Historical Saison Band 09
eine gelbe Weste und einen dunkelbraunen Rock an.
Harriet wartete im Salon auf ihn. Als er eintrat, legte sie das Buch, in dem sie gelesen hatte, aus der Hand. „Ich lasse Tee und etwas zu essen kommen“, verkündete sie. „Dann musst du mir alles ganz genau erzählen.“
Er nickte und begann sogleich mit seinem Bericht, den er schließlich mit den Worten schloss: „Ich komme mir vor wie ein Idiot.“
„Du bist ein Idiot“, gab seine Schwester zurück. „Denn wenn du Sophie wirklich lieben würdest, wüsstest du, dass sie dir und mir niemals so etwas antun würde. Hast du vergessen, dass sie Cariotti nie wirklich gemocht hat? Erinnerst du dich nicht mehr daran, wie verzweifelt sie nach dem Fächer gesucht hat? Bestimmt hat irgendwer ihn gefunden und mitgenommen.“
„Aber der Conte gehörte nicht zu den Gästen.“
„Das stimmt. Es muss also jemand anders gewesen sein. Jemand, der ihr nichts Gutes wollte.“
James schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. „Alfred! Bei Jupiter, Sophie selbst hat sogar einmal erwähnt, dass er sich mit Cariotti angefreundet hat. Verflucht!“ Er sprang auf. „Ich werde diesen Schuft zur Rede stellen!“
Leider traf der Duke seinen Cousin nicht zu Hause an. Seine Tante empfing ihn kühl. Und als er sie fragte, ob sie Miss Langford gesehen habe, sagte sie nur: „Nein, und ich danke dem Himmel dafür. Dieses Mädchen bringt Schande über die Familie.“
James verabschiedete sich eilig. Er war zutiefst beunruhigt, weil es noch immer keine Spur von Sophie gab. War sie womöglich wirklich von Cariotti entführt worden? Würde er sie dann je wiedersehen? Wo mochte der Conte sie versteckt halten?
Ich muss mich mit Richard beraten!
Also begab er sich zur Kaserne.
„Ich könnte noch einmal mit dem Mann sprechen, der das Attentat auf Wellington verübt hat“, überlegte der Captain laut, nachdem sein Freund ihn über die neuesten Entwicklungen informiert hatte. „Vielleicht kann dieser O’Grady uns doch mehr über seine Auftraggeber verraten, als er bisher getan hat. Sie, James, sollten nach Hause gehen, falls der Entführer eine Botschaft schickt. Ich gebe Ihnen Bescheid, sobald ich Neuigkeiten habe.“
Die Rolle des geduldig Wartenden lag James gar nicht. Aber da er im Moment nicht viel tun konnte, fügte er sich. So kam es, dass er einige Zeit später wieder mit Harriet im Salon saß und ihr von seinen wenig erfolgreichen Unternehmungen berichtete. „Wenn ich nur etwas Sinnvolles tun könnte“, meinte er. „Nun, zumindest eins kann ich tun: Ich sende Sadler nach Baldock, damit er alles an Informationen aus den beiden Bediensteten herausholt, die die Myers zusammen mit Sophie nach London geschickt haben. Wenn er Hotspur nimmt, müsste er recht schnell dort sein. Er könnte in Dersingham übernachten und morgen früh gleich nach Baldock hinüberreiten.“
„Auch mit deinem schnellsten Pferd ist das nicht zu schaffen!“
„Doch!“ James griff nach der Klingelschnur, um die entsprechenden Anweisungen zu geben. Nachdem das erledigt war, begann er unruhig im Raum auf und ab zu gehen.
Schließlich verlor Harriet die Geduld. „James, setz dich endlich hin! Du machst mich ganz nervös. Himmel, lies ein Buch oder kümmere dich um deine Geschäfte.“
Tatsächlich hatte er seit Tagen alles vernachlässigt, was mit der Leitung seines Besitzes zu tun hatte. Also begab er sich in sein Arbeitszimmer und versuchte, sich seiner Korrespondenz und dem Hauptbuch zu widmen. Doch so sehr er sich auch bemühte, er konnte sich nicht konzentrieren. Schließlich holte er Sophies Manuskript aus der verschlossenen Schreibtischschublade.
Er begann zu lesen und stellte fest, dass ihre klugen humorvollen Worte ihm das Gefühl gaben, ihr nahe zu sein. Einen Moment lang schloss er die Augen. Und schon sah er ganz deutlich ihr Bild vor sich: Sie trug das grüne Seidenkleid, das ihr so gut stand. Die dunklen Locken fielen ihr offen über die Schultern. Ihre Augen strahlten.
„Sophie“, murmelte er, „wo bist du?“
Sophie selbst wusste ebenso wenig wie der Duke, wo sie war. Cariotti und Alfred hatten sie in einen langen Mantel gesteckt und ihr die riesige Kapuze so weit ins Gesicht gezogen, dass sie nicht sehen konnte. Dann hatten die Männer sie in eine geschlossene Kutsche gebracht, waren mit ihr zum Fluss gefahren und hatten sie gezwungen, in ein Boot zu steigen, das von zwei Männern gerudert wurde.
Da der Salzgeruch, wie Sophie fand, unterwegs ein wenig kräftiger wurde,
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