zu keinem Ergebnis. Vermutlich war das wieder eine ihrer Erfindungen. Vielleicht würde sie ihn eines Tages auch noch mit der Wahrheit überraschen.
„Ich habe gerade meinen Ehemann begraben“, warf Mrs Goodman ein. „Mein Junge war zur Beerdigung zu Hause, und ich bringe ihn jetzt in die Schule zurück.“
„Er war nicht mein Vater“, sagte Robert.
„Vater oder auch Stiefvater, welchen Unterschied macht das schon“, fuhr seine Mutter hoch. „Drei Ehemänner sind mir weggestorben. Roberts Vater war der erste … Ich war noch sehr jung, als ich ihn geheiratet habe.“
„Wie schrecklich für Sie“, sagte Helen, um schnell hinzuzusetzen: „dass Sie drei Ehemänner verloren haben.“
„Ja, in der Tat“, stimmte Mrs Goodman zu. „Wenigstens haben Sie mich gut versorgt zurückgelassen.“
„Mein letzter Ehemann ist den Verletzungen erlegen, die er vergangenes Jahr in Peterloo davongetragen hat. Sie haben sicher davon gehört, Miss Sadler?“
„Allerdings. Mein Beileid, Madam. Eine schlimme Sache ist dort passiert. Es war als friedliche Demonstration gedacht gewesen – ein Treffen, um auf die Sorgen und Probleme der Arbeiter an den Handwebstühlen hinzuweisen. Sie
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