Historical Saison Band 17
sich zu.
Genauso lautstark schnaufte Carmela und eilte die Treppe hinauf, in die Reinheit ihres Zimmers.
Domino seufzte beklommen und dachte, die verfrühte Rückkehr nach Spanien sei aus verschiedenen Gründen eine sehr gute Idee.
Am nächsten Morgen besann sie sich anders. Ein perfekter englischer Sommertag begrüßte sie. An einem azurblauen Himmel zogen weiße Schäfchenwolken dahin, die Sonne tauchte die grünen Hügel in helles Licht, als die da Silvas ein paar Meilen landeinwärts nach Lewes fuhren. Die idyllische Rennstrecke führte hufeisenförmig bergauf und bergab, an den Hängen eines Tals entlang. Bedingt durch ihre Lage stellte sie hohe Ansprüche an die Kräfte der Pferde und das taktische Geschick der Reiter.
Als Alfredo und seine Tochter ihr Ziel erreichten, hatte sich bereits ein ziemlich gemischtes Publikum versammelt, und er fürchtete, er hätte Carmelas Bedenken zu leichtfertig abgetan. Wohlhabende Farmer waren mit ihren Ehefrauen erschienen, Landarbeiter, elegant gekleidete Geschäftsmänner und einige zwielichtige Gestalten. Dann sah er erleichtert, dass die Hautevolee etwas abseits vom gewöhnlichen Volk Platz genommen hatte. Auf einer großen weiß gestrichenen Tribüne leuchteten farbenfrohe Seidenkleider, auf fantasievollen Hüten wippten lange Federn.
Nach dem Beginn der Rennen fühlte Alfredo sich noch besser. Die von Carmela verdammten Wetten blieben im Rahmen. Gegen Ende des Programms setzte er sogar selber auf einen Hengst, der vielversprechend aussah und seiner Tochter am besten gefiel. Eifrig feuerte sie das Pferd an. Darüber freute sich Alfredo, nachdem sie in letzter Zeit so niedergeschlagen gewesen war. Sie unterhielt sich angeregt mit ihm, starrte jedoch nachdenklich vor sich hin, wenn sie sich unbeobachtet glaubte. Was sie bedrückte, wusste er noch immer nicht. Weder das prachtvolle Wetter noch die schöne Landschaft schienen sie wirklich aufzuheitern. Aber als der Hengst gewann, sprang sie jubelnd auf.
„Wie ich sehe, haben Sie auf das richtige Pferd gesetzt, meine Liebe. Leider war ich nicht so glücklich.“
Schweren Herzens drehte Domino sich zu der Frau um, die sie angesprochen hatte. Sie war erleichtert gewesen, weil Joshua Marchmain sein Wort hielt und das Rennen tatsächlich nicht besuchte. Aber nun wählte ihr Vater den falschen Moment, um seinen Gewinn zu kassieren, und sie war mit der Duchess allein. Seit dem schrecklichen Abend im Steine House sah sie die Dame zum ersten Mal.
Hoch elegant in saphirblauer Seide, lächelte die Duchess freundlich und tätschelte ihr mütterlich die Hand. „Nach dem aufregenden Rennen müssen Sie sich stärken. Kommen Sie, trinken wir Tee drüben im Erfrischungszelt.“
Domino wollte protestieren, aber Charlotte hängte sich bei ihr ein.
„Sorgen Sie sich nicht um Ihren Papa. Wenn er zurückkommt, wird er erraten, wo Sie zu finden sind.“
Ehe Domino wusste, wie ihr geschah, saß sie der Duchess an einem der kleinen Eisentische im Zelt gegenüber. Ein Kellner goss Tee in zierliche weiße Porzellantassen.
„Wie ich mich freue, Sie wiederzusehen, Domino!“, flötete Charlotte. „So darf ich Sie doch nennen?“
Unbehaglich nickte Domino.
„Ich war ganz niedergeschlagen, weil Sie meine Soiree so abrupt verlassen haben. Welch ein bedauerliches Missverständnis meinerseits! Ich wusste nicht, dass Sie eine Abneigung gegen das Kartenspiel hegen. Wenn ich irgendetwas sagte oder tat, das Sie beleidigt hat, tut es mir leid.“
Da die Zerknirschung der Duchess aufrichtig wirkte, überwand Domino ihre Ressentiments. „Auch mir tut es leid, Euer Gnaden. Mein Benehmen muss Ihnen etwas seltsam erschienen sein.“
„Keineswegs, meine Liebe“, widersprach Charlotte energisch. „Es war mein Fehler. Aber ich hoffe, Sie verzeihen mir. So inständig wünsche ich mir, wir könnten Freundinnen werden.“
Domino hätte ihr gern geglaubt. Doch es gelang ihr nicht. Auf eine ältere, erfahrene Freundin, der sie sich anvertrauen und die sie vor Fußangeln der Etikette der englischen Gesellschaft warnen konnte, musste sie wohl verzichten. Die Person, die diese Rolle mit Bravour übernommen hätte, stand ihr nicht mehr zur Verfügung. Denn Christabel war längst verheiratet und lebte meilenweit entfernt.
„Wie ich bereits sagte“, fuhr die Duchess fort, „in diesem Sommer sind nur wenige neue Leute nach Brighton gekommen, und die langweilen mich. Aber Sie sind nicht nur schön, sondern auch intelligent. Hätte Mr Marchmain sich an
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