Historical My Lady Spezial Band 1 (German Edition)
die Vorstellung vorzunehmen.
„Miss Hetherington.“ Lucian neigte den Kopf, ein leichtes Lächeln auf den Lippen, und betrachtete Grace Hetherington anerkennend – eine bemerkenswert schöne junge Dame.
Selbstverständlich war es ihm aufgefallen, auf welch plumpe Weise Francis Wynter an ihre Seite geeilt war – fast, als verdächtigte er ihn, Lucian, er könnte auf irgendeine verwegene Art versuchen, sie hier vor den Augen des Dukes und der Duchess of Carlyne zu verführen!
Ebenso war ihm allerdings aufgefallen, wie Grace Hetherington vor Wynters aufdringlichem Schutz zurückgewichen war.
Francis’ Behauptung, er sei während seiner Jugend „wild und undiszipliniert“ gewesen, ärgerte ihn mehr, als Lucian zugeben mochte – besonders, da er sich gut an Francis erinnerte. Er war stets zugegen gewesen, wenn er früher in den Ferien seinen Freund Simon besuchte – ein weinerlicher, bockiger Knabe, den sie nicht an ihren Spielen teilhaben lassen wollten und der sie deswegen bei den Erwachsenen angeschwärzt hatte.
Doch ein einziger Blick auf Grace Hetherington ließ Lucian jeden Gedanken an Francis vergessen. Sie war zweifellos eine zauberhafte Schönheit mit ihrem ebenholzschwarzen Haar, das auf verlockende Weise ihr zartes Gesicht einrahmte. Das Gesicht wurde von berückend schönen grauen Augen beherrscht, einem sinnlichen Mund, der aussah, als würde er schmollen … oder als sehne er sich danach, geküsst zu werden. Und sie war jung, vielleicht so alt wie seine neunzehn Jahre alte Schwester Arabella.
Der Ruf des Frauenhelden, den er sich in den vergangenen zwei Jahren erworben hatte, war sicherlich verdient, doch in letzter Zeit war er des leichtfertigen Lebens müde geworden. Ihm war bewusst geworden, dass seine Herkunft gewisse Verpflichtungen mit sich brachte, und so hatte er den Entschluss gefasst, sich eine Frau zu nehmen, die die Herrin über sein Gut in Hampshire werden und ihm die nötigen Erben schenken sollte. Am besten wäre sicher eine Frau Mitte zwanzig, die mit den Gepflogenheiten des ton vertraut war und sich mit der geringen Zeit und Aufmerksamkeit, die er ihr zu widmen bereit war, klaglos abfinden würde.
„Mylord“, erwiderte Grace Hetherington höflich.
Ihre Stimme, fand Lucian, klang so aufregend, dass sie heiße Leidenschaft in einem Mann entfachen konnte, ohne dass sie selbst sich dessen offenbar bewusst war.
Er sah sie dieses Mal etwas forschender an. Ihr Haar war wirklich schön – schwarz und seidig glänzend mit verführerisch kecken Locken –, doch den Ausdruck in ihren grauen Augen konnte er nicht lesen, da sie den Blick züchtig gesenkt hielt. Sie hatte eine kleine, zierliche Nase, ihre Lippen waren voll und sinnlich, und die sanften Rundungen ihrer Brüste zeichneten sich unter dem Stoff ihres cremefarbenen Spitzenkleides ab. Den Rest ihres schlanken Körpers konnte man unter dem Kleid mit der hohen Taille kaum ausmachen.
Zögernd ließ Lucian den Blick wieder zu der zarten Schönheit ihres herzförmigen Gesichts schweifen. Er versuchte noch immer, das sinnliche Timbre ihrer Stimme mit der so jugendlich unschuldig wirkenden Erscheinung zu vereinbaren. War sie sich wirklich nicht bewusst, welche Wirkung allein ihre Stimme auf einen Mann hatte? Nach den sittsam gesenkten Lidern zu urteilen, wohl nicht, und dennoch …
Verflucht, Grace Hetherington ist so alt wie deine kleine Schwester, sagte er sich ungeduldig. Also völlig unpassend für einen Mann wie dich. Vergiss es!
„Ich denke, ich habe Sie alle schon viel zu lange von Ihrem Dinner abgehalten“, sagte er leichthin. „Bitte erlauben Sie mir, Sie zu Tisch zu begleiten, Euer Gnaden.“ Damit bot er der Duchess of Carlyne den Arm.
Grace war gar nicht aufgefallen, dass sie die Luft angehalten hatte, so intensiv hatte sie den Blick Lord Lucian St Claires auf sich gespürt. Erst als er sich von ihr abwandte, um ihre Tante zum Speisezimmer zu begleiten, wagte sie wieder zu atmen. Erst jetzt spürte sie, dass ihre Wangen sich heiß anfühlten und ihre Hände bebten. Und sogar die Knie schienen ihr ein wenig zu zittern.
Lord Lucian St Claire, davon war sie selbst nach so kurzer Bekanntschaft vollkommen überzeugt, war genau die Sorte von Mann, vor der ihre Mutter sie gewarnt hatte.
Genau die Sorte von Mann, in die sich zu verlieben unendlich gefährlich für jede Frau wäre.
Selbstverständlich hatte sie nicht die geringste Absicht, sich in ihn zu verlieben. Zwar strebte sie in der Wahl ihres künftigen
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