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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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sicher wünschte. Wenn er sofort aufhörte, würde er es ihr leichter machen. Das riet ihm sein Verstand, doch seine Gefühle sträubten sich.
    Mary hatte sich nie vorgestellt, daß die Berührung eines Mannes zur selben Zeit so zärtlich und so kräftig sein konnte. Unter der Sanftheit von Jacks Kuß spürte sie seinen männlichen Körper. Mit einer Macht, die sie kaum als ihren eigenen Willen erkannte, drückte sie sich an ihn. Nach kurzem Zögern schlang sie Jack die Arme um den Nacken und fuhr ihm durchs Haar. Sie genoß es, Jacks Locken zu berühren und ging auf in dem Augenblick, der sicher ewig dauern würde, denn solcher Glückseligkeit konnte nichts anderes mehr folgen.
    Jack zog Mary enger an sich. Da rührte sich erneut die Stimme der Vernunft. Du tust ihr keinen Gefallen, sagte sie, sondern eher das Gegenteil. Und wenn das noch weitergeht, wirst du dir selbst ebenfalls schaden. Es ist ein Irrweg. Dein Leben ist in Boston, vergiß das nicht.
    So kämpfte Jack sein Verlangen nieder und ließ von ihren Lippen ab. Dabei versuchte er, die Sehnsucht in ihrem Blick nicht wahrzunehmen.
    Er schüttelte den Kopf. „Der Zauber ist ziemlich stark", raunte er.
    „Zauber?" Sie wirkte benommen.
    „Des Hauses." Während er sprach, begann Mary zu zittern. „Ihnen ist kalt."
    „Nein, nein", entgegnete sie. Verlegen nahm sie die Hände aus seinem Haar und ließ sie herabgleiten. Sie drehte sich etwas zur Seite, weil sie Jack nicht in die Augen sehen konnte. Sie hörte ihn scharf Luft holen und sie dann langsam wieder ausstoßen. „Wir sollten zurückfahren", schlug Mary vor. „Wahrscheinlich ist Sophia bereits eingetroffen. Und Grandfather mag es nicht, wenn ich so lange fort bin."
    „Ja", sagte er, rührte sich jedoch nicht von der Stelle. Worte kamen ihm in den Sinn.
    Er wußte, es wäre unklug, sie auszusprechen, aber er tat es dennoch. „Dies ist kein Leben für Sie."
    Überrascht schaute sie ihn an. „Wie bitte?"
    „Die ganze Zeit in diesem großen Haus eingeschlossen zu sein, nie auszugehen", antwortete er mit Entschiedenheit und großem Ernst.
    „Aber wer sollte sonst für ihn sorgen?" erwiderte Mary vernünftig. „Und selbst wenn jemand anderes da wäre, was würde ich dann tun?"
    Mich heiraten, ging es Jack durch den Sinn. Er spürte, wie ihm heiß und kalt wurde.
    Sein Herz begann heftig zu pochen.
    Wie kam er dazu, so etwas zu denken? Was für eine verrückte Idee. Weder auf diese Fragen, noch auf Marys, wußte er eine Antwort. So breitete er die Arme aus und sagte: „Sie könnten hier leben, in diesem Haus."
    Wie Tante Alice, dachte Mary und fühlte erneut die Trauer über ihre unerfüllten Träume in sich aufsteigen, ebenso wie die Sehnsucht, die daran geknüpft war. Wie sehr sie sich wünschte, daß er gesagt hätte, du könntest mich heiraten. Aber er hatte es nicht gesagt, ebensowenig wie er es je tun würde, das war ihr klar.
    Außerdem wollte sie genausowenig Jacks Mitleid wie er ihres.
    „Ja, vielleicht", meinte sie und nickte, „falls es noch leersteht, nachdem Grandfather nicht mehr lebt. Vielleicht verkaufen wir dann das große Haus und leben hier draußen."
    „Wir?" fragte Jack verdutzt.
    „Mutter und ich", erklärte sie und lächelte. „Bis dahin wird Eveline sicher ihren Traummann gewählt haben."
    Er erwiderte ihr Lächeln, aber es wirkte irgendwie gequält.
    Wenn er nur etwas hätte sagen können, das die Dinge für sie ins Lot bringen konnte.
    Wenn er ihr wieder dieses Lächeln hätte entlocken können, das ihr so eigen war.
    Aber er wagte nicht zu sprechen, vor allen Dingen deswegen nicht, weil ihm die passenden Worte nicht einfallen wollten. So stand er verwirrt und unentschlossen da, bis Mary sich wegdrehte und sagte: „Außerdem muß es bald Essenszeit sein."
    Da konnte er nichts mehr tun, außer ihr die Treppe hinunter zu folgen.
    ★

    Der Himmel war immer noch verhangen, als Mary und Jack in die Stadt zurückfuhren. Beide schwiegen nachdenklich. Die Straße war inzwischen voller Wagenspuren, die Gärten und Bürgersteige waren zertrampelt und die Wege zu den Häusern freigeschaufelt. Es mußte kurz vor Mittag sein, denn nur wenige Menschen waren unterwegs. Als sie jedoch die Elm Street erreichten, stießen sie auf eine Gruppe von Fußgängern, die ihrer Kleidung und Fröhlichkeit nach vom Schlittschuhlaufen kommen mußten. Sobald sie näher kamen, entdeckte Mary ihre Schwester unter ihnen, ebenso wie Hetty Pickering, Asa Webb und Annabella Woodross, die sich nicht an

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