Historical Saison Band 08
Augen erschien ein boshaftes Funkeln. „Vielleicht erweist sich die Gesellschafterin sogar als Segen. Ich habe mich schon gefragt, wen ich an unserer Tafel neben Mr Charles Bathurst platzieren soll.“
„Was für eine ausgezeichnete Idee!“, ging Philip geschickt über den Versuch, ihn zu provozieren, hinweg. „Und du solltest Beth an die andere Seite unseres wohlhabenden neuen Nachbarn setzen. Sofern sich ihr Charakter inzwischen nicht geändert hat, ist es ihr völlig egal, dass ihr Tischnachbar in den ersten zwanzig Jahren seines Lebens als Bastard betrachtet wurde.“
Auch wenn Philip bereits Gelegenheit gehabt hatte festzustellen, dass Bethany zu einer strahlenden Schönheit geworden war, stockte ihm der Atem, als sie am Freitagabend mit Mrs Stride den Salon betrat.
In derlei Dingen erfahren, erkannte er, dass beide Damen elegant und nach der neuesten Mode gekleidet waren. Offensichtlich hatten sie ihre Abendroben in Paris erworben. Beth’ eisblaues Seidenkleid schmiegte sich in fließenden Falten an ihre schlanke Figur. Durch die kunstvoll frisierten dunkelbraunen Locken schlang sich ein Band in genau derselben Farbe wie das stilvolle Kleid. Zu der schlichten Perlenkette passten tropfenförmige Ohrgehänge. Auch die Erscheinung ihrer Begleiterin ließ nichts zu wünschen übrig.
Lächelnd verließ er seine ebenso verblüffte Schwester und stellte die Neuankömmlinge den anderen Gästen vor, die zumindest eine der beiden Damen kannten.
Zum Großteil hatte Philip es seiner kompetenten Schwester überlassen, die Dinnerparty zu organisieren, jedoch selbst entschieden, welche Dame neben ihm am Kopfende der Tafel sitzen sollte. Aus Gründen, die er nicht recht verstand, war seine Wahl nicht auf Beth gefallen. Trotzdem warf er während der Mahlzeit mehrmals verstohlene Blicke zu ihr hinüber, um ihre gesellschaftlichen Fähigkeiten einzuschätzen.
In ihrer Kindheit war sie selbstbewusst und kein bisschen scheu gewesen. Aber nach ihrer Heimkehr aus dem Internat hatte er eine gewisse Unsicherheit an ihr bemerkt. Damals hatte sie sich auf dem Rücken eines Jagdpferdes immer noch wohler gefühlt als in eleganten Salons. Jetzt hingegen legte nichts in ihrem Verhalten den Verdacht nahe, dass ihr unbehaglich zumute war. Lebhaft plauderte sie mit ihren Tischnachbarn und schenkte ihre Aufmerksamkeit vor allem dem steinreichen Neuling im West Country.
Da ihn ihre Meinung über Charles Bathurst interessierte, ermutigte Philip die Gentlemen nicht, etwas länger bei ihrem Portwein zu verweilen. Zur Verblüffung der Damen kehrte er mit seinen Gästen in den Salon zurück, noch bevor die Lakaien das Teegeschirr abgeräumt hatten.
„Kann ich dich zu einem Spaziergang im Garten überreden, Beth?“, fragte er, ohne sich lange mit Vorreden aufzuhalten. „So schöne milde Abende werden wir nicht mehr lange genießen, ehe der Herbst beginnt.“
Falls sein Vorschlag sie erstaunte, ließ sie sich nichts anmerken. Bereitwillig folgte sie ihm auf die Terrasse und die Stufen zum Garten hinter dem Haus hinunter.
„Ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier ist“, gab sie zu und sah sich bewundernd um. „Oder vielleicht wusste ich die Schönheit englischer Gärten nicht zu würdigen, bis mir der erholsame Aufenthalt in einer solchen Umgebung jahrelang verwehrt war. Im Sommer müssen die Rosen atemberaubend geduftet haben. Auch der Garten von Ashworth House wird bald in alter Pracht erblühen, so wie zu Mamas Lebzeiten. Davon hat Papa nach ihrem Tod oft geschwärmt.“
Wäre es eine andere junge Dame aus seinem Bekanntenkreis gewesen, mit der er diesen Spaziergang machte, hätte er diese Konversation nicht banal gefunden.
Aber weil Beth mit ihm plauderte, die in ihrer Kindheit einen so mutwilligen Charme bewiesen hatte, fand er die Worte klischeehaft und wunderte sich über seine Enttäuschung. Um Himmels willen, was hatte er erwartet? Sie war kein Kind mehr, das voller Verehrung zu ihm aufschaute und seinem Ersatzbruder kleine Geheimnisse anvertraute.
Wieder erinnerte er sich an ihre Heimkehr aus dem Internat in Bath. Er war bestürzt gewesen, weil Beth versucht hatte, das damenhafte Benehmen ihrer schönen Cousine nachzuahmen. Das affektierte Getue passte einfach nicht zu ihr. Oft genug hatte er sich darüber geärgert. Jetzt benahm sie sich anders. Inzwischen verfügte sie über eine große gesellschaftliche Souveränität, und ihr Verhalten wirkte nicht mehr gekünstelt. Zweifellos eine respektable Leistung, und er
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