Historical Saison Band 18
Boden berührte, ehe sie sich wieder aufrichtete. Die Frau legte eine Hand auf Isabelles Kopf und sprach mit krächzender Stimme einige Worte, die Henry nicht verstand.
„Sie sagt, ihre Mutter segnet sie aus dem Himmel“, übersetzte die Madam für ihn.
„Ihre Mutter?“, fragte Henry, ohne den Blick von der knienden Isabelle zu nehmen.
„Mei Hua“, erklärte die Madam mit ernster Stimme. „Das bedeutet schöne Blume. Sie war die lieblichste Kurtisane der Stadt, bis der Gouverneur sie ehelichte.“ Sie spuckte auf den Dielenboden. „Nach ihrem Tod ließ er ihre Familie im Stich.“
„Und Isabelle …“
„ Lei. Isabelle Lei“, sagte die Madam, und Zuneigung glättete die harten Linien in ihrem Gesicht. „Unsere kleine Blume.“ Verächtlich fuchtelte sie mit ihrer Pfeife vor Henrys Nase herum. „Sie sind nicht gut genug für sie. Sie verstehen nichts, sehen nichts.“
„Ich sehe genug“, erwiderte Henry nachdenklich, während er beobachtete, wie Isabelle sich erhob und sich von den Frauen verabschiedete. Als sie sich umwandte und zur Tür ging, neben der er mit der Madam wartete, sah er Tränen in ihren Augen glitzern.
Er ignorierte den scharfen Protest der Madam, nahm Isabelles beim Arm und zog sie in ein angrenzendes, leeres Zimmer. Mit einem Ruck schloss er die Schiebetür hinter ihnen. An der Tür wurde gerüttelt, doch Henry hielt sie mühelos mit einer Hand geschlossen.
„Geben Sie uns nur einen Moment unter vier Augen, Madam“, rief er durch das dünne Holz und schaute über seine Schulter zu Isabelle.
Sie bedachte ihn mit vernichtendem Blick, aber rief: „Es ist in Ordnung. Mir geht es gut.“
Das Rütteln hörte auf, und sie hörten, wie die Madam davonstapfte und dabei unflätige Flüche vor sich hin murmelte. Mit einem leisen Seufzer wandte Henry sich zu Isabelle um und blickte sie so eindringlich an, dass sie beinahe einen Schritt zurückgewichen wäre. Misstrauisch beobachtete sie, wie er den kleinen Raum mit drei ausholenden Schritten durchquerte und sich auf die Kante des Bettes setzte. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, betrachtete er sie so eindringlich aus seinen grauen Augen, als sei sie ein faszinierendes Ausstellungsstück.
„Was ist?“, fragte sie herausfordernd.
„Sie sind keineswegs die sittsame, vornehme Debütantin, für die ich Sie gehalten habe, Miss Hennessey.“
„Enttäuscht Sie das, Mylord?“, fragte sie herablassend.
„Ganz im Gegenteil.“ Er winkte sie mit einem Finger heran. „Kommen Sie her“, sagte er im Befehlston.
„Warum sollte ich?“, erwiderte sie trotzig, gehorchte ihm dann aber doch.
Langsam kam sie näher; das offenkundige Verlangen in seinem Lächeln schnürte ihr die Kehle zu. Einen Schritt vor ihm blieb sie zögernd stehen, aber er griff sie am Ellbogen und zog sie zu sich, bis sie zwischen seinen Knien stand. Ihr Herz raste, als er sie von Kopf bis Fuß musterte.
„Ich freue mich auf unser Spiel, Miss Hennessey“, sagte er, und seine Augen leuchteten vor Vergnügen.
Isabelle lag eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, doch die vergaß sie sofort, als Henry seine Hände an ihrem Körper emporgleiten ließ. Er strich mit dem Daumen über ihre geöffneten Lippen, und sie schloss die Augen. Seine Berührung sandte ein lustvolles Kribbeln durch jede Faser ihres Körpers, und es erstaunte sie, wie empfänglich sie für seine Berührungen war. Sie spürte die Hitze, die von seinem Körper ausging und sie in Versuchung führte, sich bislang unbekannten Freuden hinzugeben. W as würde wohl passieren, fragte sie sich, wenn ich ihm nachgebe – mich seines Schweigens versichere, indem ich der unwiderstehlichen Anziehung, die zwischen uns besteht, nachgebe? Die Vorstellung war verlockend, brachte sie in Versuchung, kreiste unablässig in ihrem Kopf.
Dann aber spürte sie seine Hände über ihre Arme gleiten, und das Gedankenkarussell in ihrem Kopf hielt jäh an. Er zupfte an den Spitzen ihrer Handschuhe, zog sie ihr aus und legte sie über seine Knie.
„Ich kann es kaum erwarten.“ Der tiefe Bass seiner Stimme war rau vor Verlangen.
Sie senkte die Lider und beobachtete, wie er ihre entblößte Hand an seine Lippen führte und ihre Handfläche mit federleichten Küssen bedeckte. Als er sanft mit der Zunge über ihren Arm fuhr, bekam sie eine Gänsehaut. Ihr Schoß war heiß und feucht – sie sehnte sich danach, dass er sie dort berühren möge. Mit wissendem, begehrlichem Blicken sah er sie an, fuhr mit der Zungenspitze über
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