Historical Saison Band 16 (German Edition)
Verstand.
Als er schließlich den Kopf hob, starrte sie in seine verschleierten dunkelblauen Augen und versuchte, zu verstehen, warum seine Küsse immer diese erschütternde Wirkung auf sie hatten.
„Ich stelle fest, dass ich dir häufiger Schmuck schenken muss, um eine solche Reaktion von dir zu bekommen. Doch dieses Mal ergänze ich mein Geschenk mit einer ernsten Warnung. Küss mich nie wieder so, bevor wir verheiratet sind, andernfalls kann ich für die Konsequenzen nicht verantwortlich gemacht werden.“
Belle wusste, er konnte sie mit einem einzigen Kuss schwach machen. Das durfte nicht geschehen. Nicht vor der Hochzeit. Schüchtern lächelte sie ihn an. „Ich verstehe, was du meinst, Lance, und bin nur allzu bereit, mich an deine Warnung zu halten.“
Er warf ihr einen finsteren Blick zu. „Acht Wochen, Belle, acht Wochen. Dann wirst du in meinem Bett liegen.“
Nach dem Essen, das in freundlicher Atmosphäre verlaufen war, besuchten sie den Ball des Earl und der Countess of Sidmouth in Mayfair. Ganz London schien dort zu sein, und jedes Augenpaar schien sich auf sie zu richten, als bei ihrer Ankunft ihre Namen genannt wurden. Alle hatten in der Zeitung die Verlobungsanzeige gelesen, und das Getuschel begann.
Belle stand neben ihrer Großmutter oben an der Treppe zum Ballsaal, während Lance einen Bekannten begrüßte. Dann tauchte er plötzlich wieder an ihrer Seite auf und streckte ihr die Hand hin. Belle schob ihre Finger zwischen seine und er legte ihre Hand besitzergreifend in seine Armbeuge.
Lance spürte ihr Zittern. Er beugte sich zu ihr hinunter und murmelte: „Du bist nervös, nicht wahr?“
„Ich bin in Panik“, gestand sie und zwang ein Lächeln auf ihre Lippen. „Alle sehen uns an.“
„Belle“, sagte er ernst, doch mit einem blendenden Lächeln für die Zuschauer, „du bist die junge Frau, die dreist in mein Schlafzimmer gekommen ist und gedroht hat, mir die Hände zu brechen, wenn ich sie anfasse.“
Belle starrte ihn misstrauisch an. „Habe ich das wirklich gesagt?“
Er grinste sie an. „Jedes Wort. Wage es nicht, jetzt zum Feigling zu werden.“
Belle schaute in die neugierigen Gesichter um sich herum. „Ich werde mich bemühen“, erwiderte sie, „doch das wird nicht einfach sein. Wissen die nicht, dass es unhöflich ist, andere anzustarren?“
„Wahrscheinlich nicht. Ignoriere sie.“ Ihn lies das Aufsehen, das sie erregten, vollkommen kalt. Lance nahm zwei Gläser Champagner vom Tablett eines vorbeikommenden Lakaien. Sein bewundernder Blick glitt über Belles Gesicht, dann hob er sein Glas und prostete ihr zu.
Er verhielt sich äußerst aufmerksam, und Belle fing an, sich zu entspannen. Plötzlich war ihr alles andere egal. Sie war hier, um ihre Verlobung zu feiern. Lance forderte sie zum Tanzen auf, und sie schienen eine Ewigkeit zu brauchen, bis sie die Tanzfläche erreicht hatten, weil sie bei jedem Schritt von jemandem aufgehalten wurden, der ein freundliches Wort mit ihnen wechseln wollte.
Dann tanzten sie miteinander und bewegten sich mit müheloser Selbstverständlichkeit im Walzertakt. Doch gleichzeitig fühlte sie ein gewisses Unbehagen, denn sie spürte, dass Lance nur ihretwegen diesen Anschein zu erwecken suchte.
„Du strahlst heute Abend und du bist wunderschön“, stellte er fest. „Du scheinst mit der Situation zufrieden zu sein, Belle.“
„Ich bin … sehr glücklich … aber auch besorgt“, gestand sie.
„Warum?“
„Weil ich Angst habe, dass alles fürchterlich schiefgeht.“
„Und warum sollte das passieren?“
„Ich bin dumm, ich weiß, aber das ist eben ein Gefühl, das ich habe.“
„Was du willst, hast du erreicht, nicht wahr … mich heiraten?“
„Ja … natürlich.“ Sie meinte, was sie sagte, aber ein sorgenvoller Gedanke wollte nicht verschwinden. „Aber … ist es auch das, was du willst, Lance?“
Mit ausdrucksloser Miene wandte er sich ab. „Sicher“, erwiderte er. „Dies ist der letzte gesellschaftliche Anlass, den wir gemeinsam besuchen, bevor ich nach Ryhill muss und du nach Harworth reisen wirst. Wirst du all den Glanz und das Gefunkel der Saison in der Einsamkeit des Landlebens vermissen?“
„Kaum“, erwiderte Belle ruhig. Sie war enttäuscht von seiner wenig überzeugenden Antwort auf ihre Frage, fühlte sich aber nicht in der Stimmung, ihn deswegen zur Rede zu stellen. „Ich freue mich darauf, London zu verlassen und Harworth zu sehen.“
„Und Ryhill – dessen Herrin du schon sehr bald
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