Historical Lords & Ladies Band 40
waren wohl neuer Maschinen wegen, die in Gebrauch kommen sollten, sehr beunruhigt.“
Duncan stöhnte innerlich. Das Thema konnte leicht zu einem Streit führen, zumal sie einen Baumwollimporteur bei sich hatten. Leider schien Helen kein Gespür für Gefahren zu haben.
„Das ist kein Grund, Aufruhr zu stiften“, sagte Mr Hartley.
„Mein Mann gehörte nicht zu den Aufrührern“, beeilte sich Mrs Goodman zu versichern. „Er hat nur seine Pflicht als Milizsoldat erfüllt.“
„Also einer von denen, die das Gesetz erzwingen wollen“, sagte Duncan mit einer Spur von Ironie in der Stimme. Die Bürgermiliz hatte sich bei der Unterdrückung des Aufruhrs eifriger gezeigt als das Militär.
„Die Miliz hatte den Befehl, den Mob zu zerstreuen. Da waren Tausende, die Fahnen schwenkten und die Truppen, die sie beruhigen sollten, beleidigten.“
„Waren Sie etwa dort und haben das Blutbad gesehen?“, fragte Helen.
„Nicht direkt, aber das Geschrei war meilenweit zu hören. Wenn ich an Ort und Stelle gewesen wäre, hätte ich vielleicht verhindern können, dass Francis verwundet wurde. Er wurde von seinem eigenen Säbel durchbohrt, den ihm ein Mitglied des Mobs weggerissen hatte.“
„Das tut mir leid“, murmelte Helen, die plötzlich merkte, dass sie einen Fehler gemacht hatte.
„Anschließend hat er noch ein Jahr und zwei Monate gelebt, jedoch nur im Bett gelegen. Er war unfähig, sich zu bewegen oder verständlich zu sprechen. Ich habe ihn Tag und Nacht gepflegt, ohne dass er sich meiner Anwesenheit bewusst war. Für mich ist er an jenem Tag im August gestorben. Nur dass er mit Verspätung beerdigt wurde. Sie halten mich sicher für gefühllos, weil ich nicht weine“, setzte Mrs Goodman hinzu.
„Ich nehme an, dass Sie all Ihre Tränen vor zwölf Monaten vergossen haben“, erwiderte Helen.
„Oh, ja, das habe ich. Zum Glück war Robert die meiste Zeit in der Schule, sodass er nichts davon merkte. Er ist ein guter Junge und sehr gescheit. Sein Vater war Ingenieur, müssen Sie wissen.“
In dieser Art und Weise redete sie unentwegt weiter, nur unterbrochen von einem gelegentlichen Einwurf Helens oder Mr Hartleys. Der dünne Mann mit der Warze an der Nase saß schweigend in einer Ecke. Duncan lächelte etwas gezwungen.
Wohin will sie in Killearn, fragte er sich. Er konnte schwerlich seine Freunde und Bekannten besuchen, nur weil er eine ihrer Angestellten sehen wollte. Sein Vater und sein Bruder würden ihn für verrückt halten. Falls ihn sein Gedächtnis nicht täuschte, hatten James und Arabella ein Kind, das altersmäßig zu Hause den ersten Unterricht benötigte. Wenn sie dorthin ging …
Die Kutsche verlangsamte das Tempo. Duncan blickte aus dem Fenster und bemerkte, dass die Straße sich hier in besonders schlechtem Zustand befand. Es wunderte ihn daher nicht, dass die Passagiere plötzlich durcheinandergeschüttelt wurden, als das Gefährt durch ein Schlagloch fuhr. Er packte Helen um die Taille und hielt sie fest, bis die Kutsche zum Stillstand kam.
Dann öffnete er die Tür und half Helen beim Hinausklettern. Der Kutscher, der Begleiter sowie der einzige Außenpassagier, die unverletzt geblieben waren, standen schon draußen und betrachteten ein zerbrochenes Hinterrad.
„Du meine Güte, nicht schon wieder“, rief Helen. „Wie viele Katastrophen stehen uns denn noch bevor?“
„Es ist keine Katastrophe“, berichtigte Duncan. „Niemand ist zu Schaden gekommen, auch nicht die Pferde. Es handelt sich lediglich um einen Unfall.“
„Einen, auf den ich gern verzichtet hätte“, sagte der Kutscher. „Wir werden es heute Nacht nicht bis Carlisle schaffen.“
„Kann das Rad repariert werden?“, fragte Mr Hartley.
„Ich habe lediglich Werkzeug für kleinere Reparaturen bei mir, aber dies ist eine große. Wir brauchen ein ganz neues Rad.“ Er bückte sich und inspizierte die Unterseite des Wagens. „Und eine Achse.“
„Und wo bekommen wir die?“
„In Preston. Dort gibt es einen Kutschenbauer sowie einen Stellmacher.“
„Aber das ist meilenweit entfernt“, rief Mr Hartley. „Ich habe wichtige Geschäfte zu erledigen und kann nicht tatenlos hier herumsitzen. Es muss etwas geschehen, und zwar sofort.“
„Natürlich muss etwas geschehen“, bestätigte der Kutscher. „Als Erstes muss die Kutsche von der Straße weggeschafft werden. Falls ein anderer Wagen dagegenprallt, benötigen wir nämlich keine Achse, sondern eine neue Kutsche. Ich wünschte, man würde mir
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