Historical Lords & Ladies Band 40
bringst.“
„Angenommen.“
Auf dem Dach entstand eine noch größere Unruhe, während der unsichtbare Bertie angefeuert wurde. Duncans Forderung, die Kutsche sollte anhalten, verhallte unbeachtet. Gleich darauf zeigte der Zickzackkurs der Kutsche an, dass ungeübte Hände die Zügel hielten.
Der Captain setzte sich wieder. „Ich fürchte, der Kutscher hat einem dieser Taugenichtse die Zügel überlassen.“
„Er wird uns alle umbringen“, sagte die ältere Dame. „Sie müssen ihn sofort aufhalten.“
„Madam, ich vermag nichts zu unternehmen, bevor wir nicht anhalten oder langsamer fahren, damit ich hinausspringen kann.“
Stattdessen fuhren sie noch schneller, sodass die Passagiere von einer Seite auf die andere geworfen wurden. Helen, die sich am Türgriff festhielt, hoffte, dass der junge Bursche bald zur Einsicht käme und dem Kutscher die Zügel zurückgeben würde.
Der Pfarrer, der offenbar betete, hatte die Augen geschlossen und bewegte die Lippen. Das junge Paar klammerte sich aneinander, und die ältere Dame schrie laut.
Helen fasste nach ihrem Arm. „Madam, bitte beruhigen Sie sich. Der Kutscher, mag er auch noch so verantwortungslos sein, wird nicht zulassen, dass die Chaise umstürzt.“ Als sie durch das Fenster spähte, sah sie, dass auf der Straße vor ihnen eine zweite Kutsche fuhr. Falls sie nicht sehr schnell das Tempo verlangsamten, würden sie unweigerlich damit kollidieren. Helen erwartete jeden Augenblick den Zusammenstoß. Dann entdeckte sie, dass die andere Kutsche direkt neben ihnen war.
„Jetzt veranstalten sie auch noch ein Rennen“, stellte der junge Mann fest.
Duncan beugte sich an Helen vorbei und rief dem zweiten Kutscher zu. „Halten Sie an, und lassen Sie uns vorbei.“
Entweder hörte ihn der Mann nicht, oder er wollte nicht hören. Nach ein paar Hundert Yards Seite an Seite überholten sie schließlich die andere Kutsche. Helen stieß einen erleichterten Seufzer aus, obwohl sich das Tempo nicht verringerte. Offenbar waren die Pferde außer Kontrolle geraten. Der Kutscher schrie dem jungen Mann zu, die Zügel locker zu lassen. Nur dass dieser vor Angst so erstarrt zu sein schien, dass er außerstande war, überhaupt etwas zu tun.
„Achtung!“, brüllte Duncan, der sah, dass ihnen hinter einer Kurve mitten auf der Straße eine dicke Milchkuh entgegentrottete. Dem Kutscher gelang es, die Zügel an sich zu reißen und daran zu zerren. Die Pferde brachen nach links aus, während die schwerfällige Kutsche, die nicht so schnell die Richtung ändern konnte, gegen die Kuh prallte, gefährlich schwankte und dann inmitten eines Steinhaufens am Straßenrand zum Stillstand kam. Die Leitpferde erhoben sich auf die Hinterhand und wieherten furchtsam. Die Außenpassagiere schrien, und die alte Dame sank ohnmächtig in Helens Arme.
Duncan kletterte hinaus, gefolgt von dem Pfarrer sowie dem jungen Paar. Dann kam Helen, die der alten Dame half. Überall war Blut, was einen hysterischen Anfall der jungen Frau zur Folge hatte. Ihr Ehemann führte sie zur Seite und bemühte sich, sie zu beruhigen.
Es stellte sich bald heraus, dass das Blut hauptsächlich von der armen toten Kuh stammte. Der Kutscher, dessen Arm gebrochen war, beschimpfte den jungen Fahrer, der über die Köpfe der Pferde hinweg gestürzt und mitten in einem Dornenbusch gelandet war.
Auch die anderen Außenpassagiere waren vom Dach gefallen, hatten sich aber lediglich Schnitt- sowie Schürfwunden zugezogen. Sie waren sehr plötzlich nüchtern geworden und zeigten sich tief beschämt. Der Kutschenbegleiter, der in einiger Entfernung bewusstlos auf dem Boden lag, gab am meisten Grund zur Sorge.
„Ich kümmere mich um die Verletzten“, sagte Helen zu Duncan. „Schauen Sie inzwischen nach den Pferden.“
Während er sich zu den Tieren begab, verschwand sie hinter einem Busch, wo sie den Unterrock auszog und in Streifen riss. Sie war gerade zum Unglücksort zurückgekehrt, als die andere Kutsche um die Kurve kam und anhielt.
Der zweite Kutscher brüllte den ersten laut an: „Sie blöder Idiot hätten uns fast von der Straße gedrängt. Ein hirnrissiger Trottel sind Sie.“
„Und wenn Sie auch nur ein bisschen Verstand im Kopf hätten, hätten Sie gemerkt, dass ein blutiger Amateur die Zügel hielt, und Sie wären langsamer gefahren, anstatt uns ein Rennen zu liefern.“
„Dann sind Sie ja noch dümmer, Martin Gathercole, weil Sie das einem blutigen Amateur erlaubt haben.“
In diesem Ton ging der
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