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Historical Saison Band 15

Historical Saison Band 15

Titel: Historical Saison Band 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Hale , Margaret McPhee
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hören? Und wenn ja, wäre er bereit, zu ihr zu kommen, nachdem er den Streit zwischen ihr und seinem Vater mitgehört hatte? Caroline bemühte sich, ihre Panik zu unterdrücken, die dennoch immer heftiger wurde – ebenso wie das Gewitter.
    Als sie um die Ecke zum hinteren Teil des Hauses gelangt war, entdeckte sie Bennett, der aus der entgegengesetzten Richtung auf sie zukam.
    „Geh wieder hinein!“, brüllte er ihr zu. „Ich suche nach Wyn!“
    „Nein!“ Caroline strich sich eine Strähne ihres nassen Haars aus dem Gesicht. Sie würde nicht mehr lange Bennetts Frau sein, warum sollte sie also seinen Befehlen gehorchen? „Ich muss nach ihm suchen! Verstehst du denn nicht? Es ist meine Schuld, dass er hier draußen umherirrt! Wenn ihm etwas zustoßen sollte …“
    Aus Furcht, Bennett könnte versuchen, sie aufzuhalten, drehte sie sich um und lief blindlings davon. Zu ihrer Erleichterung folgte er ihr nicht. Er musste eingesehen haben, dass er seine Zeit besser darauf verwenden sollte, ihren Sohn zu suchen.
    „Wo bist du, Wyn?“, rief sie verzweifelt, obwohl sie die Frage eher sich selbst stellte als ihm.
    Wieder und wieder seinen Namen rufend, taumelte sie weiter. Ihr Kleid und ihre Schuhe waren so nass, dass sie fast so schwer wurden wie ihre Schuldgefühle. Sie war es, die Wyn aus seinem sicheren, vertrauten Kinderzimmer genommen und auf diese stürmische, gefährliche Insel gebracht hatte.
    Sollte ihrem Sohn etwas zustoßen, würde es die Strafe für sie sein, weil sie ihre Bedürfnisse vor das Wohlbefinden ihres Sohnes gestellt hatte. Vielleicht hatte Bennett das gemeint, als er ihr vorgeworfen hatte, sie wüsste nicht, was Liebe bedeutete. All diese Jahre hatte sie gedacht, Liebe bedeutete nur Zärtlichkeiten und Gesten der Zuneigung auszutauschen. Dabei war etwas viel Einfacheres und sehr viel Bedeutenderes gemeint.
    Würde sie je die Gelegenheit bekommen, zu lernen, ihren Sohn auf diese Weise zu lieben?
    „Wenn ihm etwas zustoßen sollte …“ Als Caroline davonlief, hallte ihr letzter unvollendeter Satz unheilvoll in Bennetts Kopf wider.
    Er beschwor fürchterliche Visionen herauf von den Gefahren, denen ihr Sohn begegnen könnte, wenn er sich zu weit vom Haus entfernte: die meerumtosten Klippen, die uralten Zinngruben, die die Hügel über Dolphin Town durchlöcherten, der ruhelose, hungrige Ozean, der an den Ufern der Insel nagte. Nur mit größter Willensanstrengung gelang es Bennett, diese finsteren Gedanken zu verdrängen.
    Carolines kaum beherrschte Panik war ansteckend. Ein Blick auf sie, und sein Herz hatte schneller gepocht, sein Magen hatte sich zusammengezogen, und es war ihm schwergefallen weiter zu atmen. Doch er wusste, dass er diesen überwältigenden Gefühlen nicht nachgeben durfte. Das Leben seines Sohnes konnte davon abhängen, dass er jetzt einen kühlen Kopf bewahrte.
    Da Caroline sich zum Inneren der Insel gewandt hatte, wollte er an der Küste entlang suchen, wo auch die größten Gefahren lauerten.
    „Wyn!“, brüllte er. „Wo bist du? Komm zu mir, mein Sohn!“
    Doch während er weiterlief, nach Wyn rief und die Gegend absuchte, konnte er den letzten Blick auf Caroline nicht vergessen. Ihre porzellanweiße Haut hatte eine bläuliche Blässe angenommen. Ihre Augen waren zu weit aufgerissen, ihre Bewegungen rastlos gewesen. Nicht einmal die legendäre dramatische Schauspielerin Mrs Siddons hätte eine so überzeugende Darbietung höchster Bedrängnis geben können. Sosehr Bennett sich wünschte, Caroline nicht zu trauen, brachte er es kaum übers Herz. Sie hatte so verletzlich, so besorgt, so schuldbewusst ausgesehen, dass zum ersten Mal seit sehr langer Zeit wieder der Wunsch in ihm wach wurde, sie zu beschützen. Er kämpfte mit aller Macht dagegen an, doch Caroline und er waren offensichtlich durch etwas aneinander gebunden, das sehr viel wichtiger war als ihre vielen Differenzen.
    Er konnte nicht länger leugnen, dass Caroline ihren Sohn liebte. Sie war vielleicht nicht die aufmerksamste Mutter gewesen, aber er selbst wohl auch nicht der zärtlichste Vater. Konfrontiert mit der unerträglichen Möglichkeit, sein Kind für immer zu verlieren, begann er zu verstehen, welche Verzweiflung Caroline dazu getrieben hatte, ihren gemeinsamen Sohn mit sich zu nehmen.
    Je mehr Zeit verstrich, ohne dass er den Kleinen gefunden hatte, desto schwerer fiel es ihm, seine wachsende Angst zu unterdrücken. Wyn war seit Langem der einzige Mensch, für den er sich Gefühle eingestehen

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