Historical Saison Band 16 (German Edition)
ihr zu geben, bevor sie zur Abendgesellschaft des Prinzregenten zum Carlton House aufbrachen.
„Nein, Daisy“, widersprach Belle entschlossen. „Ich denke, ich werde sie zu der Gesellschaft heute Abend tragen.“
„Aber Ihre Großmutter … Oh, Miss. Sie bringt mich um, wenn ich den Schmuck nicht zurücklege. Besonders da sie unter ihren schrecklichen Kopfschmerzen leidet.“
Die Angst in der Stimme der Zofe ließ Belle erwidern: „Du wirst die Diamanten zurücklegen, Daisy. Das verspreche ich dir. Aber nicht bevor das Bankett in Carlton House vorbei ist. Wenn Großmutter ihre Migräne hat, wird sie so abgelenkt sein, dass sie gar nicht merkt, wenn der Schmuck erst später wieder an seinen Platz kommt.“
„Aber sie wird sehen, dass Sie die Diamanten tragen, wenn Sie zu dem Fest aufbrechen. Sie wird niemals erlauben …“
„Was meine Großmutter sieht und was sie erlaubt, tut nichts zur Sache, Daisy“, erklärte Belle in scharfem Ton, als sie aufstand. „Das Collier wird unter meinem Cape verborgen sein. Sie wird sie nicht sehen, bevor wir Carlton House erreicht haben. Und dann ist es zu spät, um irgendetwas dagegen zu tun.“
Sie schaute hinüber zum Bett, wo das Kleid, welches sie am Abend tragen würde, sorgfältig ausgebreitet lag. Wie herrlich würden die Juwelen die leuchtend türkisfarbene Seide betonen und den Mahagoniton ihrer Haare zum Schimmern bringen! „Und jetzt hilf mir bitte beim Anziehen.“
Das Kleid brachte die Vorzüge ihrer Figur wunderbar zu Geltung. „Nun, was denkst du, Daisy? Sehe ich gut aus?“
Daisy trat einen Schritt zurück. Miss Belle sah einfach atemberaubend aus. „Das tun Sie natürlich, Miss Belle. Jeder Mann wird heute Abend ganz bestimmt Herzrasen bekommen – auch Prince George höchstpersönlich wird es so gehen.“
Belle lachte hell auf. „Das denke ich nicht, Daisy. Der Prinzregent wird von so vielen Frauen umschwärmt, dass er ein unbekanntes amerikanisches Mädchen sicher gar nicht bemerkt.“
„Seien Sie sich dessen nicht so sicher, Miss. Prince George hat ein Auge für hübsche Frauen.“
Lance war früh eingetroffen und versuchte nun, ein wenig Enthusiasmus für den Gedanken aufzubringen, an Prince George’s Bankett teilzunehmen, das wahrscheinlich ermüdend und unendlich langweilig sein würde. Er lehnte an der Wand von Carlton House, beobachtete träge die lange Reihe der vorfahrenden Karossen und wartete auf seinen guten Freund Sir Rowland Gibbon.
Als er eine glänzende schwarze Kutsche anhalten sah, auf deren Tür das Wappen der Ainsleys prangte, zog Lance eine Braue hoch. Als Erste verließ die verwitwete Countess of Harworth den Wagen, gefolgt von einer jungen Frau, die sich von einem Lakaien beim Aussteigen helfen ließ.
„Vielen Dank, Denis“, hörte er sie sagen.
„Es war mir ein Vergnügen, Miss Isabelle.“
Miss Isabelle! Das war also Isabelle Ainsley, die vor Kurzem aus Amerika eingetroffen war und keine Zeit verloren hatte, einen Skandal zu provozieren, indem sie eine höchst unglückliche Liaison mit Carlton Robinson begann – einem von Londons berüchtigsten Lebemännern.
Neugierig geworden, starrte Lance unverhohlen zu der jungen Frau hinüber, unfähig, den Blick abzuwenden. Sie trug ihre Weiblichkeit selbstbewusst zur Schau und war zweifellos die faszinierendste Frau, die er jemals gesehen hatte. Es war jedoch nicht ihr Aussehen, das ihn fesselte, denn der Abstand war zu groß, um ihre Gesichtszüge genau erkennen zu können. Es war die gebieterische Art, auf die sie ihren Kopf zurückwarf und ihre herausfordernde Haltung.
Bewegungslos stand er da und sah zu, wie sie einige Schritte hinter der Countess herging – obwohl man die Art, wie sie sich bewegte, nicht als gehen bezeichnen konnte. Sie schien mühelos dahinzugleiten.
Als sie im Säulengang verschwunden war, der zur Eingangshalle führte, runzelte Lance die Stirn und lehnte sich wieder gegen die Wand. Wo, zum Teufel, bleibt Rowland, fragte er sich, denn seine Geduld verließ ihn langsam. Er stieß sich von der Wand ab und begab sich mit großen Schritten zum Eingang.
Belle hatte ihr Abendcape abgelegt und bereitete sich auf den Zorn ihrer Großmutter vor. Diese betrachtete sie mit einem wachsamen Ausdruck in den Augen. Einen Moment bedauerte Belle ihren impulsiven Entschluss, das Collier zu tragen, und fürchtete sich vor dem Donnerwetter, das auf sie niederprasseln würde. Sie musste nicht lange darauf warten. Ihre Großmutter kam auf sie zu, und als sie
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