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Historical Weihnachtsband 1991

Historical Weihnachtsband 1991

Titel: Historical Weihnachtsband 1991 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: LYNDA TRENT , CARYNCAMERON , DELORAS SCOTT
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hereingekommen war.
    Er spitzte die Lippen, als wollte er jemanden küssen, grinste, drehte sich auf der Schwelle gleich wieder um und zog die Tür geräuschlos hinter sich ins Schloß.
    ★
    Am Abend, als Tim längst im Bett war, saßen Beth und Jerrod Seite an Seite in der Küche und tranken erwärmten Apfelsaft. Dabei machten sie Pläne für das nahe Fest.
    Sollten nicht ausgerechnet wieder die Rotröcke in der Gegend auftauchen, so hofften beide nicht nur den Heiligen Abend, sondern auch den Weihnachtstag miteinander zu verbringen.
    Jerrod erinnerte sich daran, wie er das Fest im vergangenen Jahr bei einem Überraschungsangriff auf den Feind am Delaware River verlebt hatte.
    Unvermittelt sagte Beth: „Ich habe jetzt ein richtig schlechtes Gewissen, daß ich an deinen ehrlichen Absichten habe zweifeln können."
    Er umfaßte ihren Kopf mit beiden Händen und lächelte. „Meine Absicht, liebste Beth, ist einzig die, das Beste aus der kurzen Zeit zu machen, die uns gegeben ist. Ich brauche dich so sehr." Damit zog er sie noch enger an sich.
    Sie nickte. „Ich dich auch. Aber ich glaube, ich brauche auch ziemlich viel Beherrschung, um nicht den Kopf zu verlieren, sobald du mich nur berührst."
    „Darum bemühe ich mich schon die ganze Zeit", gestand er ihr ein. „Du hast doch nicht etwa Angst vor der Sehnsucht, die in uns ist? In der Nacht, in der ich zurückkam, war ich beinahe soweit, daß ich mit dir hier auf diesem Strohsack intim geworden wäre. Da bist du aufgesprungen, noch bevor wir wieder zu streiten anfangen konnten."
    „Nein, da hatte ich bloß schreckliche Sorge, es könnte brennen", erklärte sie. „Die Funken, weißt du? Schau, der Gehilfe meines Vaters hatte eines Nachts einen über den Durst getrunken. Die Kerze entzündete eine Wollperücke, die Flammen erfaßten die Vorhänge und die Dachsparren. Das Geschäft, unser Haus und die Häuser zweier Nachbarn wurden völlig eingeäschert. Der unbedachte Geselle blieb am Leben. Meinen Vater aber kostete die Feuersbrunst das seine. Die Leute hielten meine Schwester und mich zurück. Es war grauenhaft, zu wissen, daß Vater in den Flammen war und qualvoll darin erstickte. Wir hätten ihm nicht helfen können, hieß es."
    Beth wischte sich die Tränen ab, die ihr über die Wangen rollten, und schaute zur Seite. Der Raum verschwamm vor ihrem Blick. Nach einer Weile fuhr sie mit etwas schwankender Stimme fort: „Meine Schwester und ich lebten einige Zeit bei Freunden. Aber es ist hart, von Leuten abhängig zu sein, mit denen man nicht verwandt ist. Als bald ein Freund unseres Vaters, eben William McGowan, mich fragte, ob ich seine Frau werden wolle, war ich ihm erst nur sehr dankbar, daß er uns damit aus der Not half. Später liebte ich ihn dann um seiner selbst willen."
    „So war das also."
    „Das ist noch nicht alles. Ich war so daran gewöhnt, daß mein Vater jede Entscheidung für mich traf, daß ich es für ganz natürlich hielt, als William das weiterhin tat. Doch nach einiger Zeit, nach Tims Geburt genau genommen, hatte ich den Wunsch, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen, wenn auch mit meinem Mann gemeinsam. Erst als William uns verlassen mußte, um in den Krieg zu gehen, stand ich plötzlich auf eigenen Füßen. Seither fasse ich jeden Entschluß für Tim und mich ganz allein, auch wenn ich mich manchmal verlassen und verängstigt fühle."
    Sie lächelte zu Jerrod Ross hinauf. „Und nun bin ich fest entschlossen, dich zu lieben, Jerrod Ross. Trotz der schweren Zeiten, die uns vielleicht noch bevorstehen, werde ich auf dich warten. Das hast du so gemeint, nicht wahr?"
    „Ja, so muß es noch gehen. Es wird mir mehr Antrieb geben, diesen verdammten Krieg schnell zu beenden."
    „Keiner von uns könnte früher eine Bindung eingehen, ein Versprechen ablegen, das verstehe ich auch. Bleibt nur die Frage, wie wir mit dieser Sehnsucht fertig werden, die uns zueinander drängt. Bei jeder Berührung empfinde ich so stark, so ganz anders als je zuvor. Manchmal weiß ich wirklich nicht, was ich tun soll."
    Jerrod seufzte tief und dehnte die breiten Schultern, als ob gerade mit diesen Worten eine schwere Last von ihm genommen worden wäre. „Wir wollen trotz allem das Beste aus unserem Beisammensein machen, Liebste. Alles, nur nicht das letzte. Noch heißt es darauf verzichten." Die Stimme versagte ihm, er hätte den Krieg verfluchen mögen, der sie zur Enthaltsamkeit zwang, zum Warten. War es nun edel oder einfach töricht, die ersehnte letzte

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