Historical Weihnachtsband 1991
hätte sich zu gern in der dunklen Tiefe versinken lassen wie in einem Meer der Wärme, jetzt und für alle Zeit.
„Da bleibt bloß etwas, was dich und mich angeht", sagte er nachdenklich und streichelte ihren Hals. „Sobald meine Männer und ich uns morgen eingerichtet haben, dann ist es ja wohl leider unmöglich, ich meine, mit meinen Leuten und Tim immer um uns herum, daß wir, du und ich, eine Möglichkeit finden für . . . für etwas Gemeinsamkeit."
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„ . . . leider unmöglich, ... du und ich . . Gemeinsamkeit. . .", hatte Jerrod gesagt.
Diese Worte gingen Beth nicht aus dem Sinn, klangen immer wieder in ihr nach, als sie einander in den Armen lagen, eng aneinandergepreßt, und zärtlich zueinander waren. Beth atmete den herben männlichen Geruch, als wären sie schon eins, während ihre Zungen einander berührten, die Hände liebkosend über den Körper des anderen strichen. Sie fühlte sich erst richtig lebendig an der Brust dieses Mannes.
Plötzlich zerbarst ein Scheit im Feuer in tausend Funken, die mit winzigen roten Flämmchen an der Decke auf dem Strohlager und sogar an Beths Kleidersaum leckten.
„O Gott, Feuer", schrie Beth auf, sprang auf und trat die glühenden Funken aus.
„Es ist doch nichts geschehen", sagte Jerrod lachend und streckte die Arme nach ihr aus.
Sie protestierte heftig. „Ich habe einmal sehen müssen, wozu das führen kann."
Jerrod Ross seufzte tief, stützte die Ellbogen auf die Knie und blickte ins Feuer. Beth wischte die heiße Asche auf den Rost zurück, hob die Offizierspelerine auf und schüttelte sie sorgfältig aus. Als gerade dann das Scheit größere Flammen auflodern ließ, wurde es unvermutet ganz hell im Raum. Beth bemerkte, wie ein Stück Papier aus dem Umhang fiel, als sie ihn über einen Stuhl legen wollte. Sie beugte sich hinunter, hob es auf und sah die Unterschrift auf der einzig beschriebenen Seite: George Washington, General.
Unwillkürlich überflog Beth die wenigen Zeilen, und ihre Hand begann zu zittern. Es war ein Befehl. Und Jerrod Ross hatte keineswegs die Absicht gehabt, Beth die Entscheidung über eine Einquartierung zu überlassen. Hier stand schwarz auf weiß:
„Mrs. Elizabeth McGowan, Witwe, auf der Farm an der Wegbiegung zwischen Berwyn und Haverford, etwa sieben Meilen von Valley Forge entfernt, Pennsylvania, stellt Unterkunft und Kost bis auf weiteres für Lt. Col. Jerrod Ross, Adjutant des Commissary General of Forage, und vier seiner Leute."
Das war ja noch schlimmer als zu Lebzeiten ihres Vaters und ihres Ehemannes.
Jerrod Ross kümmerte sich keinen Deut um ihre eigenen Entscheidungen oder ihre Unabhängigkeit. Und er war keineswegs verwandtschaftlich dazu berechtigt.
Glaubte er etwa, er wäre der Puppenspieler und könnte Menschen wie Marionetten an seinen Fäden tanzen lassen? Natürlich war sein Kuß, war die Zärtlichkeit nur Mittel zum Zweck, Beth seinen Willen aufzuzwingen. Verführung statt Gewalt schien ihm wohl angebracht. Doch seine Treue zu der Armee bedeutete ihm weit mehr als alles, was zwischen ihm und ihr gewesen war.
Beth ließ das Papier wie eine heiße Kartoffel auf den Tisch fallen. Verblüfft schaute Jerrod in ihr von Jähzorn gezeichnetes Gesicht.
„Ich kann dir das erklären", begann er und hob wie beschwörend die Hände.
Innerlich verfluchte er sich selbst. Alles hatte sich an diesem Abend so verheißungsvoll zwischen ihnen entwickelt, und nun mußte das kommen! Dabei hatte er sich den Befehl nur für den Fall ausstellen lassen, daß Beth McGowan sich unnachgiebig erwiesen hätte. Er wollte doch nichts, als seine Pflicht zu erfüllen und sich um diese Frau kümmern zu können. Elizabeth, die ihm so viel bedeutete, nach der er sich so verzweifelt sehnte. Er hätte ihr gern alles gesagt, aber auch er war außer sich, niedergeschlagen und erschöpft.
„Zuerst wollte ich dich und Tim und deine Nachbarn, die Pembrokes, sicherheitshalber in die Stadt bringen, solange die Armee hier in der Gegend lagert.
Aber ich fürchtete, du würdest nicht gehen wollen."
„Ich denke auch nicht daran, zu gehen. Aber ich habe nun endlich begriffen, wie hinterlistig und verlogen du wirklich bist. Natürlich war das vom ersten Augenblick an deine Absicht. Die Farm kommt euch sehr gelegen. Und eine alleinstehende Witwe mit einem Kind hat ohnehin nichts zu sagen. Es geht um die Armee. Sie muß gehätschelt werden. Da kommt es nicht auf einen oder zwei einzelne Menschen an.
Und alles andere diente dir nur dazu, mich
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