Historical Saison Band 16 (German Edition)
fühlte sich schrecklich elend, setzte jedoch eine tapfere Miene auf und hielt sich so aufrecht, wie sie nur konnte. Sie stand am Rand der Tanzfläche und schaute den Paaren zu, die an ihr vorbeiwirbelten. Obwohl sie in dem Gefühl der Demütigung versank, bemühte sie sich, ein Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern. Nichts von dem, was sie sah, drang in ihre Gedanken vor, denn die drehten sich wie ein körperloser Geist um nichts anderes als die schreckliche Lage, in der sie sich befand.
Lady Harworth wich keinen Augenblick von ihrer Seite. Sie befürchtete wahrscheinlich, der dünne Faden von Belles Selbstbeherrschung könnte reißen und die Tränen, die in ihren Augen schimmerten, könnten ihr über die Wangen rollen.
Sir Rowland Gibbon beobachtete aus der Ferne Miss Ainsleys Demütigung. Er glaubte, dass er einen Anteil an ihrer Ächtung durch die Gesellschaft hatte, denn er hatte die Gäste in Lances Haus durch sein Verhalten auf sie aufmerksam gemacht. Da er sich für sein damaliges Verhalten schämte, machte er sich auf den Weg, um seinen Freund im Club aufzusuchen. Er wollte Lance zur Rede stellen, wie er eine schöne junge Frau den Wölfen zum Fraße vorwerfen konnte.
Rowland stürmte in das schwach erleuchtete Spielzimmer des exklusiven Herrenclubs. Hier traf er Lance an, der soeben ein Pharo-Spiel beendete, das er verloren hatte. Als er seinen Freund bemerkte, erhob er sich vom Tisch.
„Für einen Mann, der normalerweise Glück im Spiel hat, schaust du bemerkenswert mürrisch drein“, bemerkte Rowland mit einem Auflachen.
Lance verzog die Lippen zu einem ironischen Lächeln. „Heute ist kein guter Abend. Wie du weiß, ist das Kartenspiel für mich normalerweise eine erfreuliche Beschäftigung, aber heute kann ich mich nicht darauf konzentrieren. Komm her und leiste mir bei einem Glas Gesellschaft.“
Die beiden Männer verließen das Kartenzimmer und setzten sich in zwei bequeme Lehnstühle. Lance machte dem Diener ein Zeichen, ihnen zwei Gläser an ihren Tisch zu bringen.
Nach einigen Minuten kameradschaftlichen Schweigens sagte Rowland: „Ich komme soeben vom Ball der Schofields in Mayfair. Wie üblich eine glänzende Veranstaltung.“
„Warum bist du dann nicht mehr dort?“
„Ich bin hergekommen, um mit dir zu reden. Die Countess of Harworth hat sich in den Kopf gesetzt, dem gesamten ton die Stirn zu bieten und Miss Ainsley wieder zu ihrer alten Stellung in der Gesellschaft zu verhelfen. Was, nach dem zu schließen, was ich heute Abend beobachtet habe, eine äußerst schwierige Aufgabe sein wird. Das Mädchen versucht mutig, es zu überstehen, aber ich beneide die schöne Belle nicht.“
Verdrießlich griff Lance nach seinem Brandy. „Und was habe ich damit zu tun, Rowland?“
„Die ganze Geschichte hat ausschließlich mit dir zu tun“, betonte Rowland.
Mit eisigem Blick starrte Lance seinen Freund an. „Inwiefern?“
„Belle Ainsley wird vom halben ton geschnitten. Es erscheint mir äußerst unfair, dass sie so sehr geächtet wird und einer finsteren Zukunft entgegensieht, während der prinzipienlose Schurke, der so viel Unglück über sie gebracht hat, sein Leben genießt.“
Lance ließ sein Glas auf halbem Weg zum Mund in der Luft schweben. „Du übertreibst, Rowland. Miss Isabelle Ainsley ist eine schöne junge Frau und der größte Erfolg der Saison.“
„Das war, bevor sie dir begegnet ist. Seitdem bekannt wurde, dass sie einige Zeit allein mit dir in deinem Schlafzimmer verbracht hat, gilt sie in der Öffentlichkeit als ruiniert.“ Mit grimmiger Genugtuung beobachtete Rowland, wie ein Muskel in Lances angespanntem Kiefer zu zucken begann. „Es ist sehr tapfer von ihr, sich angesichts von so viel Feindseligkeit in der Öffentlichkeit zu zeigen. Du hast Glück gehabt, dass die Countess dich nicht wegen Straßenräuberei angezeigt hat. Wegen deiner Taten ist Miss Ainsley nun der Gnade des ton ausgeliefert. Sie wird wahrscheinlich London verlassen und zurückgezogen in Wiltshire leben müssen.“
„Komm, Rowland, du übertreibst.“
Rowland musterte ihn misstrauisch. „Du hast tatsächlich keine Ahnung, Lance. Kann das sein?“
„Wie du weißt, nähert sich die Saison ihrem Ende. In den zwei Wochen, seit ich sie zuletzt gesehen habe, war ich mit meinen geschäftlichen Angelegenheiten beschäftigt und bin nur ab und zu in meinen Club gegangen. Ich bin entschlossen, in wenigen Tagen nach Ryhill abzureisen. Außerdem“, fügte er in verächtlichem Ton hinzu,
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