Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
Vom Netzwerk:
ihr saß und die Seiten umblätterte, während sie spielte.
    Mary betrachtete sie alle. Ihre Gesichter waren so fröhlich, vor Freude und vom Wein gerötet. Sophia war dankbar für Robins Genesung, und Florence platzte vor Stolz über Porters Beförderung und war aufgeregt, weil sie wieder nach Hause zurückkehren durfte. Zweifellos dachte sie bereits an das hübsche Haus, das sie sich von dem Geld kaufen konnten, das sie sparten, wenn sie hier wohnten.
    Eveline wirkte sowohl selbstzufrieden als auch glücklich. Justin Harris hatte tatsächlich um ihre Hand angehalten, und Eveline genoß es nun, sich zu entscheiden. Die Mutter strahlte wie immer Ruhe aus, denn sie hatte sich für ein Leben abseits der weltlichen Gefahren entschieden. Und dann waren da noch Gray und Jack, die das Gegenteil gewählt hatten und gefaßt und erwartungsvoll dastanden. Alles lag noch vor ihnen.
    Und Mary? Was war mit ihr? Im Augenblick war sie glücklich, weil Jack da war. Weil er sie gebeten hatte, ihren winzigen, geliebten Schlitten halten zu dürfen. Doch genauso, wie er ihr den Baumschmuck zurückgegeben hatte, würde er bald gehen, ohne sich noch einmal umzuschauen. Sie wußte, daß sie ihm das nicht vorwerfen konnte. Wenn er Großes erreichen konnte, weshalb sollte er sich mit weniger zufriedengeben? Weshalb sollte er eine unscheinbare Frau wählen, wenn er eine Schönheit haben konnte? Er hatte Mary Güte, Freundschaft und Respekt gezeigt. Sie hätte ihm Unrecht getan, wenn sie diese Dinge mit etwas anderem verwechselt hätte.
    Und doch, wo blieb sie dabei? Selbstmitleid hatte keinen Sinn, doch was sonst sollte sie empfinden, wenn sie nur eine so untergeordnete Rolle im Glück der anderen spielte? Früher hatte sie sich damit getröstet, daß sie, falls sie niemals heiratete, eines Tages friedlich im Old House leben würde wie Tante Alice. Doch nun wollte Grandfather es verkaufen, was bedeutete, daß sie ihr Leben lang so weitermachen mußte wie bisher.
    Sie würde weiterhin das große Haus als Familienhotel bewirtschaften und sich ein wenig Zuneigung bei den Kindern ihrer Schwestern holen. Florence würde einziehen und wieder ausziehen, doch Mary blieb immer Mary, tagein, tagaus. Obwohl sie inmitten ihrer Familie und nur eine Armeslänge von dem Mann entfernt stand, den sie liebte, hätte sie genausogut auf dem Mond sein können, so groß war ihre Sehnsucht.
    „Vom Himmel hoch da komm' ich her", sangen die anderen, und Mary versuchte mitzusingen, doch die Worte blieben ihr im Hals stecken.
    ★
    Sie hatten gerade „Stille Nacht, Heilige Nacht", angestimmt, als Jack auffiel, daß Mary verschwunden war. Als er sich das letztemal zu ihr umgewandt hatte, stand sie neben Porter. Sie hatte ihre Mutter mit diesem sehnsuchtsvollen, verlangenden Ausdruck angeschaut, der ihn von Anfang an gerührt hatte. Zuerst hatte er ihren Namen rufen wollen, doch wäre das nicht gut gewesen, während alle anderen um ihn herumstanden und Eveline sich wunderte, weshalb er die Seite nicht umblätterte. Später ist auch noch Zeit, hatte er gedacht und sich wieder umgedreht.
    Doch als er sich wieder nach ihr umschaute, war sie nicht mehr da.
    Zuerst glaubte er, Mary würde vielleicht etwas aus der Küche holen. Doch als die Minuten verstrichen und Mary nicht zurückkehrte, beschloß er, sie zu suchen.
    Emily und Mrs. Parker sahen erstaunt auf, als Jack die Küche betrat.
    „Miss Hillyer? Nein, seit dem Abendessen haben wir sie nicht mehr gesehen, Sir.
    Vielleicht sollten Sie es oben beim alten Herrn versuchen, obwohl er nicht gerufen hat, denn das hätten wir sicher gehört."
    „Dann schaue ich dort. Frohe Weihnachten."
    „Frohe Weihnachten, Sir", entgegneten sie und tauschten bedeutungsvolle Blicke, als Gates sie eilig verließ und die Hintertreppe hinaufeilte.
    Die Tür zum Zimmer des alten Hillyer war angelehnt. Jack blieb davor stehen und lauschte auf ein Geräusch, das ihm verriet, ob sich Mary darin befand oder nicht.
    Aber er hörte nichts und ging daher weiter. Marys Tür war zu, und diesmal klopfte Jack an.
    Niemand antwortete. Hatte er es sich nur eingebildet, oder war da drinnen ein Geräusch gewesen, als schluchzte jemand? Er klopfte noch einmal stärker.
    „Mary?" rief er.
    Zuerst blieb es still. „Was gib's?" fragte Mary dann mit erstickter Stimme.
    „Darf ich hereinkommen?" fragte Jack.
    Wieder schwieg sie einen Moment. „Also gut, wenn Sie wollen. Die Tür ist nicht verschlossen", fügte sie hinzu.
    Jack öffnete und trat ein.
    Mary

Weitere Kostenlose Bücher