Historical Saison Band 06
Marcus unter dem Vorwand, seine Serviette fallen gelassen zu haben, unter dem Tisch verschwand.
Die übrigen Damen wirkten peinlich berührt.
„Das Perlenkollier wird ihr sicherlich wundervoll stehen“, fuhr sie unbeirrt fort.
„Das würde es“, bestätigte Anthony. Es war Tante Harriet zuzutrauen, das Schmuckstück in der penetrantesten Weise zum Gegenstand des allgemeinen Interesses zu machen. Georgie hätte das Thema bestimmt nie von sich aus angesprochen, und er hätte es einfach dabei bewenden lassen.
„Es ist schon wieder so ein wundervoller Herbsttag, nicht wahr, Miss Devereaux?“, fragte Peter Townend höflich. „Hätten Sie Lust, mit mir nach dem Frühstück eine Runde durch den Park zu drehen?“
Miss Devereaux reagierte freundlich, wenngleich etwas überrascht. „Das wäre …“
„Warum kümmern Sie sich nicht um Ihre eigene Braut, Townend?“, wollte Marcus wissen, der wieder mit seiner Serviette unter dem Tisch hervorkroch.
„Natürlich würde ich mich gern um Cassie kümmern“, erwiderte Townend grinsend. „Allerdings scheinen Sie so damit beschäftigt zu sein, sie unter dem Tisch zu treten, dass ich dachte, es wäre gut, wenn Miss Devereaux und ich euch bei dieser Beschäftigung in Ruhe ließen!“
„Marcus! Lass Peter in Ruhe“, befahl Cassie.
Anthony musste ein Lachen unterdrücken, als er Cassies entrüstete Miene sah.
„Sie gehört Ihnen ganz allein, Townend“, verkündete Marcus gelassen. „Und Sie glauben gar nicht, welche Freude es uns allen bedeutet, das zu wissen.“
„Ich bin hocherfreut, Ihnen damit einen Gefallen zu tun“, murmelte der Viscount und warf seiner Frau einen anzüglichen Blick zu. Cassie errötete verschämt.
Anthony rief sich ins Gedächtnis, dass Cassie nicht länger in seinen Zuständigkeitsbereich fiel und dass er daher auch gar nicht genau wissen wollte, weshalb sie rot wurde oder inwiefern Townend ihnen einen Gefallen getan hatte. Anthony versuchte stattdessen, sich auf die Eier und den Speck auf seinem Teller zu konzentrieren.
„Miss Devereaux und ich hatten vor, bei dem herrlichen Wetter einen Ausritt zu unternehmen, Townend“, erklärte Marcus. „Möchten Sie und Cassie uns vielleicht Gesellschaft leisten?“ Mit einem Seitenblick auf Cassie, fügte er hinzu: „Hüter von Anstand und Moral dabeizuhaben ist immer von Nutzen.“
Cassie bemühte sich, diese spöttische Ansage so gut wie möglich zu kontern. „Wirklich, Marcus? Es ist schwer vorstellbar, dass du einen Hüter von Anstand und Moral nützlich finden könntest.“
Anthony schluckte unter Husten einen Bissen hinunter und vermied es, John oder Sarah in die Augen zu sehen. Zur Hölle! Wenn die Vorgänge auf seiner House Party jemals an die Öffentlichkeit gelangten – allein beim Gedanken wurde ihm ganz schwindelig.
In der Hoffnung, es würde ihm gelingen, das Gespräch in eine andere Richtung zu lenken, wandte er sich an seine Großtante Harriet. „Was würdest du heute Morgen gern unternehmen, Tante? Wenn du möchtest, fahre ich dich gern um den See herum.“ Er rechnete damit, dass sie ablehnen würde, aber immerhin musste sie ihm das Angebot zugute halten.
Sie blickte ihn vorwurfsvoll an und erwiderte: „Wenn du allen Ernstes denkst, mich in eine Kutsche stecken zu können, die von deinen wilden Pferden gezogen wird, irrst du dich gründlich! Aber keine Sorge, ich werde mich schon nicht langweilen. Ich muss einige Briefe schreiben. Nimm an meiner Stelle lieber deine Frau mit!“
Neben ihm schien Georgie kaum noch zu atmen. Seit einer Minute hielt sie ihre Tasse auf halbem Weg zwischen Untertasse und Mund, als wäre sie inmitten der Bewegung zu Eis erstarrt. Anthony kam der Gedanke, dass eine erwürgte Großtante zweifellos den Höhepunkt aller Skandale seiner House Party darstellen würde. Da er jedoch davon ausging, dass man diese Tat nicht entschuldigen würde, selbst wenn man die übelsten Provokationen zugrunde legte, zwang er sich zu antworten: „Das ist eine hervorragende Idee.“ Es hätte tatsächlich eine gute Idee sein können, wenn Georgie nicht so geguckt hätte, als würde man sie aufs Schafott schicken.
Indem er sich standhaft bemühte, nicht auf ihr rosafarbenes Kleid zu achten, sagte er: „Du brauchst etwas Wärmeres zum Anziehen. Bald wird es kälter werden. Außerdem werden wir dir ein paar Hüte kaufen. Wir fahren in einer halben Stunde los.“
Wenn sie eine Pelisse über das Kleid zog, bestand immerhin die Chance, dass er nicht direkt mit
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