Historical Saison Band 16 (German Edition)
aromatisch nach dem Brandy, den er nach dem Essen getrunken hatte. Sie spürte seinen muskulösen Körper, während sein Mund über ihren Hals glitt und seine Hand den Rock ihres Kleides so weit hochschob, dass sie die warme Nachtluft auf ihren Beinen spürte. Sie seufzte.
„Ihre Leidenschaft ist entfacht, Lilya. Es gibt keinen Grund, sich deswegen zu schämen“, murmelte er. An dem Beben in seiner Stimme erkannte sie, dass nicht nur ihre, sondern auch seine Leidenschaft entfacht war. Seine Hand glitt ihren Oberschenkel hinauf und stoppte abrupt.
„Was haben wir denn hier?“
Ihr Dolch! Sie hatte vergessen, dass sie ihn dabeihatte.
Er zog die Waffe vorsichtig hervor und hielt sie ins schwache Licht. Er sah sie an; seine Augen funkelten ebenso gefährlich wie die Spitze des Dolches.
Ihre Erregung verebbte.
„Wer den Diamanten hütet, muss auf alles vorbereitet sein.“ Wie sehr sie wünschte, er wäre nicht so! Wie sehr sie sich wünschte, all ihre Pflichten zu vergessen und sich an Beldon zu schmiegen, der noch die Zeichen er leidenschaftlichen Umarmung von eben trug: Sein Atem ging schwer, sein Haar war zerzaust. Hatte sie das getan? Sie hatte es nicht einmal gemerkt. Wie sehr sie sich doch wünschte, er hätte aus Liebe um ihre Hand angehalten und sie nicht nur geküsst, um etwas zu beweisen. Lust war eine starke Macht, aber Lust war nicht Liebe … und sie war nicht so naiv, das eine mit dem anderen zu verwechseln!
„Das habe ich schon gemerkt“, antwortete Beldon grimmig und gab ihr die Waffe zurück. „Nach unserer Hochzeit werden Sie das hier nicht mehr brauchen. Ich werde Sie beschützen, mit meinem Namen und – wenn es sein muss – auch mit vollem Körpereinsatz.“
Welch wunderbare Worte! In ihr stieg unvernünftige Hoffnung auf, die Hoffnung, dass es dieses Mal anders sein könnte, die Hoffnung, dass Beldon sein Eheversprechen nicht nur aus Pflichtgefühl geleistet hatte. Die Hoffnung, dass sie die Fehler ihres Vaters doch nicht wiederholen würde.
Sie hatte ihn eigentlich überreden wollen, die Verlobung heute Abend aufzulösen. Stattdessen hatte er sie vom Gegenteil überzeugt. Sie ließ sich von ihm zurück in den Ballsaal bringen und tanzte mit ihm den Walzer. Sie verstand, was die Rückkehr in den Ballsaal bedeutete. Sie bedeutete, dass ihre Verlobung beschlossene Sache war. Es gab kein Zurück mehr. Sie bedeutete, dass sie an Beldon glaubte.
Und wie gerne sie an diesen breitschultrigen Mann glauben wollte, dessen distanzierte Art solche Leidenschaften verbarg und der bereit war, das Richtige, das, was Anstand und Ehre von ihm verlangten, um jeden Preis zu tun. Am liebsten aber wollte sie daran glauben, dass ihre Torheit diesen Mann nicht das Leben kosten würde.
11. KAPITEL
L ilya vertraute ihm nicht. Als Gentleman kränkte ihn das tief. Am Morgen nach dem Ball bei den Forthbys machte Beldon ihr Mangel an Vertrauen verrückt. Er hatte ihr seinen Schutz angeboten und sie glaubte nicht, dass er ihn ihr bieten konnte. Er hatte es ihr angesehen, auch wenn sie das Gegenteil gesagt hatte.
Beldon häufte Eier und Würstchen auf seinen Teller und nahm im Frühstücksraum seines Hauses Platz. Das Stadthaus der Pendennys schien ihm nach seinem Aufenthalt bei Valerian fast ein bisschen zu ruhig. Er wohnte alleine hier. Ein Blick auf die Wanduhr bestätigte ihm, dass Vals Familie nun auch beim Frühstück beisammensaß. Bei Val war jedes Essen von lebhaften Gesprächen begleitet. Philippa sprach mit Val sicher über Politik oder ging mit Lilya die Termine für die gesellschaftlichen Ereignisse der kommenden Tage durch. Vielleicht sprachen sie auch gerade jetzt über die Hochzeit.
Seine Hochzeit.
Er war auf der Suche nach einer Ehefrau nach London gekommen. Technisch gesehen hatte er dieses Ziel erreicht. Er hatte sich nicht vorstellen können, dass die Ehefrau, die er nach Hause mitbringen würde, ausgerechnet Lilya sein würde. Aber sie würde nun die nächste Lady Pendennys sein, die Mutter seiner Kinder, die Gefährtin seiner Träume. Er hoffte, Lilya würde der Aufgabe gewachsen sein. Die Wahrheit war, dass er es nicht wusste. Dabei hatte er immer gedacht, er werde seine Wahl niemals anzweifeln müssen.
Das Letzte, was er geglaubt hatte, war, dass er seine Kriterien leichtfertig in den Wind schreiben würde. Aber als der Moment gekommen war, hatte er klar und deutlich gemerkt, dass er Lilya keinem anderen Mann überlassen konnte. Außerdem wollte er Christoph Agyros ein Schnippchen
Weitere Kostenlose Bücher