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Historical Saison Band 06

Historical Saison Band 06

Titel: Historical Saison Band 06 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JOANNA MAITLAND ELIZABETH ROLLS NICOLA CORNICK
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Sonst hätte ich hinter der Tür bestimmt etwas verstanden. Ich habe nur gehört, wie die Herrin gesagt hat, dass alles ein schreckliches Missverständnis sei. Und leichenblass hat sie nach dem Gespräch ausgesehen. Ich konnte ja nichts tun – sie schickte mich los, Besorgungen zu machen, nachdem er gegangen war.“
    Anthony kamen tausend Gedanken auf einmal, weil endlich fast alles einen Sinn ergab. „Timms?“
    „Jawohl, Major?“
    „Denken Sie, dass der Fremde, den man in der Nähe gesehen hat, Grant sein könnte?“
    Timms runzelte die Stirn. „Das ist schon möglich. Aber warum sollte er sich noch hier aufhalten?“
    Anthony biss sich auf die Unterlippe. Später würde er Timms vielleicht von seinem Verdacht berichten, aber noch war es zu früh. „Zum Beispiel wegen eines Referenzschreibens“, schlug er vor.
    Timms schnaubte nur skeptisch. „Wenn Mr William vorhatte, ihm eins zu geben, hat er es längst getan. Mit Grants Vorlieben kennt Mr William sich ja auch selbst gut aus, da konnte er ihm bestimmt ohne Probleme eine treffende Empfehlung schreiben!“
    Anthony überging diese beleidigende Bemerkung über die Moralvorstellungen seines Cousins. Wenn er mit seinem Verdacht richtig lag, besaß Williams Niederträchtigkeit noch ganz andere Ausmaße. Dagegen war das Lüften von Lady Margarets Röcken auf der Hintertreppe die reinste Bagatelle.
    „Wenn Sie möchten, kann ich mich ja mal vorsichtig umhören, Major.“
    Anthony nickte. „Ja, tun Sie das ruhig.“
    Anthony war gedanklich noch mit Timms’ Rat und seinen Enthüllungen beschäftigt, als er William vor der Tür zum Morgenzimmer traf.
    „William, hast du einen Moment Zeit?“ Es war Anthony unmöglich, die Frage freundlich klingen zu lassen. Er kämpfte gegen seinen Zorn an. Nach seinen Irrtümern und Fehleinschätzungen gegenüber Marcus und Georgie durfte er nicht noch einmal jemanden zu Unrecht verurteilen. Auch wenn alles dafür sprach, dass William Unverzeihliches getan hatte, musste er sich Gewissheit verschaffen.
    Eine Hand bereits auf dem Türgriff, drehte sich William mit einer eleganten Bewegung um. „So viel Zeit, wie du nur möchtest. Kann ich irgendetwas für dich tun?“
    Du hast schon genug getan! Anthony vermied es, den Gedanken laut auszusprechen und sagte: „Vielleicht gehen wir besser in die Bibliothek, William. Du wirst verstehen, dass es so nicht weitergehen kann …“
    Gib ihm das Gefühl, dass du ihm noch immer vertraust, dass du es nicht wirklich glaubst … Gott weiß, dass ich es nicht glauben will. Diese Überlegung verwirrte ihn. Was wollte er denn glauben? Dass Georgie log? Das glaubte er nicht. Sie war eine miserable Lügnerin. Ihm fiel ein, wie sie einmal vor ihrer Verlobung versucht hatte, ihn zu überzeugen, dass ihr die aufgekündigte Verlobung mit Finch-Scott gar nichts ausmachte und dass sie vollkommen zufrieden sei, eine Stelle als Erzieherin oder Gesellschafterin anzunehmen. Sie log so schlecht, dass sie unfähig gewesen war, ihm dabei in die Augen zu sehen.
    Er erinnerte sich noch an etwas anderes, etwas, das sie ihm am Vorabend der Schlacht gesagt hatte. In ihren Augen hatten Tränen gestanden, doch sie war seinem zornigen Blick nicht ausgewichen und hatte jene Worte ausgesprochen, nach denen er sich zuvor so gesehnt hatte. Er versuchte, die Erinnerung zu verdrängen. Vielleicht hatte sie es ja damals selbst geglaubt – eine mädchenhafte Schwärmerei, das Resultat der Liebesnacht, die keine zwanzig Stunden zurückgelegen hatte. Was auch immer es gewesen war, es war nicht von Dauer – selbst wenn sie in diesem Moment nicht bewusst gelogen hatte.
    „Anthony? Anthony?“
    Er blinzelte und merkte, dass William ihn verwundert musterte, während er darauf wartete, dass er die Tür zur Bibliothek öffnete, auf deren Türgriff seit einer Weile seine rechte Hand ruhte.
    Anthony räusperte sich und murmelte: „Entschuldige, ich war mit meinen Gedanken woanders. Hast du deinen Spaziergang heute Morgen genossen?“
    William starrte ihn an. „Spazier…gang? Ich? Morgens? W…wie kommst du darauf?“
    Innerlich fluchend, dass ihm diese Frage herausgerutscht war, warf Anthony einen Blick auf Williams Stiefel und seufzte erleichtert auf. „Du hast Matsch an den Schuhen“, stellte er fest.
    „Oh.“ William lachte, doch es klang ziemlich schrill. „Ich bin nur ganz kurz vor die Tür gegangen, um frische Luft zu schnappen. Ich hatte nach dem Aufwachen einen dicken Kopf, weißt du?“
    Also wollte er nicht,

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