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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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saß auf der gegenüberliegenden Seite des Zimmers in einem Sessel. Nur die Lampe auf dem Frisiertisch brannte, es war ziemlich dunkel im Raum. Trotzdem bemerkte Jack sofort, daß Mary bis kurz zuvor geweint hatte. Als er die Tür hinter sich zuzog, stand Mary auf, und ihre Röcke fielen bis auf den Boden. In diesem Licht hatten sie die Farbe einer sommerlichen Morgendämmerung.
    „Ist etwas nicht in Ordnung, Mr. Gates?" fragte Mary.
    „Sie meinen, ob ich etwas brauche?" Jack schüttelte den Kopf, und ein bitteres Lächeln huschte um seinen Mund. „Nein, ich bin nicht gekommen, um Ihnen zu sagen, daß es etwas für Sie zu tun gibt. Mir ist aufgefallen, daß Sie verschwunden sind, und ich wollte den Grund wissen." Nach einer Pause fügte er hinzu: „Weshalb haben Sie eben geweint?"
    Jack sah ihr an, daß sie es leugnen wollte, doch da stiegen ihr erneut die Tränen in die Augen. „Es ist nichts", murmelte sie und senkte den Kopf, „gar nichts. Ich weiß nicht, was über mich gekommen ist. Ach du meine Güte ..." Sie schluchzte auf und schlug die Hände vors Gesicht, um den Anblick vor ihm zu verbergen.
    Es war ihm kaum bewußt, daß er das Zimmer durchquert hatte, aber plötzlich stand er vor Mary und schloß sie in die Arme, wie er es sich schon so oft gewünscht hatte.
    Er strich ihr über das Haar und zog sie noch fester an sich. Dabei spürte er ihre Wärme und ihr bebendes Schluchzen.
    „Ist es, weil ich fortgehe? Ist es deshalb?" fragte er sanft.
    „Ja, teilweise", flüsterte sie an seiner Brust. „Es ist wegen allem — weil Florence herzieht und Grandfather das Haus verkauft. Ich weiß, ich sollte dankbar sein für das, was ich habe, aber trotzdem, ich kann nicht anders . . ."
    Sie brach ab, da sie erneut von Tränen überwältigt wurde.
    „Ach, meine Liebe", hauchte Jack in ihr Haar. „Mein armer, kleiner Schatz, ich werde für dich sorgen." Er drückte sie ganz fest an sich und flüsterte Worte des Trostes und der Zuneigung, bis seine Lippen die ihren fanden, und er Mary küßte. Sie erwiderte seinen Kuß genauso freudig wie beim erstenmal im Old House, genauso sanft und hingebungsvoll.
    Alles wollte er für sie tun, alles auf der Welt. Sein Leben lang wollte er nichts anderes mehr, als sie zu lieben und zu erfreuen. Am Vortag war es ihm bereits klargeworden, doch erst in diesem Augenblick spürte er die ganze Macht der Wahrheit. Jack, der immer stolz gewesen war, die Kontrolle zu behalten, empfand nur noch demütigen Dank dafür, daß ihm Liebe gewährt worden war. Er nahm Marys Kopf zwischen die Hände und zeigte ihr mit seinen Küssen, wie es um ihn stand.
    Mary dachte nur noch daran, daß sie wieder bei ihm war, und vergaß unter der rauhen Zärtlichkeit alles andere. Auf seinen Lippen schmeckte sie noch den Glühwein, mit dem sie unten auf Florences Wohl getrunken hatten. Auf alles hatten sie getrunken, nur auf ihr Leben nicht. Doch das war nun nicht mehr wichtig. Nichts war mehr wichtig, außer, daß sie in Jacks Armen lag. Marys Wangen waren noch tränenfeucht, ihre Augen noch geschwollen. Aber nun war sie selig, auch wenn es ein bittersüßes Glück war, weil dies alles war, was sie bekommen sollte.
    Sie mußte diesen Augenblick bewahren und durfte nicht an die anderen Frauen denken, die Jack zuvor schon umarmt hatte oder die diese Freude in der Zukunft kennenlernen sollten. „Meine Liebe", hatte er ihr zugeflüstert, und das mußte genügen. Zwei Wochen zuvor wäre Mary über solche Gefühle entsetzt gewesen, doch an diesem Abend wollte sie ihm willig alles geben, was er von ihr verlangte, nur damit sie in den kommenden Jahren auf etwas zurückschauen konnte.
    Unwillkürlich hatte sie Jack die Arme um den Nacken geschlungen. Nun ergriff Jack ihre Hand, führte sie an seinen
    Mund und preßte sie dann auf seine Wange. Sein warmer Atem und seine rauhe Haut jagten Mary ein aufregendes Prickeln durch den Körper, bis sie glaubte, die Beine würden sie nicht mehr tragen. Jack drückte sich ihre Hand aufs Herz und drehte sie ¿ann, um mit den Lippen eine brennende Linie vom Handgelenk über den Arm zu ziehen. Als er die zarte Haut dicht am Ellbogen erreichte, stöhnte Mary vor Wonne, und sie drängte sich immer dichter an Jack, Ihr Stöhnen brachte seinen Puls zum Rasen und versetzte sein Inneres in Aufruhr.
    Beschützen wollte er Mary, doch er begehrte sie auch mit einer tiefen Leidenschaft, wie er sie noch nie erlebt hatte. Er suchte die Wärme ihres Halses mit dem Mund und sog den Duft

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