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Historical Weihnachtsband 1990

Titel: Historical Weihnachtsband 1990 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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rücksichtslos sein. Dies hatte sie in der ersten Nacht erfahren, als er sie bis zum Morgengrauen bei sich behalten hatte.
    „Welchem Umstand habe ich diese Ehre zu verdanken?" fragte Travis sanft. Er brauchte kaum die Hand zu heben, schon war Peter mit einem zweiten Gedeck zur Stelle und schenkte Travis ein frisches Glas Wein ein, wobei er besorgt zu Isabelle hinübersah. Sie zwinkerte ihm zu und versuchte ihm dadurch zu verstehen zu geben, daß sie, wie immer, alles unter Kontrolle hatte.
    „Die Ehre, Sir? Nun, eigentlich hatte ich gehofft, daß der Schnee schmelzen würde, damit Sie bald wieder in die Schlacht ziehen können."
    Travis lehnte sich zurück und beobachtete Isabelle. „Vielleicht werden wir das sogar.
    Würde Sie das tatsächlich so sehr freuen?" fragte er.
    Isabelle erhob sich. Nun hatte er es geschafft, daß sie sich dafür schämte, dem Feind den Tod gewünscht zu haben. Ziellos wanderte sie im Zimmer umher und blieb dann vor dem Familienporträt stehen, das Mr. Brady kurz vor Ausbruch des Krieges angefertigt hatte. Rechts und links von ihr standen ihre Brüder, und vor ihnen saßen die Eltern. Doch die Jungs steckten bereits in Uniform, und Isabelle betete jeden Tag, daß sie aus dem Krieg zurückkehren möchten. Wenn die nun ebenso in einem Haus der Unionisten saßen, würde sie dann dort auch ein Mädchen auf das Schlachtfeld wünschen, um zu bluten, um zu sterben?
    „Ich will lediglich, daß Sie aus meinem Haus verschwinden", sagte sie und drehte sich um.
    Auch Travis war aufgestanden, blickte auf das Bild und trat näher heran. „Nette Familie", sagte er. „Ihre Eltern?"
    „Sie starben 1859, im Abstand von wenigen Tagen, an den Windpocken. Meine Brüder und ich waren immun, glaube ich, weil wir die Krankheit als Kinder bereits gehabt hatten. Damals steckteil sich weder Vater noch Mutter an, doch dann zog sie sich ein Baby in der Nachbarschaft zu und . . ." Mit einem Schulterzucken brach sie ab.
    „Das tut mir sehr leid."
    „Es ist ein schrecklicher Tod", sagte sie leise.
    „Ich weiß." Travis wandte sich von ihr ab und trat hinter einen Stuhl. „Wollen wir jetzt essen?"
    Isabelle setzte sich, und Butler Peter servierte ihnen geräucherten Schinken aus der Vorratskammer, eingemachte Aprikosen und winzige eingelegte Karotten und rote Beete.
    „Wo sind Sie zu Hause, Captain?"
    „In Alexandria."
    Alexandria. Die schöne alte Stadt war wegen ihrer Nähe zu Washington, D.C., seit Kriegsausbruch von den Unionstruppen besetzt, aber unter ihren Einwohnern befanden sich auch viele Unionisten. Es war schon ein seltsamer Krieg. Der westliche Teil Virginias hatte sich bereits selbständig gemacht, und ein neuer Staat war entstanden: West Virginia.
    „Sie bekommen Ihr Heim zurück, Miss Hinton, da brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen."
    „Tatsächlich?"
    „Aber selbstverständlich."
    Isabelle legte die Gabel hin. „Woher soll ich wissen, daß Sie das Haus nicht niederbrennen, wenn Sie von hier fortgehen?" fragte sie provozierend.
    Auch Travis legte seine Gabel ab. „Glauben Sie wirklich, daß ich dazu fähig wäre?"
    Isabelle betrachtete ihn eine ganze Weile, während er eines von Peters Spezial-Brötchen mit Butter bestrich und es dann Isabelle anbot.
    „General Lee hat Arlington House verloren", antwortete sie. „Und ich muß zugeben, ich bin sehr überrascht, daß ihr Yankees es nicht bis auf die Grundmauern niedergebrannt habt."
    Travis legte das Brötchen hin und nippte an seinem Wein. „Es ist ein sehr schönes Haus", sagte er leise, „mit Blick aufs Kapitol. Als General Lee sich entschloß, für den Süden zu kämpfen, wußte er, daß er sein Haus würde aufgeben müssen. Seine Frau, seine ganze Familie wußte es, und dennoch traf er diese Entscheidung. So mancher, der vor dem Bürgerkrieg mit ihm gekämpft hatte oder von ihm ausgebildet worden war, reagierte sauer. Einige wollten sein Haus in Brand stecken. Es ist Mrs. Lee, die mir dabei leid tut. Sie ist dort aufgewachsen, und als George Washingtons Stiefenkelin hat sie immer ein starkes Geschichtsbewußtsein besessen. Sie ist eine großartige Dame." Er hielt inne, als hätte er bereits zuviel gesagt. Dann zuckte er mit den Schultern und fuhr fort: „Sie werden das Haus nicht niederbrennen. Seit Beginn des Krieges sind dort Unionssoldaten beigesetzt worden, und auf dem Grundstück soll jetzt eine nationale Gedenkstätte entstehen."
    „Und Lee ist sein Heim für immer los."
    „Na ja, der Süden könnte ja den Krieg immer

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