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Historical Saison Band 20

Historical Saison Band 20

Titel: Historical Saison Band 20 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marguerite Kaye , Joanna Fulford
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und reichte ihr ein Glas Früchtepunsch. „Ich frage mich, reiten Sie gern, Lady Ulverdale?“
    Sie nickte geistesabwesend. „Ja, wann immer ich kann.“
    „Würden Sie mir dann vielleicht die Ehre erweisen und morgen früh mit mir ausreiten? Die Landschaft hier ist ausgesprochen schön.“
    Und schon beginnt es, dachte sie. Der zwanglose Auftakt zu einer möglichen Affäre. Wenn sie seine Einladung annahm, allein mit ihm auszureiten, würde er es als eine ganz spezielle Ermutigung auffassen.
    „Ich fürchte, ich habe kein Pferd dabei“, antwortete sie, „außerdem binden mich morgen bereits andere Verpflichtungen.“
    Er verbarg seine Enttäuschung hinter einem höflichen Lächeln. „Ein anderes Mal vielleicht.“
    Sie erwiderte sein Lächeln unverbindlich und trank einen Schluck aus ihrem Glas. Was war nur in sie gefahren? Er genoss hohes Ansehen, sah hinreißend aus und war amüsant. Und ganz offensichtlich bewunderte er sie. Warum sollte sie seine Gesellschaft nicht für eine Weile genießen?
    Da erschien Anthonys Gesicht vor ihrem inneren Auge, und sie wusste, warum es unmöglich war.
    Mit einer freundlichen Entschuldigung trennte sie sich von ihm und machte sich auf die Suche nach Anne.
    Sie lauschte dem Gespräch nur mit halbem Ohr. Ihre gute Erziehung zwang sie allerdings, ein höfliches Lächeln aufzusetzen und zumindest eine interessierte Miene zu zeigen. Plötzlich stockte die Unterhaltung, und die Damen in ihrer Nähe blickten fasziniert in eine andere Richtung.
    „Lieber Himmel, wer ist das?“, flüsterte Anne.
    Neugierig wandte Claudia sich um − und ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie kannte die elegante Erscheinung, die soeben den Ballsaal betrat. Anthony war immer von imposanter Gestalt gewesen, aber die strenge, ganz in Schwarz und Weiß gehaltene Kleidung betonte dies noch. Es war jedoch vor allem sein Gesicht, das jedermanns Aufmerksamkeit auf sich lenkte. Die attraktiven Züge erschienen noch faszinierender durch den Kontrast mit der Narbe auf seiner Stirn und der schwarzen Augenklappe darunter. Die Arroganz seiner Haltung, seine ausgeprägte Männlichkeit verliehen ihm eine fast gefährliche Ausstrahlung, die gleichzeitig beängstigend und aufregend wirkte – als wäre plötzlich ein Raubvogel inmitten einer Schar grellbunter Papageien aufgetaucht.
    Anthony ließ den Blick über die Menge schweifen. Augenscheinlich war er sich nicht der Blicke bewusst, die sich auf ihn hefteten, oder des aufgeregten Wisperns hinter unzähligen Fächern. Und dann sah er sie. Ihre Blicke trafen sich. Der Ausdruck in seinen Augen war kühl und entschlossen, und Claudia erschauerte unwillkürlich. Sie wusste, jetzt, da er sie gefunden hatte, würde sie ihm Rede und Antwort stehen müssen. Und sie ahnte nicht, wie das ausgehen würde. Auf einmal fiel es ihr schwer zu atmen, und ihr Herz klopfte wild. Wie angewurzelt blieb sie stehen, während er ohne besondere Eile, doch unaufhaltsam auf sie zukam. Mühelos teilte er dabei die Menge – ein Wort hier, eine sanfte Berührung dort genügte, und man machte ihm widerspruchslos Platz. Claudia schluckte, riss sich aber zusammen, entschuldigte sich bei den Damen, mit denen sie sich gerade unterhalten hatte, und ging einige Schritte zur Seite, um auf ihn zu warten.
    Dann stand er vor ihr und musterte sie kühl. Jede Einzelheit ihrer äußeren Erscheinung nahm er in sich auf. Stumm sah sie zu, wie er sich verbeugte, ihre Hand nahm und galant an die Lippen führte. Die Berührung schien sie zu versengen.
    „Ich glaube, der nächste Tanz gehört mir, Mylady.“
    Die Finger fest um ihre Hand schließend, zog er sie mit sich. „Was tust du hier?“, flüsterte sie.
    „Ich suche nach dir. Das Kleid steht dir übrigens ausgezeichnet.“
    „Du bist wohl kaum gekommen, um mir Komplimente zu meinem Kleid zu machen“, entgegnete sie heftig. „Was willst du, Anthony?“
    „Sagen wir einfach, durch dein Verschwinden sind viele Dinge unausgesprochen geblieben.“
    „Wir haben einander nichts mehr zu sagen.“
    „Da bin ich anderer Meinung.“
    Die Antwort wurde ihr unmöglich gemacht, weil sie in diesem Moment im Ballsaal ankamen. Das Orchester setzte bereits zu einem Walzer an. Claudia hatte diesen Tanz erst wenige Male ausgeführt, da er in England noch immer als ziemlich skandalös galt. Die Vorstellung, ihn mit Anthony tanzen zu müssen, erfüllte sie mit einer Furcht, die nichts damit zu tun hatte, dass sie vielleicht die Schritte verpatzen

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