Historical Saison Band 16 (German Edition)
bildeten seine Augenbrauen einen kühnen Bogen. Die goldenen Epauletten auf seiner leuchtend roten Uniformjacke betonten seine breiten Schultern; eng sitzende weiße Hosen schmiegten sich an seine Beine.
Lance musterte sie ebenso aufmerksam wie sie ihn. Ihre ungekünstelte Art und ihre lebhaften Bewegungen zogen ihn an. Sie betrachtete ihre Umgebung mit funkelnden Augen und verzog dabei spielerisch den Mund. Ihre außergewöhnliche Schönheit machte es unmöglich, sie nicht anzustarren.
Alles an ihr deutete auf vornehmes Blut hin: die aristokratische Nase, das herzförmige Gesicht, die zarte Haut, die stolze Haltung ihres Kopfes, der von herrlichen mahagonifarbenen Haaren gekrönt wurde. Das tiefe Dekolleté ihres türkisblauen Abendkleids betonte die festen Brüste. Und das Licht der Kronleuchter entzündete in den Diamanten um ihren Hals ein kaltes Feuer. Als sein Blick auf die Juwelen fiel, kniff er die Lider zusammen. Plötzlich hatte sie seine ganze Aufmerksamkeit.
Schockiert stand Belle da, während er sie in aller Seelenruhe musterte. Irrte sie sich oder ruhte sein Blick tatsächlich auf ihren Brüsten? Seine aufmerksame Betrachtung ihrer weiblichen Attribute gab ihr das Gefühl, als hätte er sie vollkommen ausgezogen. Tatsächlich hätte sie angesichts seiner Blicke schwören können, dass er etwas im Schilde führte und bereits überlegte, wo er ungestört genug sein würde, um mit seiner Verführung zu beginnen. Das machte sie gleichzeitig verwirrt, verlegen und verletzt. Dieser verdammt Kerl, dachte sie mit wachsendem Ärger. Er verströmte Hochmut und Durchsetzungsvermögen, was zweifellos von unnachgiebigem Stolz oder vielleicht auch von seinem militärischen Rang herrührte. Was auch immer es war, es gefiel ihr nicht.
Die Countess spürte, dass ihre Enkeltochter abgelenkt war, wandte sich um, schaute sie an und folgte dann der Richtung ihres Blicks. Als sie sah, wen Belle betrachtete, verzog sie ihr Gesicht missbilligend.
Belle bemerkte die besorgte Miene ihrer Großmutter, als sie den dunkelhaarigen Mann in Uniform sah, und der Ausdruck in ihren Augen beunruhigte und verwirrte sie.
„Isabelle“, tadelte die Countess sie streng, während sie sie mit einem scharfen Blick musterte. „Du schaust den Gentleman da drüben schon viel zu lange an. Nimm dich zusammen. Wir haben Zuschauer, falls du es noch nicht bemerkt hast.“
Das wusste Belle nur zu gut, aber sie konnte ihre Belustigung nicht verbergen, als der Fremde ihrer Großmutter spöttisch zulächelte und sich übertrieben tief in ihre Richtung verbeugte.
Lady Harworth war erleichtert, weitergehen zu können, fort von dem Mann, der Isabelle mit der Gier eines Wolfs angesehen hatte, der seine nächste Mahlzeit beäugt. Lance Bingham war ein Gentleman, bei dem es ihr lieber war, wenn er kein Interesse an ihrer Enkelin zeigte. Sie hatte zu viel Mühe in die Sache gesteckt, um nun zuzusehen, wie Isabelle eine von vielen Eroberungen des berüchtigten Lord Lance Bingham wurde, des fünfzehnten Earl of Ryhill, dessen Ruf viel zu wünschen übrig ließ.
Viele Jahre hatte der Klatsch ihn mit jeder schönen Frau passender Abstammung in ganz Europa in Verbindung gebracht. Bevor er nach Spanien gegangen war, um gegen Napoleons Armee zu kämpfen, hatte er eine Spur aus gebrochenen Herzen zurückgelassen, wo auch immer er sich zeigte, denn niemals sprach er von Heirat. Lady Harworth war nicht gerade glücklich, dass er zurück in England war. Er war der letzte Mann auf Erden, mit dem sie ihre Enkeltochter zusammenbringen wollte. Aber es gab noch andere Gründe, die gegen eine Verbindung sprachen. Gründe, welche weit in die Vergangenheit reichten, und als ihr Blick auf die im Licht der Kronleuchter funkelnden Diamanten fiel, die Isabelles Hals schmückten, erschauerte sie angesichts der schmerzlichen Erinnerungen, die dieser Schmuck in ihr weckte.
Es war sehr lange her. Junge Menschen würden nicht wissen, was für eine Närrin sie wegen Stuart Bingham aus sich gemacht hatte, dem einzigen Mann, den sie jemals geliebt hatte. Doch die ältere Generation erinnerte sich, und jede Art von Verbindung zwischen Stuarts Enkel und Isabelle würde den alten Skandal zu neuem Leben erwecken.
„Wer war der Gentleman, Großmutter?“, wagte Belle zu fragen, während sie einen anderen Salon betraten.
Die Countess drehte sich um und sah sie mit unheilschwangerem Blick an. „Sein Name ist Colonel Lance Bingham – der Earl of Ryhill. Ich bin erstaunt, dass ein Mann
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