Historical Saison Band 16 (German Edition)
sie schneiden?
Da sie nicht die Absicht hatte, es herauszufinden, stieß sie hervor: „Ich kann jetzt unmöglich noch bleiben.“
„Zieh nicht einmal in Erwägung, zu gehen“, befahl Lady Harworth. „Nimm dich zusammen und steh es durch.“
Während Belle zur Tür schaute, begannen ihre Beine zu zittern, und in ihrer Kehle blieb ein Keuchen stecken. Denn dort drüben stand in schwarzer Abendgarderobe, ein amüsiertes Lächeln auf dem Gesicht, Lord Bingham, der Earl of Ryhill. Ihr Schreck wurde von einem Gefühl der Unwirklichkeit verdrängt, während sie ihn dabei beobachtete, wie er am äußeren Rand der Tanzfläche entlangstrich wie ein geschmeidiger, kraftvoller Panther.
Lance stand an der Seite des Ballsaals und beobachtete gelangweilt seine Umgebung. Plötzlich erblickte er die Göttin mit den goldbraunen Haaren und sein Herz machte einen Sprung. Obwohl er sich Mühe gab, ihrer Anziehung zu widerstehen, spürte er, wie sein ohnehin nur schwacher Widerstand ins Wanken geriet. Er fragte sich, warum er das Angebot der Countess of Harworth ausgeschlagen hatte, ihre Enkeltochter zu heiraten. Der Einzige, den er damit bestrafte, war er selber. Er konnte sich nicht vorstellen, dass die tugendhafte Belle von ähnlich starken Gelüsten gequält wurde, wie er sie in letzter Zeit durchlitten hatte. Aber sie gleich heiraten? Verdammt noch mal! Er wollte nicht heiraten. Niemanden. Nie wieder.
Nun schaute Belle in seine Richtung. Sie war blass, wirkte mitgenommen und sah reizend aus – und zornig. Als er beobachtete, wie die elegante Gesellschaft sie mied, wurde er wütend. Es gelang ihm jedoch, vollkommen entspannt zu erscheinen.
Es fiel ihm schwer, sich nicht sofort einen Weg zu ihr zu bahnen, doch wenn er seine Sache gut machen wollte, war es wichtig, sich zu verstellen und gleichgültig zu wirken. Da er den Klatsch über seine Beziehung zu ihr nicht verhindern konnte, hatte er sich vorgenommen, die Dinge so zu drehen, wie es ihm gefiel. Er wusste, dass alle Anwesenden vor Neugier platzten, aus erster Hand Neuigkeiten über sein Verhältnis zu Belle zu erfahren – und auch darüber, was zwischen ihnen in seinem Schlafzimmer vorgefallen war.
Er schob sich durch das Gedränge, nickte in alle Richtungen und blieb ab und zu stehen, um Hände zu schütteln und mit einem Bekannten zu reden. Die ganze Zeit verlor er Belle nicht aus den Augen.
Als ein neuer Walzer begann, trat Sir Rowland zu Belle.
„Darf ich um diesen Tanz bitten, Miss Ainsley?“
Er führte sie aufs Parkett. Sofort wurde allgemein bemerkt, dass Sir Rowland Gibbon sie unter seine Fittiche genommen hatte.
Im Gewimmel auf der Tanzfläche atmete Belle erleichtert auf. Für den Augenblick befand sie sich in Sicherheit. Doch dann kam ihr ein demütigender Gedanke, und sie starrte ihren Tanzpartner finster an.
„Ich war den ganzen Abend eine Ausgestoßene und plötzlich bitten Sie mich um einen Tanz. Wollten Sie aus freien Stücken mit mir tanzen oder hat Lord Bingham Ihnen gesagt, dass Sie es tun sollen?“
Rowland lächelte. „Lance bedauert sehr, was Ihnen widerfahren ist, und möchte es wiedergutmachen. Er hat mich gebeten, Ihnen zu sagen, alles wird sich zum Guten wenden.“
Belle riss empört die Augen auf. „Wiedergutmachen?“ Sie schüttelte den Kopf über die Absurdität seiner Worte. „Er kann so viel Wiedergutmachung leisten, wie er will, er kann die Tatsache nicht aus der Welt schaffen, dass ich seinetwegen ruiniert bin. Was mich betrifft, will ich nichts mehr mit dem hochmütigen Earl zu tun haben. Ich würde es vorziehen, wenn er so viel Abstand wie möglich zu mir halten würde, während wir beide uns hier aufhalten.“
6. KAPITEL
L ance ließ Belle nicht aus den Augen. Ein auffallend gekleideter junger Mann, der schon sehr viel getrunken hatte, schwankte auf ihn zu und schaute auf die Tanzfläche.
„Miss Isabelle Ainsley ist eine echte Schönheit, nicht wahr? Aber das wissen Sie am besten, ist es nicht so?“ Er verzog die Lippen zu einem lüsternen Grinsen. „Immerhin haben Sie sie ganz für sich allein gehabt, in Ihrem Schlafzimmer. Sie müssen die Dame besonders gut kennengelernt haben – auf intime Art und Weise.“
Lance nickte gleichmütig. „Ist das so?“, erkundigte er sich in heiterem Tonfall.
Der Gentleman schnaubte überrascht und enttäuscht. „Wollen Sie damit sagen, Sie haben es nicht getan?“
„Genau das will ich sagen.“ Um weiterem Klatsch vorzubeugen, fügte Lance hinzu: „Allerdings
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