Historical Saison Band 16 (German Edition)
wie er sich und Lilya aus dieser misslichen Lage befreien konnte. Dennoch fiel ihm nichts ein. Er konnte Christoph Agyros nicht überwältigen, denn der hielt inzwischen Lilya eng an sich gepresst. Er konnte sich auch nicht auf Agyros werfen, denn er würde Lilya mit sich reißen.
Es gab noch etwas anderes zu bedenken. Christoph Agyros sah irgendwie anders aus. Er war nicht mehr der Gentleman aus den Ballsälen Londons. Nicht weil er besonders schmutzig war oder erschöpft wirkte. Es lag an seinen Augen. Sie sahen aus, als ob er fieberte oder verrückt geworden war. Ein Mann in einer solchen Verfassung dachte nicht mehr logisch. Beldon musste das bedenken und sich vorsichtig verhalten.
„In Ordnung“, sagte Beldon langsam. „Was wollen Sie?“
„Ich will den Diamanten. Ich weiß, dass sie ihn hat.“
Beldon schüttelte den Kopf. „Ich weiß nichts von einem Diamanten. Ich weiß nicht genau, wonach Sie suchen. Ich weiß aber, dass sie nichts Wertvolles bei sich hat. Lassen Sie sie los!“
„Sie lügen!“ Christoph Agyros explodierte regelrecht. Er schleuderte Lilya mit einer kurzen heftigen Bewegung von sich, sodass sie hinfiel. „Dann versuchen wir es mal auf eine andere Art.“ Er hob die Pistole und richtete sie auf Beldon. „Nun Lilya. Das hier wird Sie vielleicht davon überzeugen, dass es klüger ist, mit mir zusammenzuarbeiten“, höhnte er. „Geben Sie mir sofort den Diamanten oder ich werde Ihren Ehemann erschießen.“
„Damit Sie mich ein paar Minuten später erschießen?“ Lilya stand langsam auf. Beldon glaubte gesehen zu haben, dass sie unter ihre Röcke gegriffen hatte. Tu es bitte nicht, Lilya, dachte er. Greif diesen verrückten Kerl nicht mit deinem Messer an. Beldon war zu weit entfernt, um schnell eingreifen zu können. Wenn er sich jetzt auf Agyros stürzte, würde der Angriff mit einer Schusswunde in seiner Brust enden.
„Ich würde Sie mit mir nehmen, Lilya. Sie würden mich heiraten. Gemeinsam könnten wir Griechenland regieren.“ Der Mann hatte wahrhaftig den Verstand verloren. Er machte eine ausholende Bewegung mit der Pistole. „Schnell, Lilya. Denken Sie gut darüber nach.“
Beldon sah, dass Lilya zögerte und nicht wusste, was sie tun sollte.
„Ich habe schon einmal auf ihn schießen lassen. Dieses Mal werde ich es selbst machen und besser treffen“, höhnte Agyros.
Lilya schien zu einem Entschluss gekommen zu sein. „In Ordnung. Aber Beldon muss erst den Diamanten holen. Er ist in der Satteltasche seines Pferdes.“ Beldon unterdrückte ein Stöhnen. Sie wollte einen Austausch.
„Dich gegen den Diamanten“, knurrte Agyros Lilya an. „Auf dem Pfad da drüben.“
Nach diesen Worten kletterte Beldon hastig auf den Baumstämmen auf die andere Seite zurück, durchsuchte Randolphs Satteltaschen und fand bald, wonach er Ausschau hielt: einen schwarzen Samtbeutel. Dann ging er auf seiner Seite des Hindernisses zum Ende des Pfades. Sein Herz pochte.
Mit einer Hand hielt er den schwarzen Samtbeutel, mit der anderen umklammerte er seine Pistole. Wenn er keine andere Möglichkeit mehr sah, würde er schießen. Er würde alles tun, um seine Frau von Agyros zu befreien.
Lilya ging langsam zum Pfad hinüber. Sie schaute ihn fest an. Sie hütete sich davor, auf den Boden zu schauen oder Angst zu zeigen. Als sie die Hälfte des Weges gegangen war und die Stelle erreicht hatte, die besonders gefährlich war, schrie Agyros: „Wirf ihr den Beutel herüber, Pendennys! Danach kann sie ihn mir zuwerfen!“
Beldon schüttelte den Kopf. „Nein. Ich werde ihr den Beutel zuwerfen, aber sie lässt ihn dort liegen, wo sie jetzt steht. Sie können ihn sich selbst holen.“ Wenn sie es so machten, wie Agyros es wollte, konnte es sein, dass er Lilya erschoss, wenn er erst einmal den Diamanten hatte.
Lilya schnappte nach Luft. Er sah zu ihr hin. Sie ging ein Stückchen zur Seite, weil der Boden unter ihr ins Rutschen geriet.
Beldon warf Lilya den Beutel zu. Die Zeit lief ihnen weg. „Leg den Beutel hin, Lilya, und komm langsam zu mir“, befahl er ihr. „Wenn Sie irgendetwas unternehmen, Agyros, werde ich auf Sie schießen.“
Lilya fing den Beutel und beugte sich hinab, um ihn abzusetzen. „Nein, erst will ich den Diamanten sehen“, protestierte Agyros.
Lilya richtete sich auf und zog den Edelstein hervor. Sie hielt ihn zwischen Daumen und Zeigefinger hoch in die Luft. Ein seltsames Licht flackerte in Agyros’ Augen. Dann ließ sie den Diamanten zurück in den Beutel
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