Historical Saison Band 16 (German Edition)
schätze ich mich glücklich, mit sämtlichen Ainsleys auf freundschaftlichem Fuß zu stehen.“
Auch das vernahm der Gentleman mit einigem Erstaunen. „Was Sie nicht sagen! Aber ich dachte, Ihre beiden Familien wären …“
Amüsiert zog Lance eine Braue hoch. „Was dachten Sie? Dass wir einander nur mit gezücktem Degen begegnen? Das ist nichts als dummes Gerede. Glauben Sie kein Wort davon.“
„Aber es stimmt, dass Sie allein mit der Dame waren und sie kompromittiert haben?“
Das konnte Lance nicht abstreiten, weil jeder wusste, dass Belle einige Zeit mit ihm allein verbracht hatte. Doch anstatt dem unverschämten Kerl den verdienten Faustschlag zu verpassen, erwiderte er: „Ganz London weiß, dass es so war. Ich habe es mit einem Trick geschafft, mit ihr allein zu sein.“
„Und?“
„Nichts und. Ich lockte sie mit dem Versprechen in mein Haus, ihr etwas zurückgeben zu wollen, was ich ihr weggenommen hatte. Es war nicht mein Verdienst, dass nichts zwischen uns geschah. Miss Ainsley hat sich auf nichts eingelassen. Sie ist ein Ausbund an Tugendhaftigkeit und ein Beispiel an Vornehmheit. Es gelang mir, mit ihr allein zu sein, aber sie verpasste mir sofort meine wohlverdiente Strafe und ging. Heute bin ich in der Hoffnung hierhergekommen, dass sie meine Entschuldigung akzeptiert und mir eine neue Chance gibt.“
„Vielleicht ist sie dazu bereit.“ Der Dandy lachte in sich hinein. „Nichts ist so wankelmütig wie eine Frau, stimmt’s?“
Mit diesen Worten verschwand er, um seine neusten Informationen an seine Freunde weiterzugeben: Dass die schöne Miss Isabelle Ainsley den mächtigen Earl of Ryhill abgewiesen hatte, war viel interessanter als der Tratsch, er hätte sie verführt.
Lance beobachtete zufrieden, wie die Geschichte weitererzählt wurde. Innerhalb kürzester Zeit wandten sämtliche Männer die Köpfe in Belles Richtung und betrachteten sie mit neu erwachtem Interesse. Einige von ihnen näherten sich zögernd der Countess und baten, ihrer Enkelin vorgestellt zu werden. Obwohl dieses veränderte Verhalten sie überraschte, war Lady Harworth mehr als glücklich, den Wünschen nachzukommen.
Schließlich trat Lance zur Countess und bat sie um ein Gespräch unter vier Augen. Er erklärte ihr, er sei gekommen, um den Klatsch über Miss Ainsley zum Verstummen zu bringen. Sie stimmte seinem Plan zu, da sie es als sinnvoll erachtete, gemeinsam dem Unsinn entgegenzutreten, der drohte, den Ruf ihrer Enkeltochter vollkommen zu ruinieren.
Belle kam es vollkommen unwirklich vor, dass sie mit den Gentlemen tanzte, die urplötzlich ihre Abneigung gegen sie verloren hatten. Sie lächelte höflich und reagierte auf ihre Bemerkungen, aber in diesem Moment zählte für sie nur, dass sie nicht länger geächtet wurde. Sie tanzte sogar ein zweites Mal mit Sir Rowland und bemerkte nicht, als er immer wieder zu Lance schaute. Ihr fiel auch nicht auf, dass Lance schließlich kurz nickte, woraufhin Rowland sie tanzend hinaus auf die große, schwach beleuchtete Terrasse führte. Dort ließ er sie mit der Entschuldigung allein, er wolle zwei Gläser Champagner besorgen.
Lance trat zu ihr und erklärte: „Endlich. Ich habe bereits befürchtet, ich würde Sie niemals allein zu fassen bekommen.“
Vor Schreck erstarrte Belle. Dann wandte sie sich hastig von ihm ab. „Gehen Sie fort. Ich will nicht mit Ihnen reden.“
Langsam kam er auf sie zu und nahm ihren Arm.
Belle spürte, wie heftiger Zorn in ihr hochstieg. „Lassen Sie mich los!“, fauchte sie und versuchte, ihm ihren Arm zu entziehen. Sie wäre ins Haus geflohen, doch er hielt sie fest. Vor Wut kippte ihre Stimme um. „Ich sagte, lassen Sie mich los!“
„Ruhig, Belle“, forderte er sie auf und gab ihren Arm frei. „Sie und ich haben etwas zu besprechen.“
Sie wirbelte herum und starrte den gut aussehenden, energischen, tatkräftigen Mann, der da vor ihr stand, finster an. Er wirkte kraftvoll, unnahbar und ekelhaft selbstbewusst. „Was es zu sagen gab, wurde bereits gesagt. Wie können Sie es nach allem, was geschehen ist, wagen, sich mir zu nähern? Was erlauben Sie sich, mir Anweisungen zu erteilen, als sei es Ihr gutes Recht? Und jetzt gehen Sie fort!“
Selbst bei der schwachen Beleuchtung zog ihre unvergleichliche Schönheit seinen Blick wie ein Magnet an. „Würden Sie sich bitte beruhigen und sich anhören, was ich Ihnen zu sagen habe?“
Belle tat ihr Bestes, den Ärger, der in ihr kochte, unter Kontrolle zu halten. „Es gibt
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