Historical Saison Band 16 (German Edition)
„Das ist alles nicht leicht für meine Großmutter. Es ist schwierig für sie, mit unserer Verlobung klarzukommen. In dieser Beziehung geht es ihr wie mir.“
„Das ist mir durchaus klar, Belle.“
„ Der Grund, aus dem sie es schwierig findet, liegt in der Vergangenheit. So viel weiß ich jedenfalls. Du hast gesagt, deine Großmutter hätte Tagebuch geführt. Ich nehme an, du hast es gelesen?“
Er nickte. „Es ist auf jeden Fall eine interessante Lektüre.“
„Willst du mir erzählen, was du weißt?“
„Sicher. Deine Großmutter und mein Großvater kannten sich viele Jahre. Alle glaubten, dass deine Großmutter und mein Großvater heiraten würden. Sie verlobten sich und das Collier war sein Geschenk an sie. Doch dann traf mein Großvater meine Großmutter und verliebte sich Hals über Kopf in sie.“
Belle starrte ihn bestürzt an. „Hat er meine Großmutter sitzen lassen?“
Lance nickte. „Ich fürchte, das hat er getan. Deine Großmutter versuchte alles, um ihn zurückzubekommen, doch erfolglos. Schließlich gab sie auf, weigerte sich aber, die Halskette zurückzugeben, als mein Großvater sie aus sentimentalen Gründen darum bat. Es war ein Familienerbstück, das den Binghams viel bedeutete.“
„Arme Großmutter! Dein Großvater muss sie schrecklich verletzt haben.“
„Das kann ich mir vorstellen. Irgendwann wurde ihr klar, dass es keine Hoffnung mehr gab, und da heiratete deine Großmutter den Earl of Harworth, deinen Großvater. Sie zog nach Harworth Hall – näher konnte sie an meinen Großvater nicht herankommen.“
„Willst du damit sagen, sie hat meinen Großvater nicht geliebt?“
„Ich bin sicher, sie mochte ihn und brachte ihm große Achtung entgegen, aber ich glaube, bis zum heutigen Tag brennt in ihrem Herzen eine Flamme für meinen Großvater.“
„Es ist gut, dass sie sich entschlossen hat, die Juwelen zurückzugeben – wenn sie es allerdings früher getan hätte, wären wir jetzt nicht in dieser Situation.“
Lance warf ihr einen scharfen Blick zu. „Was höre ich da heraus, Belle? Bedauern?“
„Dann würde sicher alles ganz anders aussehen. Es hätte keinen Skandal gegeben. Du hättest mich nicht gefragt, ob ich dich heiraten will. Gib es zu, Lance. So ist es doch, nicht wahr?“
„Ich nehme es an. Und wenn ich dich trotzdem gefragt hätte, hättest du mich dann abgewiesen?“
„Ja. Es tut mir leid. Macht dir das etwas aus?“
Lance betrachtete sie mit widerwilliger Bewunderung. Plötzlich wurde ihm klar, dass diese Situation niederschmetternd für sie war. „Du musst dich nicht entschuldigen oder so bedrückt dreinschauen. Fürchte dich niemals, mir die Wahrheit zu sagen – ganz gleich, wie schlimm sie ist. Ich halte das aus und bewundere dich sogar, wenn du den Mut hast, sie auszusprechen.“
„Vielen Dank.“
„Du hast recht, wenn du sagst, dass wir uns nicht verlobt hätten, wenn es dir nicht in den Sinn gekommen wäre, das Collier beim Fest des Prinzregenten zu tragen.“
„Ja. Kein Wunder, dass Großmutter böse auf mich war. Da ich die Geschichte der Diamanten nicht kannte, hatte ich keine Ahnung, wie sehr sie sich aufregen würde. Und schließlich hat meine Großmutter die Kette ihrem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben.“
Lance schenkte ihr ein schiefes Lächeln. „Besser spät als nie, könnte man nach fünfzig Jahren sagen. Glaubst du, sie hätte es getan, wenn du die Sache nicht wieder ins öffentliche Bewusstsein gebracht hättest?“
„Das weiß ich nicht. Ich kann nicht für meine Großmutter sprechen, glaube aber, dass sie nach dem, was du mir erzählt hast, deinen Großvater sehr geliebt haben muss.“
„Auch ich meine, dass sie tief für ihn empfunden haben muss. Das erklärt, was sie getan hat. Jeder, der einmal verliebt war, wird ihr Verhalten verzeihlich finden.“
„In Anbetracht deiner persönlichen Einstellung zur Liebe wundert es mich, dass du immerhin ein Minimum an Verständnis aufbringst. Ich danke dir für deine Worte.“
„Vielleicht ist die alte Geschichte der Grund dafür, dass sie deinetwegen so überbesorgt ist. Nach der Demütigung, die sie vor vielen Jahren erlitten hat, wollte sie dir dasselbe Schicksal ersparen.“
„Ich kann mir nur zu gut vorstellen, welche Qual sie hinter der Fassade ihrer steifen Würde verbirgt. Ihre hoheitsvolle Art liegt in ihrer Natur, und keiner von uns kann etwas gegen seine Natur tun. Aber sie kann auch sehr barsch sein, wenn die Umstände es erfordern. Wie zum
Weitere Kostenlose Bücher