Historical Saison Band 16 (German Edition)
geben, bevor er nicht entweder den Diamanten in den Händen hält oder tot ist.“
Beldon nickte. „Ich bevorzuge das Letztere.“
Lilya stellte ihre Tasse ab und sah Beldon in die Augen. Einige Stunden zuvor, als sie und Beldon auf einer Picknickdecke lagen, hatten dieselben Augen ihr noch zugezwinkert. „Das würde die Probleme lösen. Dieses Mal. Bis zum nächsten Mal.“
„Ich werde Wachen an den Grenzen von Pendennys aufstellen lassen. Er wird uns kein zweites Mal überraschen.“
Lilya lächelte schwach. „Nein.“ Es würde kein zweites Mal geben. Sie stand auf. „Du musst vieles erledigen. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich glaube, ich lege mich etwas hin.“
Als Lilya ihr Schlafzimmer betrat, begann sie sofort mit ihren Vorbereitungen zur Abreise. Sie musste fort sein, bevor Beldon die Wachen postiert hatte. Wachen hinderten Menschen nicht nur am Betreten eines Anwesens, sie hinderten sie auch am Verlassen. Beldon war tüchtig. Ihr blieb daher nicht viel Zeit.
Es war sinnlos, so zu tun, als könnte alles in Ordnung kommen. Vielleicht würde Agyros aufgeben, vielleicht würde er auch beim Versuch, ein zweites Mal zuzuschlagen, getötet werden. Es konnte ebenso gut sein, dass Beldon getötet wurde. Beldon und Agyros würden es niemals hinnehmen, dass der jeweils andere in Frieden lebte.
Das würde sich nur ändern lassen, wenn sie ging.
Dann würde sich Agyros entscheiden müssen. Offenbar gedachte er mit Beldon noch ein Hühnchen zu rupfen, aber sein Verlangen, den Diamanten in seinen Besitz zu bringen, war gewiss stärker als sein Hass auf Beldon. Sie musste Agyros von Pedennys weglocken.
Weg von all dem, was sie liebte, nachdem sie es sich gestattet hatte, es zuzugeben. Lilya holte den Diamanten aus seinem Versteck und sank auf ihr Bett. Beldon würde sie für ihr Verschwinden hassen und das brach ihr das Herz. Schlimmer noch: Sie fürchtete, dass Beldon sich bestätigt sehen würde, dass es besser war, wenn er sich nicht verliebte.
Sie hätte ihre Pläne niemals ändern dürfen. Sie hätte niemals heiraten sollen. Und schon gar nicht hätte sie jemand heiraten dürfen, den sie liebte. Lilya suchte nach ihrem Reiseumhang mit den vielen Innentaschen. Sie würde nur so viel einpacken, wie in diese Taschen passte. Das würde unauffälliger sein.
Ihre alten Gewohnheiten waren plötzlich wieder da. Gewohnheiten, die sie in den Zeiten der Unruhen in Naoussa angenommen hatte. Damals musste man darauf vorbereitet sein, mitten in der Nacht zu fliehen und alles, was man tragen konnte, mitzunehmen. Sie hatte damals mehrere Kleider übereinandergezogen. Jetzt war Sommer. Mehrere Schichten von Kleidung zu tragen, war unbequem. Aber es war nicht zu ändern, bis sie einen Weg gefunden hatte, wie sie ihre Habseligkeiten bei sich tragen konnte.
Am dringendsten brauchte sie Geld oder Dinge, die sie zu Geld machen konnte. Geld nahm wenig Platz weg und war leicht zu transportieren. Sie hatte zwar nicht viel, aber sie brachte es auch nicht übers Herz, Philippas Perlen oder die Smaragde der Pendennys mitzunehmen. Ihr Geld würde reichen, um eine Reisekutsche zu zahlen oder eine Überfahrt nach Irland. Die Häfen würden von Freunden und Feinden gleichermaßen überwacht werden. Sie sollte daher England so rasch wie möglich verlassen.
Sie verfasste einen kurzen Brief an Beldon. Mehr war nicht möglich. Er musste wissen, dass sie ihn liebte. Dass sie ihn nicht hatte benutzen wollen. Vielleicht konnten ihn ihre Worte überzeugen, dass sie ihn nicht betrogen hatte. Die Tränen stiegen ihr in die Augen, doch sie hielt sie zurück. Wenn sie es zuließ, dass sich nur eine davon ihren Weg bahnte, war sie verloren. Es war besser, etwas zu tun als nachzudenken. Wenn sie nicht darüber nachdachte, was sie gerade tat, würde sie es überstehen. Sie musste sich beherrschen.
Erst musste Lilya sich darauf konzentrieren, unauffällig zur Eingangstür zu kommen, dann über die Grenzen der Ländereien und schließlich zu den Wegen, die die Wälder durchzogen. Es war unwahrscheinlich, dass Agyros etwas über diese Waldwege wusste. Er würde sich auf die Beobachtung der Straßen beschränken. Wenn sie sich einigermaßen sicher fühlte, würde sie ein Fuhrwerk anhalten, das auf dem Weg zum Markt war. Danach würde sie Zeit haben, darüber nachzudenken, dass sie für eine kurze Zeitspanne in ihrem Leben alles besessen hatte, was sie sich wünschte.
Beldon kehrte schmutzig und müde in der Dämmerung zurück. Er hatte die Wachen
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